Jugendschöffengericht :Gefälscht und verkauft

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Erinnerung an die Corona-Zeit: Ein Apotheker stellt am Computer einen digitalen Impfnachweis aus. Ein junger Mann machte daraus ein Geschäft: Er gestand vor dem Jugendschöffengericht in Starnberg seine Taten. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Während der Corona-Zeit manipulierte ein junger Gautinger als Apothekenhelfer mehr als 1000 Impfzertifikate. Dafür wurde er nun zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.

Von Christian Deussing, Starnberg

Mit dem Minijob in einer Münchner Apotheke hatte sich für den jungen Mann zur Corona-Zeit vor drei Jahren urplötzlich eine lukrative Chance ergeben, seine Einkünfte aufzubessern – und nutzte seine Position aus: Innerhalb von vier Monaten fälschte er in mehr als tausend Fällen digitale Impfzertifikate. Laut Anklage übermittelte der Gautinger dafür Namen, Geburtsdaten und Impfstoffe über ein Apothekenportal an das Robert-Koch-Institut, um die entsprechenden QR-Codes zu erhalten und an einen älteren Komplizen zu verkaufen. Der war wiederum Impfgegner und bot seinen Kunden zudem gelbe Blanko-Impfpässe für die gefälschten Aufkleber an, um damit auch seinen Drogenkonsum zu finanzieren.

Der heute 23 Jahre alte Angeklagte aus Gauting wurde am Donnerstag vom Starnberger Jugendschöffengericht wegen Vergehens gegen das Infektionsschutzgesetz zu einer einjährigen Jugendstrafe auf Bewährung und zwei Wochen Dauerarrest verurteilt. Zudem muss er hundert Stunden soziale Dienste ableisten und fast 20 000 Euro zurückzahlen, die er für seine Machenschaften kassiert hatte. Die Ermittler waren insgesamt zunächst sogar von 50 000 bis 100 000 Euro ausgegangen, die über verschiedene Krypto-Währungen an den Angeklagten für seine Dienste ausgezahlt worden sein sollen. Doch dieser Betrag ließ sich im Verfahren nicht nachweisen.

Der Gautinger gestand seine Taten und bedauerte sein Verhalten: „Ich habe mich dazu hinreißen lassen und war mir der strafrechtlichen Tragweite nicht bewusst“, sagte er. Der Angeklagte betonte, damals schon gegen Covid geimpft gewesen zu sein. Er erzählte, dass er seinen Auftraggeber über einen Bekannten kennengelernt und für letzteren einen gefälschten Impfpass abgeholt habe. „So kamen wir ins Gespräch“, berichtete der Angeklagte, der dann aber im Herbst 2021 kalte Füße bekam und aus der Sache ausstieg.

Auf die Spur des ehemaligen Apothekenhelfers waren Kripobeamte aus Erding gekommen, die vor drei Jahren in einer Schankwirtschaft ein Kilo Amphetamin, einen Karton mit Impfbüchern und gefälschte Stempel entdeckt hatten. Die Ermittler beschlagnahmten Handys und Laptop. Die Fahnder stießen auf eine Vielzahl von digitalen Impfzertifikaten mit der Kennung einer Apotheke im Münchner Osten. Kurz darauf flog der Gautinger auf.

„Sie haben anderen Hilfe geleistet, um mit systematischer, krimineller Energie das schnelle Geld zu machen“, sagte die Staatsanwältin zum Angeklagten. Und das sei ohne finanzielle Not geschehen. Der Verteidiger dagegen verwies auf das frühe Geständnis seines Mandanten, der von sich aus das Geschäft mit den Fälschungen beendet habe. In einem Rechtsgespräch hatten sich die Parteien über das Strafmaß verständigt und dabei auch die positive soziale Entwicklung des jungen Mannes berücksichtigt, der sich mittlerweile in einer kaufmännischen Ausbildung befindet. Amtsrichter Ralf Jehle hob aber hervor, dass sich der Angeklagte zur Tatzeit auch moralisch falsch verhalten habe: Mit den gefälschten Zertifikaten habe er sich „über die Gesundheit anderer Menschen hinweggesetzt“.

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