Süddeutsche Zeitung

Am Ammersee:Drei Freunde wagen den Neuanfang

Im Mai haben die neuen Wirte Elias Lobewein, Martin Putz und Christian Wawacek den Biergarten der Alten Villa in Utting wieder eröffnet. Nun ist auch das Restaurant in Betrieb gegangen - nach gut zwei Jahren.

Von Astrid Becker, Utting

Am Ende hat es doch noch geklappt. Gerade noch im vergangenen Jahr haben die neuen Wirte der "Alten Villa" in Utting ihr Restaurant aufsperren können. Gut zwei Jahre lang wurden dort weder Speisen noch Getränke serviert, seit die vorherigen Pächter Martina und Bernd Pickl ihren Vertrag mit der König-Ludwig-Brauerei nicht mehr verlängern wollten. Als Elias Lobewein davon hörte, war er sofort Feuer und Flamme. Der 42-Jährige ist in Schondorf aufgewachsen und wollte mit seiner Familie gern wieder dort leben. Raus aus der Stadt, raus an den Ammersee.

Dass er sich heute Geschäftsführer in dem komplett renovierten Ausflugslokal nennen darf, geht auf einen Freund zurück: Martin Putz, der die Alte Villa erstmals als potenzieller Pächter im Dezember 2020 in Augenschein genommen hatte. Ihm allein schien sie aber zu groß, und in Lobewein, den er seit 15 Jahren kennt, fand der ebenfalls 42 Jahre alte Wirt den richtigen Partner. Nummer drei im Bunde ist der 37-jährige Christian Wawacek, der ursprünglich aus Murnau kommt und Lobewein noch aus der Schulzeit im Klosterinternat Ettal kennt. "Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick", sagt er über das Lokal.

Das Wirtetrio besitzt jede Menge Erfahrung in der Gastronomie: Putz als Betreiber der "Burger und Lobster Bank" und des Clubs "Call me Drella" am Münchner Maximiliansplatz. Lobewein war elf Jahre lang Geschäftsführer der "Vega Bar" an der Georgenstraße, zuvor Barchef im legendären Elektroclub "Harry Klein" und bis zuletzt Gastronomiechef im "Conviva" im Blauen Haus an den Kammerspielen. Wawacek arbeitete 14 Jahre lang bei der österreichischen Restaurantkette "Ö Eins" in München und Wien.

"Kein Wunder, dass alle anfangs hier in Utting dachten: Oh je, jetzt kommen die Münchner", erzählt Lobewein. Spätestens mit dem Start des Biergartens im vergangenen Mai jedoch erwiesen sich die Sorgen, dass nun alles schickimicki wird in der Alten Villa wohl als unbegründet. "Wir hatten eine gute Saison", sagt auch Wawacek. Wenngleich sie wohl lehrreich war: "Wir mussten ja bisher nie Hendl braten", erzählt er und lacht. Und dann war da noch die Sache mit dem Teich, der plötzlich im Zuge von Bauarbeiten auf einem Nachbargrundstück leer gelaufen war: "Das war eine Heidenarbeit, die ganze Fische mussten ja raus." Aber das Trio bewältigte das ebenso wie den Umbau ihres Restaurants im Inneren der historischen Villa, bei dem sie auch selbst Hand anlegten.

Die Holzvertäfelung durfte bleiben - außer an der Decke

Der eigentliche Gastraum fungierte dabei als "unsere Werkstatt", erzählen sie, bis dort die bisher dunkle Holzdecke herausgerissen wurde, damit es heller und freundlicher wird: "Das drückte den Raum zu sehr", sagt Lobewein. Die Tische wurden abgeschliffen und sind nun heller, die dunkle Wandvertäfelung wurde aber beibehalten - für die Gemütlichkeit, wie die Wirte sagen.

Der bisher weiße Anstrich wich einem Farbkonzept, das sich durch das ganze Haus zieht und von einem helleren Grün im Gastraum, hellblau im Foyer bis zu einem Petrolton in der Schänke reicht. "Das stammt von unserem Maler Christian Huber, der eigentlich Farbkünstler ist und alles selbst angemischt hat. Im Gastraum zum Beispiel hat er eine Schwammtechnik angewandt", erzählen die Wirte. Deko und Interieur suchte sich , sofern noch nicht vorhanden, Lobeweins Frau Antonia auf Ebay zusammen, Lampen etwa oder ganz verschiedene Salz- und Pfefferstreuer: "Sie hat ein Händchen dafür", sagt Wawacek.

Als Küchenchef verpflichteten die Drei Patrick Leighton, der aus Murnau stammt und so etwas wie ein alter Freund der Wirte ist. Seine Vita klingt aufregend: Der 37-Jährige kochte beispielsweise bei Alfons Schuhbeck am Platzl oder auch in den Luxushotels "Bayerischer Hof" in München und im "Weißen Rössl" in Kitzbühel. In Utting sieht das Konzept bayerisch-bodenständige Küche vor: "Hauptsache gut und ehrlich gekocht", sagt Leighton. Was er darunter versteht? Ein goldbraunes Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Salat zum Beispiel (22,50 Euro), Rindertafelspitz in Meerrettichrahm mit Wirsing und Salzkartoffel (18,50 Euro), Graupenrisotto mit Hokkaidokürbis und Kräuterschaum (13,50 Euro) oder Ammerseerenke mit Nussbutter, Petersilienkartoffel und Salat (22,50 Euro). Die Zutaten sollen weitestgehend von regionalen Anbietern stammen: Die Renke beispielsweise von der ortsansässigen Fischerei Marx.

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