Süddeutsche Zeitung

Ammersee:Herrsching schraubt am Promenadenmarkt

Der Gemeinderat reduziert die Anzahl der Veranstaltungen mit Handwerkern, Gauklern und Live-Musik, weil seiner Ansicht nach die Anwohner unter Verkehr und Lärm leiden. Auch der Nachtmarkt soll nicht ausgeweitet werden

Von Astrid Becker, Herrsching

Gestritten wird in dieser Frage in Herrsching schon seit Jahren: Sind die Märkte, die mittlerweile vier Mal im Jahr am Ufer des Ammersees stattfinden und alljährlich Tausende Menschen anziehen, nun ein Fluch für die Gemeinde oder ein Segen? Die Meinungen dazu sind geteilt, wie sich auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Montag zeigte. Einen Sieg trug am Ende allerdings die Fluchfraktion nach Hause: Das Gremium verständigte sich mehrheitlich darauf, die Anzahl dieser Märkte, die das Herrschinger Unternehmen "Geja Event" veranstaltet, von vier auf drei im Jahr zu beschränken - und auch die Dauer des Nachtmarkts im Sommer nicht auf zehn Tage zu erhöhen.

Der Grund dafür ist denkbar simpel: Die Anwohner litten, so die Mehrheit der Räte, unter dem vielen Verkehr, den die Märkte anzögen - und unter dem Lärm durch Live-Auftritte von Bands, die "schon lange nicht mehr unplugged" spielten, wie es hieß. Der erste Gemeinderat, der so argumentierte, war Wolfgang Schneider (SPD). Er plädierte auf eine recht eindringliche Art für eine Reduzierung um einen Markt im Jahr - und empfand auch eine Dauer von zehn Tagen im August für den Nachtmarkt, den es seit 16 Jahren gibt, als viel zu lang.

Die Dritte Bürgermeisterin, Christina Reich (CSU), sah dies freilich komplett anders. Ihrer Meinung nach rühre sich mit den Märkten "endlich mal was in Herrsching": "Dort treffen sich viele Einheimische, es ist einfach schön dort. Und ich find's auch nicht schlimm, wenn mal Musik gespielt wird." Auch ihr Fraktionskollege Willi Welte war ähnlicher Ansicht: "Die Märkte werden gut angenommen, und von 22 Uhr an ist es mit der Live-Musik eh' vorbei." Beanstandungen, etwa wegen Zeitüberschreitungen, habe es doch nie gegeben, sagte er, über eine Dauer des Nachtmarkts von zehn Tage müsse man aber reden.

Der Veranstalter hatte seinen Vorstoß damit begründet, dass im vergangenen Jahr drei von acht der damals genehmigten Tagen verregnet gewesen seien. Auch am Pfingstmontag musste das Festival wegen eines Unwetters vorzeitig schließen. Man müsse aber wirtschaftlich arbeiten, sagte eine Vertreterin des Herrschinger Eventbetriebs in der Sitzung: Der Markt koste allein im Auf- und Abbau viel Geld. Zudem seien da die Gagen für die Künstler, die gezahlt werden müssten, oder die Handwerker, die ihre Kunst vor Besuchern zeigten, etwa Drechsler oder Bürstenbinder, denen man Sonderkonditionen anbieten müsse. Wohl deshalb bemüht sich Geja seit Jahren schon darum, den Nachtmarkt verlängern zu dürfen, bislang vergeblich - auch weil für Auf- und Abbau noch einmal fünf Tage benötigt werden, die Badegäste am freien Zutritt zum See an dieser Stelle hinderten, wie es in Herrsching heißt.

Diesmal allerdings komme für Geja, so ist in der Sitzung von Veranstalterseiten zu hören, noch ein Umstand erschwerend dazu: Der Feiertag, Maria Himmelfahrt, um den herum der Markt alljährlich stattfindet, falle diesmal auf einen Samstag, also ohnehin auf einen besucherstarken Tag, das Feiertagsgeschäft unter der Woche falle also weg.

Deshalb hatte Geja auch beantragt, den Markt über zwei Wochenenden laufen zu lassen. Das Angebot der Veranstalter: Falls der Gemeinderat sich für weniger Veranstaltungstage entscheide, würden sie die Stände lieber an besucherschwächeren Tagen wie Montag und Dienstag, 10. und 11. August, geschlossen halten, das Gelände in dieser Zeit aber überwachen und den Badegästen freien Zutritt zum See gewähren.

Doch dem wollte das Gremium nicht zustimmen. Es sprach sich dafür aus, den Nachtmarkt auch 2020 für nur acht Tage zu genehmigen. Zudem muss sich der Veranstalter jetzt entscheiden, auf welchen seiner vier Märkte er 2020 verzichten will: Ostern, Pfingsten, Nachtmarkt im August oder Herbstmarkt im Oktober. Darüber wolle man sich aber erst beraten, hieß es in der Sitzung. Am Dienstag war bei Geja für eine Stellungnahme zur Entscheidung des Rates niemand zu erreichen.

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Quelle:
SZ vom 04.12.2019
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