Seen im Landkreis:Die Mücken sind da

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Die Blutsauger entwickeln sich am Ammersee teilweise zur Plage. In Utting leiden die Camper, in Stegen ist die Lage hingegen entspannt. Auch Wörthsee ist betroffen - will aber nichts gegen die Insekten unternehmen.

Von Michael Berzl, Starnberg

"Die Beschwerden sind massiv", sagt der Echinger Bürgermeister Siegfried Luge. Seit einer Woche wird er fast täglich angesprochen wegen der Mückenplage am Ammersee. In einigen Orten sind die Plagegeister besonders lästig. Auch am Campingplatz in Utting leiden die Urlaubsgäste. So schlimm wie vor zwei Jahren ist es heuer allerdings nicht, und das Problem ist lokal sehr unterschiedlich ausgeprägt. Luge aber meint: "Unternehmen müssen wir schon etwas, wenn das so weitergeht in diesem Sommer." Allerdings wäre eine Bekämpfung nun nach dem erfolgreichen Volksbegehren für den Artenschutz wohl schwieriger durchzusetzen als je zuvor.

Das Problem mit den Mücken tritt unterschiedlich stark auf, auch die Reaktionen darauf sind gegensätzlich. Während sich Touristen und Einheimische in Eching schon beschweren, beschreiben Gastronomen in Stegen die Lage als entspannt. Während Luge gerne eingreifen würde, macht seine Wörthseer Amtskollegin Christel Muggenthal mit Blick auf Volksbegehren und Artenschutzgesetz klar: "Wir unternehmen nichts."

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Was Gemeinden tun könnten, das wäre eine Bekämpfung der Mücken mit einem biologischen Mittel, wie es am Chiemsee praktiziert wurde. Für den Einsatz des Eiweißkristalls, das aus dem Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) gewonnen wird, setzt sich der Verein "Mückenplage? Nein danke" ein. Der Vorsitzende Rainer Jünger aus Schondorf hatte Ende Mai nach einem Rundgang mit dem Mücken-Experten Mathias Galm angesichts der großen Zahl von Larven gewarnt, dass heuer wieder eine schlimmere Plage bevorstehen könnte. Er hat Videofilme veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, wie in einer Wasserprobe aus dem Ammersee Massen von kleinen Würmchen wimmeln.

Es ist ein Vorstadium von Überschwemmungsmücken, die nach den starken Regenfällen und Überschwemmungen im Mai Äcker und Wiesen unter Wasser gesetzt haben, ideale Brutbedingungen vorfanden. Aus vielen Larven werden viele Mücken, so lautet die alarmierende Botschaft. Diese Befürchtung scheint sich nun zumindest an einigen Stellen zu bewahrheiten.

"Es ist ziemlich schlimm", sagt Korbinian Pickl, der Juniorchef auf dem Campingplatz in Utting, der an ein Waldgebiet grenzt. Gäste hätten sich schon beschwert. Vor wenigen Tagen habe es begonnen: "In der Dämmerung kommen die Viecher in Schwärmen raus", erzählt Pickl. Ohne Autan sei es dann im Freien kaum mehr auszuhalten. Besonders für Urlauber, die im Zelt campieren, werde es dann unangenehm. "So etwas habe ich noch nie erlebt", erzählt Tanja Horst aus Dießen. Wenn sie zum Einkaufen in den Ort gehe, werde sie zerstochen. Als sie am Freitag mit Freunden Pizza essen gehen wollte, mussten sie ins Lokal flüchten; die Terrasse blieb an dem schönen Abend leer.

Auch am Wörthsee gibt es seit ein paar Tagen das Problem, vor allem in der Nähe des Wassers und im Schatten, weiß Bürgermeisterin Muggenthal: "Da ist es kaum mehr möglich, draußen zu sein." Gleichzeitig beschwichtigt sie: "Die schlimme Zeit, das sind nur zwei bis drei Wochen. Dann legt sich das wieder." Ihrer Ansicht nach müsse man das aushalten. "Ich nehme das Volksbegehren ernst, dass wir die Insekten schützen wollen", erklärt sie. Genauso sieht das auch Bürgermeister-Sprecher Rupert Monn aus Berg: "Wir können nicht im Winter Insekten retten und im Sommer Mücken vergiften". Der Einsatz eines Spritzmittels komme daher nicht in Frage. Auch im Berger Rathaus ist schon die erste Anfrage eingegangen, was die Gemeinde denn zu unternehmen gedenke.

Die Mücken sind nicht überall ein Problem. "Bei uns geht's", sagt etwa Korbinian Algeier, der Restaurantleiter beim Fischer in Stegen. Die Situation beschreibt er als "normal", die Zahl der Mücken habe schon wieder abgenommen. Ähnlich sieht das Personal im Gasthof Schreyegg nebenan die Lage. Oft reiche leichter Wind, um die Insekten davon zu tragen. Entspannt klingt auch Klaus Götzl, der in der in der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis (gwt) für den Fremdenverkehr zuständig ist. "Bei uns sind noch keine Beschwerden von Gästen eingegangen", sagt er.

Der Vereinsvorsitzende Jünger beobachtet das Geschehen derweil aus der Ferne. Am Freitag vor dem Pfingstwochenende hatte er sich noch bei Dießen an der Mündung der Rott umgesehen, wo es besonders schlimm gewesen sei. Derzeit ist er an der Adria und sagt: "Ich flüchte vor der Mückenplage."

© SZ vom 13.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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