Faire Woche:Engagement für eine bessere Welt

Faire Woche: Ein klares Bekenntnis gegen Kinderarbeit - hier ein Junge, der erschöpft auf einem Wassermelonenlager in Mumbai eingeschlafen ist - wollen viele Kommunen in der bundesweiten Aktion "Faire Woche" abgeben.

Ein klares Bekenntnis gegen Kinderarbeit - hier ein Junge, der erschöpft auf einem Wassermelonenlager in Mumbai eingeschlafen ist - wollen viele Kommunen in der bundesweiten Aktion "Faire Woche" abgeben.

(Foto: Divyakant Solanki/dpa)

Gemeinden im Landkreis Starnberg beteiligen sich mit umfangreichen Programmen an einer bundesweiten Aktion.

Von Astrid Becker

Für Felix Schuck und Andreas Stäblein ist es fast so etwas wie eine Selbstverständlichkeit geworden: Seit zwei Jahren schon beteiligen sie sich an der "Fairen Woche" in ihrer Gemeinde Herrsching. Bei den beiden Wirten des Restaurants "Seespitz" direkt am Ammerseeufer passt das aber auch zu ihrem kulinarischen Konzept und ihrem persönlichen Wertvorstellungen. Seit jeher setzen sie bei ihren Zutaten stark auf regionale Erzeuger: Bei Gewürzen, so sagen sie, sei das aber gar nicht so einfach, vieles wachse hier ja nicht. "Daher achten wir sehr genau darauf, woher unsere Gewürze kommen, unter welchen Bedingungen sie geerntet und weiterverarbeitet wurden", sagt Schuck. "Fair Trade haben wir aber auch bei Kaffee, Kakao oder Tee immer im Einsatz." Dazu kommen in der Zeit der "Fairen Woche", die bundesweit vom 16. bis 30. September angesetzt ist, beispielsweise noch Nudeln, die aus fairem Handel stammen - und aus mafiafreiem Gebiet. Denn längst mischt die Mafia kräftig bei der Erzeugung und Vermarktung von Lebensmitteln mit.

In der Gemeinde Herrsching sieht man derartige Entwicklungen mit großer Sorge. Deshalb hat sich die Kommune schon 2010 als "Fair Trade Gemeinde" zertifizieren lassen, "als einer der ersten im Landkreis, wenn nicht gar als erste", wie Bürgermeister Christian Schiller sagt. Auf jeden Fall aber als Kommune, in der Fair Trade durchaus ernst genommen wird, ernster vielleicht als anderswo: In Herrsching belässt man es nicht dabei, im Rathaus fairen Kaffee auszuschenken. Dort gibt es eine Steuerungsgruppe, die sich vierteljährlich trifft - und die, vielleicht auch im Hinblick auf die Partnerschaft mit dem indischen Chatra, hochsensibilisiert an die Arbeit geht.

Faire Woche: Stellen das Herrschinger Programm vor: (v.li.) Bürgermeister Christian Schiller, Fachberaterin Susanne Hänel von der Christian-Morgenstern Schule sowie Robert Althammer und Gemeinderätin Christiane Gruber von der Steuerungsgruppe zum Thema Fair Trade.

Stellen das Herrschinger Programm vor: (v.li.) Bürgermeister Christian Schiller, Fachberaterin Susanne Hänel von der Christian-Morgenstern Schule sowie Robert Althammer und Gemeinderätin Christiane Gruber von der Steuerungsgruppe zum Thema Fair Trade.

(Foto: Gemeinde Herrsching)

Deshalb beteiligt sich die Gemeinde auch diesmal wieder an der Aktionswoche mit einem umfangreichen Programm, an dem sich auch die Indienhilfe und die Christian-Morgenstern-Schule sowie das Kinderzentrum St. Nikolaus (Parcours zur Kinderarbeit, am Freitag, 23. September, von 14.30 bis 16 Uhr) beteiligt. In der Schule zum Beispiel wird es sogar bis 7. Oktober eine öffentlich zugängliche Ausstellung geben, die über Kinderarbeit informiert und darüber, was jeder einzelne gegen ausbeuterische Lebensbedingungen auf der Welt tun kann. Tiefe Einblicke in diese Thematik wird wohl auch der Kurzfilm zu Kinderarbeit in der Lederindustrie gewähren, der zudem in einem Gespräch mit "Fredy" mündet, der vom siebten bis elften Lebensjahr auf der Flucht vor den Mudschaheddin in Pakistan und der Ukraine Kinderarbeit geleistet hat (Dienstag, 20. September, 19 Uhr, im Saal des Welthauses "Alte Schule", Luitpoldstraße 20). Eine weitere Ausstellung von diesem Freitag, 16. September, bis 30. September im Café Konturwerk wird zudem über den fairen Handel in Bayern informieren, etwa darüber, welche Siegel und Marken dafür stehen. Dazu kommt die "Aktion legal und lecker" im Weltladen in der Alten Schule, in dem Produkte aus fairem, mafiafreiem Handel angeboten werden.

"Mafiafreiheit" ist ein Thema, mit dem sich Umweltaktivistin Christiane Lüst beschäftigt

"Mafiafreiheit" ist ein Thema, von dem sich auch die Umweltaktivistin Christiane Lüst aus Gauting (Umweltzentrum Öko & Fair) regelmäßig selbst vor Ort überzeugt. Sie und die Gemeinde Gauting sind ebenfalls recht aktiv in Sachen Fair Trade und haben sich auch einiges für die "Faire Woche" einfallen lassen: So wird beispielsweise gleich am Freitag um 17.30 Uhr recht passend eine Fotoausstellung im Walter-Hildmann-Haus in der Ammerseestraße eröffnet, in der es um "NOCAP - faire Tomaten statt ausbeuterischer Billigkonsum" geht. Auch zwei Filme zum Thema werden im Kino Breitwand gezeigt: am Samstag, 17. September, 19.30 Uhr "Iran - Doch das Böse gibt es nicht" und am Mittwoch, 21. September, 19.30 Uhr, "Alcarras", jeweils mit Filmgespräch.

Auch in anderen Fair-Trade-Gemeinden im Fünfseenland sind Aktionen zur "Fairen Woche" geplant: Der Weltladen Starnberg zeigt am Wochenmarkt am Samstag, 17. September, wie das Rösten von fairem Kaffee funktioniert. Zudem gibt es am 24. September dort neuwertige Secondhand-Kleidung, um die im Vergleich mit Neuware vermiedene Umweltverschmutzung aufzuzeigen. Die Gemeinde Pöcking gibt täglich in dieser Zeit auf ihrer Homepage Tipps, auf was jeder einzelne beachten kann. Und in Bernried geht es am Freitag, 30. September, 16 Uhr, im Theresia-Petsch-Haus, Am Grundweiher 2, um Hilfe zur Selbsthilfe: etwa mit der "Ein Dollar Brille" und dem Bernrieder Verein "Helfen am Ursprung".

Zur SZ-Startseite

SZ PlusOlympische Spiele in München
:Vom Radom in die weite Welt

Einen Tag vor der Eröffnungsfeier 1972 ging in Raisting die Antenne 3 in Betrieb. Dank ihr konnten Live-Fernsehbilder innerhalb von Sekundenbruchteilen weltweit empfangen werden. Nun erinnert eine Ausstellung an diesen Meilenstein.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: