Süddeutsche Zeitung

Utting:Wasserschutzpolizei soll das ganze Jahr einsatzbereit sein

In einer Sondersitzung erläutern Vertreter von Innenministerium und Staatlichem Bauamt die Pläne für ein neues Bootshaus am Ammersee.

Von Renate Greil, Utting

Der Standort, die Größe des Bootshauses, der Umgang mit Freizeitseglern: Viele Fragen hatten die Uttinger Gemeinderäte an die Expertinnen und Experten von Innenministerium und Polizeipräsidium Oberbayern Nord sowie dem Staatlichen Bauamt bei ihrer Sondersitzung zum geplanten Polizeibootshaus im Freizeitgelände. Beschlossen wurde an diesem Abend noch nichts, in nichtöffentlicher Sitzung entscheidet der Gemeinderat demnächst über eine Grunddienstbarkeit für ein Stromkabel zur Erschließung des Boothauses sowie über ein Gehrecht zum Überbau einer Fläche mit einem Steg.

Da in Schritten geplant werde, stellte Peter Aumann, der Leiter des Hochbaus im Staatlichen Bauamt Weilheim, zunächst lediglich zwei Skizzen vor. Möglich ist der Neubau eines Steges für das Bootshaus, in dem zwei Boote der Wasserschutzpolizei auf dem Ammersee, ein WSP 7 und ein Flachwasserboot, ganzjährig untergebracht werden sollen, weil der sogenannte KJR-Steg abgebrochen wird, der zum nahe gelegenen Jugendübernachtungshaus des Landkreises Landsberg gehört. Stattdessen wird ein nach Norden verschwenkter Steg mit einer Badeinsel als Ausgleich für diesen Steg des Kreisjugendrings gebaut. Zusammen mit dem Bootshaus am Ende des Steges wird der Neubau etwa 77 Meter lang.

"Wir haben einen Deal mit dem Landratsamt Landsberg und der Schlösser- und Seenverwaltung, dass wir neu bauen dürfen, wenn der alte Steg abgebaut wird", sagte Aumann. Frühere Planungen waren noch von einer Länge von 115 Metern ausgegangen, aber das im vergangenen Jahr gekaufte WSP 7 hat einen geringeren Tiefgang.

Zur Größe des Bootshauses versicherte Kerstin Schaller, die Vizepräsidentin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, das dieses sich an dem fachlichen Bedarf orientiere. "Es soll so gering wie möglich dimensioniert werden", versprach sie und gab auf mehrmalige Nachfragen der Gemeinderäte als Anhaltspunkt Maße von acht Metern Breite und 13 bis 14 Meter Länge an.

Laut nachgereichter Presseinformation sieht die Einsatzstatistik so aus: In der zehnjährigen Langzeitbetrachtung wurden 27 Schiffs- und Sportbootunfälle bearbeitet. Im Jahr 2022 kontrollierte die Wasserschutzpolizei auf dem Ammersee 75 Sportboote und war an 207 Stunden mit dem Boot im Einsatz. Dabei wurden die Verkehrstüchtigkeit der Fahrzeugführer und die Sicherheit der Wasserfahrzeuge polizeilich bewertet, vorhandene Mängel unterbunden und eine kontinuierliche Sicherheitsarbeit geleistet, die "spürbar zu der geringen Anzahl an Schadensfällen" beitrage, wie es in der Mitteilung heißt.

Das Landratsamt bitte zudem manchmal um Unterstützung, zum Beispiel wenn illegal Boote im Schilf liegen, erzählte Alfred Ziegler, der Leiter der Polizeiinspektion Dießen. Wenn das Boot der Polizei im Winter an Land stehe, lockt der See viele Kite-Surfer in die Herrschinger Bucht. "Wir können dann nicht ausrücken", bedauerte er.

Regierungsdirektorin Julia Mauthofer vom Innenministerium unterstrich dies: "Wir möchten das Boot so unterbringen, dass es zu allen Jahreszeiten einsatzfähig ist". Erste Bemühungen gehen zurück bis ins Jahr 2005, am zunächst vorgesehenen Standort Dampfersteg Holzhausen wurde 2014 geplant. Auf Wunsch der Gemeinde habe man sich aber mit Alternativen im Freizeitgelände beschäftigt, vor der jetzigen Variante war der dortige Steg der Wasserwacht im Gespräch. Ein Standort, der laut Aumann aber vom Naturschutz abgelehnt wurde. Zudem habe man mögliche Standorte zwischen Utting und Dießen überprüft, auch die seien laut Mauthofer "aber letztendlich am Naturschutzrecht gescheitert". Die Prüfung sei jetzt abgeschlossen.

Dies hinterfragte Vize-Bürgermeister Patrick Schneider (GAL) kritisch, denn er sah das Polizeiboot, das bisher in Dießen am Dampfersteg liegt, an "seinem natürlichen Habitat in Dießen" besser aufgehoben, zumal offenbar jetzt anders als früher der Neubau eines Stegs zugelassen werde. Besser wäre seiner Ansicht nach ein Bootshaus, das direkt am Ufer steht.

Zur Historie der Standortsuche erläuterte Richard Pehr vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord, dass das Ostufer witterungsbedingt ausgeschlossen wurde. Auf der Westseite habe Dießen die Anfrage mit Verweis auf den Ensembleschutz der historischen Bootshäuser abgelehnt.

Mit einer Einweihung ist wohl erst in drei Jahren zu rechnen

Probleme sah auch GAL-Gemeinderat Nikolaus Högenauer, denn die direkt angrenzende Bootseinlassstelle nutzten wenig geübte Freizeitsegler. Es sei zu befürchten, dass sie bei missglückten Manövern in den neuen Steg segeln. Auf den angrenzenden Flächen lagern nach seinen Worten drei- bis vierhundert Segelboote. Er wies auch darauf hin, dass im Sommer in dem Bereich reger Betrieb herrsche. Für die Fahrzeuge der Polizei seien zwei nahe Stellplätze auf der Straße "Im Freizeitgelände" vorgesehen, der ufernahe Geh- und Radweg sei mit Stempen gesichert und dürfe in Ausnahmefällen befahren werden, erläuterte Bürgermeister Florian Hoffmann (LWG).

Gefragt wurde auch, wie mit niedrigen Wasserständen umgegangen werde. Man habe einen Spielraum von einem Meter eingeplant, erläuterte Aumann, der an "364 Tagen im Jahr" ausreiche. Angesprochen wurde, ob eine Eisfreihaltung vorgesehen ist. Das schloss Aumann nicht aus, da ein ganzjähriger Einsatz geplant sei. "Der bisher beste Vorschlag", kommentierte Ralf Stief (CSU) die vorgelegten Pläne. Allerdings war die Stimmung am Ratstisch gemischt, daher muss die Entscheidung des Gemeinderates zur Dienstbarkeit abgewartet werden. Wenn alles glatt läuft, so die launige Einschätzung von Aumann, kann im April 2026 zur Einweihung eingeladen werden.

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