Auch wenn inzwischen eine Wetterberuhigung eingetreten ist, herrscht am Ammersee weiter Hochwasser und entsprechende Alarmbereitschaft. Der Pegel stieg am Dienstag bis zum frühen Abend um weitere acht Zentimeter an, er wird möglicherweise in der Nacht zum Mittwoch die Hochwasser-Meldestufe drei erreichen – was bedeutet, dass einzelne Gebäude oder Keller am Ufer überflutet werden. Die Ammer ist in Weilheim seit Montagnachmittag zwar stetig zurückgegangen, führt aber immer noch überdurchschnittlich viel Wasser.
Dennoch sei „die Lage in Herrsching momentan relativ entspannt“, sagt Bürgermeister Christian Schiller: „Gerade liegt der See traumhaft ruhig da.“ Freilich könnten in den kommenden Tagen Gewitter niedergehen; auf jeden Fall müsse man damit rechnen, dass kräftiger Wind aufkommt. Dann könnte das Wasser bis zu den gastronomischen Betrieben und Anliegern an der Uferpromenade vordringen. Vorsorglich habe der Bauhof deshalb an einigen Stellen Paletten mit Sandsäcken bereitgestellt, an denen sich die Betroffenen im Bedarfsfall versorgen können. Vor dem Kurparkschlösschen habe die Gemeinde zunächst auf eine Barriere verzichtet, da das Wasser dort noch hinter der Ufermauer ansteht.
„Bauhof und Feuerwehr arbeiten Hand in Hand, das ist ein tolles Team hier“, sagt Schiller. Bislang sei man glimpflich davongekommen: „Im Gegensatz zu vielen bayerischen Kommunen ist in Herrsching noch alles Pillepalle.“ Die Kientalstraße müsse allerdings nach Erdrutschen vorerst gesperrt bleiben: Sie sei talseitig noch nicht sicher zu befahren.
Auch am Ammersee-Westufer rüstet man sich für den bevorstehenden Scheitelpunkt der Flutwelle. Nach den Erfahrungen des Wasserwirtschaftsamtes sind bei Erreichen der Meldestufe drei vor allem das Seerestaurant in Utting und die Gebäude in den Dießener Seeanlagen gefährdet. Am Dienstag stehen dort zwar Unterführung, weite Bereiche der Wiesen und die Sitztreppen am Ufer unter Wasser, doch die seeseitige Terrasse des Strandhotels ist bislang trocken geblieben. Dringenderen Handlungsbedarf sieht Dießens Feuerwehrkommandant Florian König auf der gegenüberliegenden Seite der Jahnstraße, wo der Parkplatz des MTV-Sportgeländes überflutet ist und das Wasser praktisch vor der Haustür der Vereinsgaststätte ansteht. An den kritischen Punkten dort habe man „prophylaktisch Sandsäcke verteilt“. Das gilt auch für den ADK-Pavillon in der Nähe des Dampferstegs: Sollte dort zum Hochwasser noch Wellenschlag kommen, müsste man die seeseitige Glasfront gegen Bruch schützen, weiß König aus langjähriger Erfahrung. Er sieht der Flut gelassen entgegen: „Momentan hat sich die Situation gerade entspannt.“
Dessen ungeachtet hat die Seenschifffahrt auf Anregung des Landratsamtes Landsberg und des Katastrophenschutzes den Verkehr auf dem Ammersee bis auf Weiteres eingestellt. Auf dem Starnberger See gilt derzeit ein eingeschränkter Fahrplan: Rundfahrten sind zwischen den Stegen Starnberg und Tutzing möglich, aber Zwischenstopps werden nicht angefahren. Wie am Ammersee ist auch dort der Pegel den Dienstag weiter angestiegen: Er verharrte am Abend sechs Zentimeter über Meldestufe eins; in der Starnberger Wassersportsiedlung kämpfen die Anlieger weiter gegen ein Vordringen des Wassers. Selbst wenn keine zusätzlichen Niederschläge niedergehen sollten, muss damit gerechnet werden, dass Wochen vergehen, bis die Wasserstände des Ammersees und Starnberger Sees wieder auf ein normales Maß zurückgehen.