Dießen:"Erschreckender Beschluss"

Dießen: Plädoyer für das Gender-Sternchen: Unbekannte haben am Dießener Rathaus diesen Schriftzug angebracht.

Plädoyer für das Gender-Sternchen: Unbekannte haben am Dießener Rathaus diesen Schriftzug angebracht.

(Foto: Renate Greil)

Gegen den Anti-Gender-Kurs der Volkshochschule Ammersee West formiert sich nun Widerstand.

Von Renate Greil, Dießen

Am Durchgang am Rathauseck steht seit einigen Tagen in schwarzer Schrift schön aufgemalt "Diessener*innen". Der plakative Protest, der von Seiten der Gemeinde Dießen als Sachbeschädigung gewertet wird, weist vermutlich auf den kürzlich erfolgten mehrheitlichen Beschluss des Volkshochschul-Zweckverbands Ammersee West hin, dass im VHS-Programmheft das Gendersternchen nicht mehr verwendet werden darf.

In Dießen wird der Vorgang breit diskutiert, auch in den Sozialen Medien gab es reichlich Kritik. Buchhändlerin Ulrike Kreutzer von der Buchhandlung Colibri beispielsweise findet den Mehrheitsbeschluss "erschreckend". Die Schreibung mit dem Gendersternchen beziehe alle Geschlechter (männlich, weiblich und divers) mit ein und eine Volkshochschule solle für "alle da sein". Gerade dort sei es wichtig, es richtig zu machen, sagt die Buchhändlerin.

Von Seiten der Mittwochsdisko, eine politische Gruppe aus Dießen und Umgebung, kommt nun die Forderung, das Thema erneut im Verbandsrat der VHS Ammersee West, der sechs Gemeinden angehören, zu behandeln und die Entscheidung rückgängig zu machen. In ihrer Pressemitteilung dazu geht die Mittwochsdisko noch weiter und fordert Konsequenzen für den Antragsteller, dem Dießener Gemeinderat Michael Hofmann (Bayernpartei), der als Verbandsrat für Dießen im Zweckverband der VHS Ammersee West sitzt. Dieser solle vom Dießener Gemeinderat gerügt und als Verbandsrat abberufen werden, da er sich "als politisch Verantwortlicher für Erwachsenenbildung disqualifiziert" hat.

In der Pressemitteilung heißt es weiter: "Offensichtlich sind manche Kommunalpolitiker und -politikerinnen auch jenseits der Vertreter und Vertreterinnen tumber Rechtsparteien in einer Weise abgehängt vom erreichten Niveau der Gleichstellung von Männern und Frauen, dass es beschämt." Laut Mittwochsdisko stimmten dem "frauenfeindlichen Antrag des rechten Gemeinderates aus Dießen" folgende Verbandsmitglieder zu: die Bürgermeister Florian Hoffmann (Ländliche Wählergemeinschaft) aus Utting, Siegfried Luge (CSU) aus Eching und Richard Michl (Freie Wähler) aus Windach und Bürgermeisterin Patricia Müller ("L(i)ebenswertes Dorf") aus Greifenberg sowie der zweite Bürgermeister Martin Wagner (CSU) und Verbandsrat Rudi Hoffmann (Grüne) aus Schondorf. Dagegen waren aus Dießen die Bürgermeisterin Sandra Perzul (Dießener Bürger), Miriam Anton (Grüne) und Hannelore Baur (SPD) sowie Peter Noll (GAL) aus Utting.

Unter anderem weist die Mittwochsdisko nun darauf hin, "dass der Rat für deutsche Rechtschreibung in seiner Sitzung am 26. März 2021 die Auffassung bekräftigt hat, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen". Außerdem wird angemerkt, dass Sprache sich stets verändere, immer wandelbar sei und sich den Epochen angeglichen habe.

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