Milchprodukte aus Andechs:Nachhaltigkeitspreis für Molkerei

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Barbara Scheitz und Betriebsleiter Dominik Antoni bei der neuen Prozesswasseraufbereitung der Molkerei Scheitz. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Betrieb der Familie Scheitz überzeugt mit einem Projekt zur CO₂-Vermeidung. Im nächsten Schritt soll der Strom für die Produktion komplett selbst produziert werden.

Von Carolin Fries, Andechs

Sie denken sich immer wieder etwas Neues aus und sind damit immer wieder erfolgreich. Die Rede ist von der Molkerei Scheitz in Andechs, die den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025 für Produkte in der Kategorie Natur erhält – nach dem „Goldenen Regenwurm“ in diesem Jahr und dem Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte im vergangenen Jahr. Sie seien eben Bio-Pioniere der ersten Stunde, wie Geschäftsführerin Barbara Scheitz am Mittwoch bei der Verkündung in der Andechser Produktionsstätte erklärte. Zugleich hob sie die Bedeutung der aktuellen Auszeichnung hervor: „Das ist ein großer Schritt.“

Der Preis gilt europaweit als größte Auszeichnung für ökologisches Engagement. Es würdigt das Projekt „Klima-Bauer“, das 2021 auf Initiative des Andechser Betriebs mit 70 ausgewählten Bio-Landwirten gestartet ist. Ziel der Initiative ist es, auf allen Stufen der Produktion die Freisetzung von Kohlendioxid möglichst zu vermeiden. Für jede Tonne CO₂, die eingespart wird, bezahlt die Molkerei den Bauern zehn Euro.

Zu Beginn des Projekts wird dabei in Betrieben die Zahl der Tonnen CO₂, die jeder „Klima-Bauer“ voraussichtlich einsparen kann, sachverständig geschätzt. Die regionalen Böden und Besonderheiten der Kulturlandschaft werden dabei berücksichtigt. Ebenso der Status von Humus und Nährstoffen. Auf dieser Grundlage zahlt die Molkerei an jeden „Klima-Bauern“ jährlich einen Vorschuss. Schließlich werden für die Verhältnisse des Betriebs geeignete Maßnahmen erarbeitet und wissenschaftlich begleitet. Nach zwei Jahren sowie zum Ende der fünfjährigen Projektlaufzeit erfolgt auf Grundlage der Betriebsdaten eine Schätzung dessen, was im Betrieb tatsächlich erreicht wurde. Der Vorschuss für die Folgejahre wird entsprechend neu festgesetzt.

Als wichtigste Maßnahme der ökologischen Bewirtschaftung gilt dabei der Humusaufbau. Unter Humus versteht man das organische Material, das sich in den obersten Bodenschichten findet. Es ist das, was übrig bleibt, wenn pflanzliche, aber auch tierische und mikrobielle Überreste erfolgreich zersetzt wurden und als Erde in den Boden übergehen. Humus besteht zu etwa 60 Prozent aus Kohlenstoff und bietet somit ein wertvolles Potenzial für eine permanente Kohlenstoff-Bindung im Boden: Je mehr Humus aufgebaut wird, desto mehr Kohlenstoff wird im Boden gespeichert. 

Die Anlage hat den Betrieb etwa vier Millionen Euro gekostet. (Foto: Arlet Ulfers)
Das Abwasser aus der Produktion wird dort stromsparend gereinigt. (Foto: Arlet Ulfers)

Natürlich spielt Nachhaltigkeit auch in der Biomilchstraße in Andechs eine große Rolle, wo die „Andechser Natur“-Produkte hergestellt werden. 2020 bereits gelang es, 80 Prozent des benötigten Stroms durch ein Heizkraftwerk selbst zu erzeugen. Weil die nicht benötigte Energie als Kälte gespeichert wird, liegt die Energieeffizienz laut Scheitz bei 91 Prozent: „Es geht so gut wie nichts verloren“. Das nächste Ziel sei es, mit Fotovoltaikanlagen auf den begrünten Dächern der Molkereigebäude die Stromversorgung des Betriebs komplett abdecken zu können. Ein entsprechender Bebauungsplan sei bereits im Genehmigungsverfahren. In den vergangenen Jahren hatte die Molkerei Millionen Euro in eine neue Gläserwaschanlage sowie eine Prozesswasseraufbereitungsanlage investiert.

All diese Dinge sehen die Verbraucher in der Regel nicht. Sie greifen aber vermehrt zu Bio-Milchprodukten, wie eine Umfrage der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft zeigt. Die Andechser Molkerei baut ihr Angebot dementsprechend weiter aus, ganz neu sind drei Sorten Andechser Natur-Frischnudeln. Seit wenigen Wochen gibt es außerdem die Weidemilch, welche die klassische Biomilch abgelöst hat. „Darauf haben wir zehn Jahre hingearbeitet“, sagt Barbara Scheitz. „Die Kühe unserer Bauern gehen nicht nur im Laufhof spazieren, sie stehen auf der Weide“, erklärte sie. 90 Prozent der 575 Kuhmilchbauern, welche die Molkerei beliefern, hätten ihre Betriebe entsprechend umgebaut. Langfristig sollen alle Produkte aus Weidemilch hergestellt werden. „Nächstes Jahr ist der Joghurt dran.“

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