Ammerseerenade:Mit Stradivari und Flamencogitarre

Ein russisch-amerikanisches Gipfeltreffen im Florianstadel, ein Konzert auf der Utting und Filmmusik stehen auf dem Programm

Von Armin Greune, Schondorf

Acht Tage lang, vom 15. bis zum 23. September, wird die Region rund um den Ammersee wieder Schauplatz für klassische Konzerte auf hohem Niveau. Doch die Ammerseerade, die heuer bereits zum 5. Mal stattfindet, will auch darüber hinaus kulturelle Impulse setzen: Erklärtes Ziel des Organisationsteams um Doris Pospischil ist es, ein junges, nicht unbedingt klassikaffines Publikum zu erreichen. Dazu wird es sogar am Dampfersteg abgeholt: Erstmals ist zum Festival ein "Hop-on Hop-Off"-Konzert auf dem Ammersee geplant - und fast schon ausverkauft. Am Freitag, 21. September, legt die neue MS Utting um 15 Uhr in Stegen und um 15.15 Uhr in Schondorf ab. Theoretisch ist der Zustieg auch an den übrigen Ammersee-Dampferstegen möglich. Doch die werden jeweils nur auf der Hinfahrt angesteuert, man würde also einen Teil des Programms verpassen. An Bord spielen Maria und Matthias Well, Flamenco-Gitarrist Ricardo Volkert und Harfenist Kiko Pedrozo sowie das PentAnemos Bläserquintett mit Solocellist Jakob Spahn einen Mix aus Klassik, bayerischer Folklore und Weltmusik.

Ricardo Volkert

Flamencogitarrist Ricardo Folkert aus Herrsching tritt bei einer Fahrt auf der MS Utting auf.

(Foto: oh)

"No Trump. No Putin. Ammersee first!", scherzt Pospischil und lädt beim Eröffnungskonzert am 15. September zu einem Gipfeltreffen der Supermächte ein: "Russian Classic meets US-Pop" ist das bemerkenswerte Programm überschrieben, das im Andechser Florianstadel über die Bühne gehen wird. Von 20 Uhr an ist ein bunter Strauß aus Kompositionen von Tschaikowsky bis zum kanadischen Songpoeten Leonhard Cohen zu hören. Ausführende Solisten sind der Star-Geiger Kirill Troussov - der Wahlmünchner gab bereits 2017 bei dem Klassikfestival ein Gastspiel - und der Sänger, Bassist und Komponist John Davis, der vor allem als Stimme von Milli Vanilli und für seine Kooperationen mit den Nürnberger Symphonikern bekannt ist. Begleitet werden sie von der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg.

Kirill Troussov

Der Geiger Kirill Trousso gehören zu den Stars des Festivals.

(Foto: oh)

Troussov, zu dessen Mentoren Yehudi Menuhin und Igor Oistrach zählen, gibt inzwischen unter anderem am Mozarteum Salzburg selbst Meisterkurse. Er spielt die von Antonio Stradivari 1702 gefertigte Violine "The Brodsky".

Weiter geht es am Sonntag um 19 Uhr im Festsaal des Gymnasiums in St. Ottilien. Dort tritt Alessandro Quarta zum zweiten Mal nach 2017 bei der Ammerseerenade auf. Der Multiinstrumentalist hat mit seiner Geige bereits Carlos Santana, Shakira, Liza Minnelli und Robbie Williams begleitet. Zugleich war er aber auch zweiter und erster Konzertmeister des Symphonieorchesters Toscanini. In St. Ottilien wird Quarta mit seiner Band Melodien aus Filmen wie "Titanic" und "Taxi Driver" spielen.

Alessandro Quarta

Geiger Alessandro Quarta.

(Foto: Marco Perulli)

Gänzlich andere Töne werden am Dienstag im Konzertsaal des Landheims Schondorf angeschlagen, wenn Ye-Eun Choi, Vladimir Babeshko und Doo-Min Kim Bachs Goldberg-Variationen interpretieren. Was der Komponist als Klavierübung gedacht hat, wurde von Dmitri Sitkovetsky für Streichtrios umgeschrieben. Über Ye-Eun Choi sagt Anne-Sophie Mutter: "Sie ist eins der ganz großen Geigentalente." Die weltberühmte Geigerin nahm sie als Stipendiatin ihrer Stiftung auf, ebenso wie den Bratschisten Babeshko und den Cellisten Kim. Mutters eigenes Benefizkonzert zum Abschluss der Ammerseerenade ist übrigens inzwischen ausverkauft.

Für die übrigen drei Veranstaltungen des Festivals sind noch Karten auf der Homepage www.ammerseerenade.de erhältlich. Am Mittwoch lädt das Henschel-Quartett zum Aperitiv mit Mozart und Carl Orff in den Braunviehstall von Gut Achselschwang ein. Die übrigen vier Konzerte dort im Rahmen der bewährten "Classic Happy Hour"-Reihe (Beginn 18 Uhr) sind kostenlos.

Am 16. September wird außerdem um 11 Uhr in dem ehemaligen Viehstall mit John Davis die Ausstellung "Art & Music" eröffnet, die der Uttinger Maler Jan Davidoff bestückt. Das Konzert am Donnerstagabend im Dießener Augustinum bestreiten der Violinvirtuose Daniel Röhn und der Pianist Paul Rivinius mit Werken von Arvo Pärt, Ernst Bloch und Beethoven.

Das festliche Gala-Dinner-Konzert am Samstag in Gut Achselschwang verspricht neben musikalischen auch kulinarische Höhepunkte. Lauren Francis (Sopran) und Stellario Fagone (Piano) servieren einen Mix aus Oper, Operette und Musical zu einem Buffet, das Veronika und Konrad Wolfmiller auffahren: Die beiden, die nun den Finninger Staudenwirt führen, haben zuvor im "Seehaus" Riederau gearbeitet und als Wirtspaar des Chalet im Kiental Herrsching 15 Punkte im Gault Millau erkocht. Tische sollten reserviert werden, die Gala kostet allerdings 150 Euro pro Person.

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