Allmannshauser Steilwand:Ausrüstung intakt

Kripo schließt beim Tod eines Tauchlehrers im Starnberger See Fremdverschulden aus

Von Christian Deussing, Allmannshausen

Der tödliche Tauchunfall, der sich am Sonntagmorgen im Starnberger See vor Allmannshausen ereignet hat, war vom Ablauf äußerst ungewöhnlich. Nach Kripoangaben wollte der 67-jährige Tauchlehrer etwa 15 Meter vom Ufer entfernt im weiteren Bereich der Steilwand seine Flossen anlegen und kippte dabei in voller Montur auf schrägem Grund nach hinten ins tiefere Wasser. Es wurde ihm zum Verhängnis, dass er in der Sekunde sein Mundstück noch nicht eingesetzt hatte. Der Münchner schluckte Wasser, wurde durch seine 40 Kilo schwere Ausrüstung in drei Meter Tiefe gezogen und ertrank. Seine Mittaucher fanden ihren Freund zwar nach einigen Minuten und konnten ihn bergen, doch jede Hilfe kam zu spät - trotz der Versuche des Notarztes, den Mann am Ufer wiederzubeleben.

Nach Auskunft der Kriminalpolizei gebe es "kein Fremdverschulden", zudem sei die Ausrüstung nicht defekt gewesen. Auch ein gesundheitliches Problem des Verunglücktes sei nicht bekannt - wobei ein Schwächeanfall des 67-Jährigen in dem Moment vor dem geplanten Tauchgang nicht gänzlich ausgeschlossen wird. Eine Obduktion hat die Staatsanwaltschaft jedoch nicht angeordnet. Die Kripo berichtet außerdem, dass auch die 61 und 53 Jahren alten Begleiter des Verunglückten "sehr erfahren" seien. Die drei Münchner hätten jeweils mehr als tausend Tauchgänge hinter sich und würden sich im Revier der Steilwand am Ostufer des Starnbergers bestens auskennen.

Beim Einsatz am Sonntagmorgen war auch Markus Bucher dabei, Vorsitzender und Einsatzleiter der BRK-Wasserwacht Starnberg. Der erfahrene Helfer hat schon viele Tauchunfälle vor Allmannshausen erlebt - aber noch nie einen derartigen tragischen Fall. Bucher rät grundsätzlich dazu, noch im seichten Wasser die Tauchmontur komplett und funktionstüchtig anzulegen und die Ausrüstung gegenseitig zu kontrollieren. Er weiß, dass sich in dem beliebten und bundesweit bekannten Revier vor der Seeburg tagsüber bis zu hundert Taucher tummeln. Daher müsse angesichts dieses enormen Andrangs die Anzahl der Unfälle relativiert werden, erklärt Bucher. Bei Rettungseinsätzen dürfen die Wasserwachtkräfte bis höchstens 30 Meter Tiefe tauchen - was auch mit der Unfallversicherung zu tun habe, erläutert er im Gespräch mit der SZ.

Als "völlig untypisch" bezeichnet Bernhard Leicher den Unfall vom Sonntag. Er betreibt mit seiner Frau die "Tauchsportschule "Diveworld" in Geretsried und kennt das Steilwand-Revier sehr gut. Er sehe die Gefahr darin, dass sich Taucher "absolut überschätzen", ihre Grenzen nicht kennen oder Erfahrungen eher im Meer an Urlaubsorten als im See gesammelt haben. Es sei auch wichtig, von möglichen Erkrankungen zu wissen, sagt Leicher. Er ärgert sich aber vor allem darüber, dass diese Steilwand oft "dämonisiert" werde. Es gebe dort viel weniger Unfälle als in den Bergen, beim Skifahren oder auf den Straßen, so Leicher.

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