Ammersee:Rätsel um versunkenen Zweimaster

St Alban: Zweimastersegelschiff Sir Shackleton

Ein Hingucker für viele Menschen am Ammersee: die "Sir Shackleton".

(Foto: Nila Thiel)

Die "Sir Shackleton" liegt bei Riederau in acht Metern Tiefe. Ursache des Untergangs ist unklar

Von Jessica Schober

"Mast- und Schotbruch", wünschen sich Segler untereinander "und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel". Letzteres ist bei dem Holzschiff Sir Shackleton nun nicht mehr der Fall, denn es liegt an seinem Liegeplatz im Bojenfeld auf Höhe Riederau in acht Meter Tiefe auf dem Grund des Ammersees. Die Eigentümer der "Sir", wie sie den Bootsnamen liebevoll abkürzen, sind der Dießener Berater Klaus Gattinger und der Ruheständler Christoph Seelos. Beide sind ratlos, was ihr robustes Segelschiff zum Sinken gebracht haben könnte.

Am Sonntag soll der Neun-Tonner voraussichtlich geborgen werden, teilt die Wasserschutzpolizei Dießen mit. Mithilfe von Spezialausrüstung aus Österreich und Bremen sollen Seile und Luftsäcke der "Sir" an die Wasseroberfläche verhelfen, wo sie - so die Hoffnung der Eigentümer - leergepumpt und schifffähig gemacht werden könne. Wenn es möglich sein sollte, wollen sie ihr Schiff wieder instandsetzen. Er sei "abwartend optimistisch", sagt Gattinger, der seit 25 Jahren segelt. Noch am vergangenen Sonntag war er mit sechs Personen zu einem Törn auf dem See.

St Alban: Zweimastersegelschiff Sir Shackleton

Die Eigentümer, Christian Seelos und Klaus Gattinger, können sich den Untergang ihres Schiffes nicht erklären.

(Foto: Nila Thiel)

Gegen 20 Uhr hatte er das verankerte Boot an seinem Liegeplatz verlassen. Als ihn am Dienstagmorgen der Anruf einer befreundeten Seglerin erreichte, fühlte sich die Nachricht vom Untergang an "wie ein schlechter Traum", erzählt er. Dass nur noch zwei Masten der mindestens 70 Jahre alten Holzyacht aus dem Wasser schauen sollen, konnte er kaum glauben. Gattinger und Seelos hatten das Schiff 2011 für 35000 Euro gekauft und an den Ammersee geholt. Neben privaten Fahrten nutzten sie es auch für Seminare und Coachings.

Die Versicherung des Bootes organisiert nun die Bergung, ein Gutachter soll klären, was die "Sir" sinken ließ. Die Polizei hält alles für möglich, von einem technischen Defekt bis zu mutwilliger Zerstörung. "Das Wetter kann ich als Ursache wirklich ausschließen", sagt Gattiger, "Wir haben vor drei Jahren einen Orkan mit Windstärke zwölf auf dem See abgewettert. Die 'Sir' ist ein sehr sicheres und seegängiges Schiff, sie segelt flott und gutmütig zugleich".

Die Vergangenheit des Schiffs lässt sich bis zum Jahr 1952 lückenlos zurückverfolgen, doch das Schiff mit seinem Teak-Deck und einem Rumpf aus drei Zentimeter dicken Eichenbohlen dürfte noch weit älter sein, schätzen die Eigentümer. Benannt haben sie die 11,3 Meter lange und 3,5 Meter breite Ketsch nach dem britischen Polarforscher Ernest Shackleton. Vielleicht kein sonderlich gutes Omen: Shackletons Schiff, die "Endurance", war 1915 neun Monate lang vom Packeis der Antarktis eingeschlossen, bevor es zerquetscht wurde und sank.

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