Süddeutsche Zeitung

Andechs:Klosterbrauerei schont die Umwelt

Deutschlands größte konzernunabhängige Klosterbrauerei in eröffnet die neue Abfüllanlage für zwölf Millionen Euro. Damit spart der Betrieb viel Energie und Wasser - und die Flaschen können besser gereinigt werden.

Von Armin Greune

Für einen mittelständischen Wirtschaftsbetrieb ist es eine bemerkenswerte Investition: Zwölf Millionen Euro hat die Klosterbrauerei Andechs in den neuen Anbau am Fuß des Heiligen Bergs gesteckt, der ein Lager und eine hochmoderne Abfüllanlage enthält. Das ist die größte Summe, die seit dem Neubau in den Jahren 1973 bis 1984 in eine einzelne Modernisierungsmaßnahme geflossen ist.

Doch das Geld kommt weder einer Produktionsausweitung noch einer Rationalisierung zugute: Die Mitarbeiterzahl bleibe mit etwa 25 konstant, nach wie vor werde täglich von 6.45 bis 17.15 Uhr gearbeitet, obwohl sich die Anlage im Mehrschichtbetrieb wohl rascher amortisieren ließe. "Für uns war nicht eine Rationalisierung, sondern Qualität und technische Effizienz entscheidend", sagte der Betriebsleiter der Klosterbrauerei, Alexander Reiss, als er am Montag die neue Füllerei den ersten Besuchern vorstellte. Der jährliche Bierausstoß von etwas mehr als 100 000 Hektolitern aber soll nicht erweitert werden, Andechs bleibt damit die größte deutsche, konzernunabhängige Klosterbrauerei.

Zur Eröffnung nach gut einjähriger Bauzeit konnte Abt Johannes Eckert Bayerns Bierkönigin Veronika Ettstaller und Staatskanzleichef Florian Herrmann begrüßen. Der CSU-Politiker würdigte das christliche und soziale Engagement des Klosters ebenso wie dessen erfolgreiches Unternehmertum. Tim Weidner, stellvertretender Landrat, betonte die touristische Bedeutung des Heiligen Bergs für den Landkreis: Bis zu eine Million Besucher kommen pro Jahr nach Andechs. Bürgermeisterin Anna Neppel hob die Fortschritte in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit hervor, die mit der neuen Anlage erreicht werden.

So werden künftig pro Hektoliter Bier nur noch 3,4 statt bislang 4,6 Kilowattstunden Energie verbraucht, also mehr als ein Viertel eingespart. Noch besser fällt die Wasserbilanz aus: Nurmehr 36 statt zuvor 66 Liter müssen pro Hektoliter Bier eingesetzt werden, so wird fast 45 Prozent weniger Wasser verbraucht. Zudem können Reinigungsmittel in der neuen Füllerei sparsamer eingesetzt werden, der Lärmpegel für Mitarbeiter ist niedriger, Heizung und Lüftung wurden verbessert.

Auf zwei getrennten automatischen Förderbändern werden die gebrauchten Kästen und Flaschen durch die 900 Quadratmeter große Abfüllanlage geleitet und gereinigt. Nach 25 Minuten verlassen die Gebinde sauber, frisch abgefüllt und etikettiert die Halle wieder. Bis zu 24 000 Flaschen pro Stunde lassen sich so produzieren, nicht mehr wie in der bisherigen Füllerei aus dem Jahr 1991. Doch besonders die hygienische Qualität habe sich enorm verbessert, wie Reiss den Gästen beim Rundgang erklärte. So werden etwa die Flaschen mehrmals mit Kohlendioxid und heißem Wasser gespült und evakuiert, zwischendurch erfolgen viele Kontrollen. Das "schwarze", also schaumfreie Abfüllen der Flaschen dauert dank vorheriger CO₂-Spülung nur wenige Sekunden. Ein Ärgernis bleibt freilich der hohe Anteil "fremder" Flaschen im angelieferten Leergut: Etwa jede fünfte muss aussortiert werden, was die Brauerei rund zehn Cent pro Stück kostet.

Ansonsten kann man zum neuen Anbau eine Menge imposanter Zahlen auftischen. Von 2500 Quadratmeter Gesamtfläche entfallen 600 auf die Technik und 1000 auf Pallettierer und Lager: Dort können nun eine Millionen Flaschen aufbewahrt werden, die früher im Freien standen, was im Winter wegen der Temperaturunterschiede viel Glasbruch verursachte. 2100 Kubikmeter Beton und 220 Tonnen Stahl wurden in der neuen Halle verbaut, 3000 Meter Rohre aus Edelstahl durchziehen die Abfüllanlage. Die Wände bestehen aus 145 Elementen, die zwischen sechs und zwölf Tonnen wiegen. Und die Fassaden wurden sehr ästhetisch mit 450 Quadratmetern Weißtanne verkleidet: So wirkt das 60 Meter lange Gebäude viel attraktiver als die meisten anderen modernen Industriehallen.

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Quelle:
SZ vom 08.10.2019
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