Süddeutsche Zeitung

Ammersee:Faustgroße Rostlöcher

Viele Wasser- und Abwasserleitungen müssen saniert werden

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Egal welches Material man für die Wasserleitungen verwendet, irgendwann geht es kaputt", erklärte Thomas Jacobs, Technischer Leiter für den Bereich Abwasser bei der AWA (Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe). Als Beweis zeigt er Rohrstücke, die faustgroße Rostlöcher aufweisen und Kunststoffrohre mit Rissen. Angesichts der rund 520 Kilometer langen Wasserleitungen und der 340 Kilometer langen Abwasserkanäle mit denen die AWA ihre sieben Mitgliedsgemeinden versorgt, sind die Kanalarbeiter ständig mit Sanierungsarbeiten beschäftigt. Zwei Millionen Euro werden dafür im Jahr ausgegeben, erklärte Wolfram Gum. Der Seefelder Rathauschef ist Verwaltungsratsvorsitzender der AWA. Das Geld zahlen letztendlich die Verbraucher über die Gebühren.

Bayernweit müssen rund 15 Prozent aller Wasserleitungen und Kanäle in den nächsten Jahren saniert werden, erklärte Staatsministerin für Umweltschutz Sylva Orlamünde. Mit der Kampagne "Schau auf die Rohre" soll bei der Bevölkerung um Verständnis für die teuren Investitionen geworben werden. Seit November vergangenen Jahres finden bayernweite Aktionstage statt, an denen sich der Freistaat, der Bayerische Gemeindetag und der Städtetag sowie die Fachverbände der Wasserwirtschaft beteiligen.

Auf dem Betriebsgelände der AWA konnten sich die Besucher an Stationen über die Aufgaben des Herrschinger Netzbetreibers informieren. Moderne Kanalarbeiter müssen nicht in schmutzigem Wasser buddeln, versicherte Jacobs. Als Beweis ließ er eine fahrbare Roboterkamera durch ein transparentes Rohr sausen. Auf dem Display kann die Fahrt verfolgt und Löcher erkannt werden.

Viel Erfahrung ist nötig, um durch das Identifizieren von Geräuschen ein Leck zu hören. AWA-Mitarbeiter Benedikt Spindler setzte dazu Messgeräte und Kopfhörer ein. Vor allem bei Rohren, die an schwer zugänglichen Bereichen liegen, seien grabungsfreie Verfahren ideal. Jacobs zeigte einen stoffartigen Schlauch. Dieser wird mit einem Roboter in ein kaputtes Rohr eingeführt. Die harzgetränkte Oberfläche passt sich der Umgebung an und härtet vollständig aus. Das Resultat: Das Rohrsystem ist wieder dicht. Bis zu einem Viertel der herkömmlichen Kosten könnten durch dieses Verfahren eingespart werden, erklärte Wolfgang Günthert, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft.

"Quick-Locks" sind eine Art Pflaster, mit denen die Rohre abgedichtet werden und mit einer Art Disconebel kontrollieren die Facharbeiter die Dichtigkeit von Rohren. Besonders beeindruckend war das Feuerwehrauto große Sprühfahrzeug. "Alle zwei Jahre reinigen wir damit die Hauptkanäle", erklärte Jacobs. Dazu fahren Wasserdüsen durch die Rohre und spülen den festsitzenden Dreck weg. Und dann besitzt die AWA auch noch eine eigene Drohne. Sie wird beispielsweise im Falle von Sturzfluten eingesetzt, um eine Übersicht über die vorhandenen Wassermassen zu bekommen.

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Quelle:
SZ vom 12.04.2019
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