Am Rande:Ruhe vor der Leinwand

Das Kino ist kein Hort der Konzentration mehr. Die ganze Zeit bimmelt oder mampft etwas

Von Matthias Pfeiffer

Jean-Paul Sartre sagte mal: "Die Hölle, das sind die Anderen". Leider bestätigt sich dieser Satz häufig beim Kinobesuch. Natürlich ist es wundervoll, die großen Bilder und Emotionen mit Anderen zu Teilen. Und jeder, der beim kleinsten Gehüstel "Ruhe!" schreit, sollte mit skeptischen Blicken bestraft werden. Es gibt jedoch auch einiges, das man beim Filmgenuss durchaus einstellen kann. Anlässlich des Fünf Seen Filmfestivals sollte man das wieder in Erinnerung rufen.

Jedem sei gegönnt, während des Films Popcorn oder Nachos zu genießen. Es ist wichtig, dem Verhungern vorzubeugen. Unnötig ist es aber, alle anderen Besucher durch lautes Knistern und Rascheln davon zu benachrichtigen, dass man Snacks auf dem Schoß hat. Der Genießer schweigt - und seine Knabbereien bitte auch.

Zugegeben, ruhig bleiben kann schwer sein. Und viele Filme setzen darauf, das Publikum zum Lachen, Weinen oder Schreien zu bringen. Gegen solche Gefühlsregungen lässt sich nichts sagen. Aber ansonsten gilt es, die Kommentarfunktion auszuschalten. Auftritte kleiner Kinder oder Welpen ("Ooooh"), Bösewichte ("Boooah") oder bekannter Schauspieler ("Sag mal, das ist doch der aus...") müssen nicht zwangsläufig lautstark kommentiert werden. Wenn es gar nicht anders geht, kann man zumindest drauf verzichten, das Gesehene an Ort und Stelle zu diskutieren. Für zwei Stunden könnte man auch auf ein angeschaltetes Handy verzichten. Aber nein, es bimmelt, vibriert und pfeift immer wieder. Wobei man schon froh sein muss, wenn keiner rangeht oder anfängt im Kino nach Pokémon zu suchen. Und außerdem: Spätestens beim Eröffnungstitel sollte das Gerät weggesteckt werden. Es gibt wirklich Leute, die sich die Buchstaben ungestört ansehen wollen, ohne vom Display-Schein abgelenkt zu werden.

Es sind im Grunde ganz einfache Dinge, die man beachten muss, um ein sozial verträglicher Kinobesucher zu sein. Wenn das alle tun, gibt es verdienten Filmfestival-Genuss für jeden.

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