Nach Tod von 16-Jähriger auf dem Ammersee:SUP-Verleiher fordert Sicherheitskurse für Paddler

Im Ammersee ertrinkt am Freitag eine 16-Jährige vor den Augen ihrer Eltern - sie war offenbar Nichtschwimmerin und trug keine Rettungsweste. Nun werden Stimmen laut, die gesetzliche Vorschriften für den Freizeitsport fordern.

Von Christian Deussing, Eching

Nach dem Tod einer 16-jährigen Stand-up-Paddlerin aus Buchloe am Freitagabend auf dem Ammersee warnen Wasserwacht und die örtliche SUP- und Windsurfschule Müller vor den Risiken dieses Freizeitsports auf dem Wasser. "Denn der See hat keine Balken", sagt Siegfried Dumbsky. Er war bei dem Unglück, das sich nahe einer steilen Abbruchkante etwa 300 Meter vom Ufer entfernt ereignete, einer der Einsatzleiter der Kreiswasserwacht Landsberg gewesen.

Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord sei die 16-Jährige - im Gegensatz zu ihrer ein Jahr jüngeren Stiefschwester - Nichtschwimmerin gewesen. Die 15-Jährige hatte in der Notsituation noch das SUP-Board eines Paddlers ergreifen können, der ihr sein Brett mit Wucht hinschob. Die Geschwister hatten sich ihr Board von der Mutter ausgeliehen und keine Schwimmweste getragen.

Die 16-Jährige wurde am Montag obduziert, um die Todesursache abschließend zu klären. Der Badeunfall spielte sich vor den Augen der Eltern ab, die einen Ausflug an den Ammersee unternommen hatten. "Wir sind fassungslos, was passiert ist", sagt Richard Müller von der SUP- und Windsurfschule in Eching, die sich direkt neben der Wasserwacht Eching befindet. Wer sich bei ihm ein Board ausleihen will, muss erst eine Erklärung unterschreiben und versichern, sicher schwimmen zu können. Zudem seien Schwimmwesten und eine Sicherheitsleine anzulegen, damit das Board nach einem Sturz ins Wasser nicht abtreibt.

Das seien Richtlinien des Verbandes Deutscher Wassersportschulen (VDWS) in Weilheim, aber keine gesetzlichen Vorschriften, erläutert Müller. Der 67-jährige Fachsportlehrer rät den Paddlern dringend dazu, zunächst eine "safety-card" in einem Kurs zu erwerben, um die Grundlagen für die persönliche Sicherheit beim Stand-Up-Paddling zu erlernen. Es wäre sinnvoll und notwendig, dies als zwingende Vorschrift einzuführen, findet Müller.

Strömungen, Windwellen oder einen plötzlich anziehenden Sturm: Viele Gefahren würden unterschätzt

Hierbei würden die Freizeitsportler auch von den Tücken auf den Seen erfahren. Diese Gefahren würden nämlich oft von Paddlern unterschätzt, berichtet Einsatzleiter Siegfried Dumbsky. Es gebe Strömungen, Windwellen oder einen plötzlich aufziehenden Sturm, der schon manche auf ihrem Brett bis zum Ostufer des Ammersees getrieben habe. Auch komme es vor, dass hilflose und erschöpfte Paddler mitten auf dem See von Wasserwachten gerettet werden müssten.

Daher gelte es, nicht nur gut schwimmen zu können, sondern auch auf das Wetter und seine Kondition zu achten, betont Dumbsky. Er war auch als Einsatzkraft vor vier Jahren auf dem Wörthsee dabei: Eine 37-jährige Frau aus München war vom SUP-Board ins Wasser gefallen und ertrunken. Laut Polizei habe sie keine Rettungsweste getragen und sei eine schlechte Schwimmerin gewesen.

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