Wintersport ist weiterhin äußerst beliebt und der Markt für Wintersportartikel hart umkämpft. Die Konkurrenz unter den Herstellern ist groß – und dennoch hat es die Firma „Goodboards“ geschafft, sich in den vergangenen Jahren neben großen Marken im deutschsprachigen Raum gut zu platzieren: Unter Insidern der Snow- und Wakeboardszene gelten die „guten Bretter“ als Qualitätsprodukte. Die vergleichsweise kleine Firma aus Schondorf am Ammersee setzt auf Nachhaltigkeit und hochwertige, handgefertigte Qualität. Die handgefertigten Boards werden in Europa mit regionalen Materialien produziert. Entscheidender Unterschied zu manchem Konkurrenten: Anstelle von rasantem Wachstum und hohem Profit setzt Firmengründer Josef Holub langfristig auf überschaubaren Zuwachs.
Das Unternehmen präsentierte erstmals 2010 in Österreich am Arlberg seine Prototypen auf dem „Longboard Classic Stuben“, dem größten Longboard- und Old-School-Snowboard-Event der Welt. Danach folgten erste Snowboard-Serien. Seither wurde das Angebot kontinuierlich erweitert: Wakeboards, Kiteboards und Skier gehören zur Produktpalette des jungen Unternehmens. Verkaufte Goodboards in seiner ersten Saison gerade einmal 280 Boards über 27 Händler, verkaufte das Unternehmen ein Jahrzehnt später im Jahr 2020 rund 3000 Boards durch fast 300 Händler. Bis heute finden sich die Produkte vom Ammersee ausschließlich in inhabergeführten Fachgeschäften.
Bekannt wurde Goodboards insbesondere durch Kundenempfehlungen und zahllose Testveranstaltungen. An den Testtagen reisen Inhaber Josef Holub und sein Team an die internationalen Hotspots der Snowboard-Szene, beraten Kunden und geben ihnen die Chance, unterschiedliche Boards gleich auszuprobieren. Allein dieses Jahr gab es zwischen April und September schon 96 Testtage. Und für diesen Winter plant Holub mindestens 40 weitere Testtage im Gebirge: So ist sein Team den Aktiven nah und kann zugleich Prototypen testen.
Die Herausforderungen sind groß
Dabei sah es für Goodboards zwischenzeitlich nicht gut aus. Wie bei vielen kleinen Unternehmen auch führte die Corona-Pandemie durch Lockdowns und Reisebeschränkungen zu einem Einbruch der Umsätze. Um die schwierige Zeit zu meistern, verzichtete man auf die Produktion von Kiteboard- und Skiserien. Mittlerweile werden nur noch Snowboards und die Wassersportgeräte Wakeboards verkauft. Holub ist mittlerweile glücklich darüber, dass sein Unternehmen die Pandemie ohnehin überstanden hat: „Man musste schauen, dass es irgendwie weitergeht“, sagt er heute. Und damit ist er nicht allein. Auch die großen Unternehmen der Branche hätten stark gelitten. Weil viele Unternehmen in Asien produzieren und von komplexen Lieferketten abhängig sind, habe es dort Verluste in Millionenhöhe gegeben. Für Holub waren Lieferkettenengpässe und Produktionsschwierigkeiten durch regionale Produktion dagegen überschaubarer.
Die Pandemie ist zwar vorbei, doch Goodboards muss weiterhin um Marktanteile kämpfen. Produktionskosten für Materialien, Energie und Personal sind stark gestiegen. „Man braucht einen langen Atem“, sagt Holub. Ohnehin sei es für die Industrie schwieriger geworden, zudem berge der Klimawandel neue Herausforderungen: Die Bedingungen für Wintersportler werden immer unvorhersehbarer, vor allem im Bereich unter 2000 Höhenmetern gibt es in der Saison selten konstante Bedingungen. Wintersporttouristen können nicht unbedingt damit rechnen, dass während ihres Urlaubs das Wetter mitspielt und genügend Schnee liegt. Die letzten beiden Saisons waren hart: Weniger Schnee und gestiegene Preise hätten dazu geführt, dass viele lieber zu Hause blieben. „Den Leuten ist die Sportart zu teuer geworden“, weiß Holub. Viele leihen sich lieber für ein paar Tage in den Bergen eine Skiausrüstung, statt sie zu kaufen – was bei den Herstellern zu weniger Umsatz führt. Holub wünscht sich daher, dass wieder Normalität einsetzen möge und die derzeitigen Krisen endlich ein Ende hätten: „Wenn sich alles beruhigt, kann es auch besser werden“, glaubt er.
Nachhaltigkeit im Vordergrund
Insbesondere wegen der Auswirkungen des Klimawandels hat für Holub und sein Team das Thema „Nachhaltigkeit“ umso größere Bedeutung. Die beiden Goodboards-Manufakturen befinden sich in Tschechien, nur fünf Autostunden entfernt vom Hauptbüro am Ammersee. Das bedeutet kurze Wege für den Transport, die Umwelt wird geschont: „Ich möchte dort produzieren, wo meine Kinder aufwachsen“, sagt Holub.
Die Boards werden handgemacht mit nachhaltigen Materialien aus der Region. Wichtigste Elemente sind drei Lagen Basalt – ein natürlicher Rohstoff aus vulkanischem Gestein – als Gelege, eine gesinterte Grafit-Lauffläche und zwei Kernhölzer: im Stressbereich ein sehr hartes und robustes, dazwischen ein sehr leichtes Holz. Durch die dickere Konstruktion der Boards entstehen eine robuste Qualität und Langlebigkeit, was für Kunden und das Klima gleichermaßen von Vorteil sein soll. Für die Designs werden ausschließlich Farben auf Wasserbasis genutzt. Knapp 400 Euro kostet ein Einsteiger-Board, die weitaus meisten Bretter sind für um die 700 Euro zu haben.
Ein wichtiger Teil der Produktion ist nicht nur das Endprodukt, sondern auch, was nach dem Herstellungsprozess mit den übrig gebliebenen Materialien passiert. Soweit die Materialien nicht recycelbar sind, werden Produktionsabfälle in einer hochmodernen und umweltfreundlichen Verbrennungsanlage entsorgt. Die Energie, die aus dieser Entsorgung entsteht, wird wiederum zur Beheizung der Manufaktur genutzt.
Die Firma engagiert sich auch im Umweltbereich: Am Ende von Testtagen sammelt das Team, das in Fahrgemeinschaften anreist, Müll vom Testgelände auf. Auch am Ammersee organisiert sie am Ende der Sommerferien stets eine Müllsammel-Aktion unter dem Motto: „Ammersee ohne Müll ist schee“.
Die Zukunft ist ungewiss, Firmengründer Holub denkt daher lieber in kleinen Dimensionen: „Wer groß denkt, der braucht auch großes Geld.“ Holub möchte keine Investoren, die schlussendlich die Produktion nach Fernost verschieben könnten, günstige Materialien nutzen und billiger produzieren. Dies widerspräche Geist und Ethos des Unternehmens und gefährde womöglich die Umwelt. Solange Holub seine Kosten decken kann und auch die Kunden zufrieden sind, ist auch er zufrieden.
Informationen zu den Tourdaten, Preisen und sonstigen Aktivitäten finden sich im Internet unter https://goodboards.eu.