Allein der Wille zählt:"Super-Situation bei den Ausbildungsplätzen"

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Wegen vieler freier Ausbildungsplätze nehmen Firmen auch schwache Schulabgänger auf.

Wolfgang Prochaska

Starnberg - Für den Starnberger Unternehmer Martin Eickelschulte sind Zeugnisnoten bei Schulabgängern eher sekundär. Für ihn gibt es ein wichtiges Kriterium, wenn es um die Anstellung von Lehrlingen in seiner EDV-Firma geht: "Will der Bewerber oder die Bewerberin unbedingt diesen Beruf erlernen oder nicht?" Den Willen will er spüren. Dann ist die Sache klar. Schlechte Noten hin oder her. Wie Eickelschulte, der auch IHK-Gremiumsvorsitzender ist, legen inzwischen viele Betriebe und Firmen im Landkreis nicht mehr so viel Wert auf beste Noten und Abschlüsse, Hauptsache, ein junger Bewerber meldet sich für den Ausbildungsplatz und zeigt Ambitionen.

Foto: Jens Büttner dpa/lby (Foto: dpa)

Von einer "Super-Situation bei den Ausbildungsplätzen" spricht auch der Leiter des Jugendamts, Bernhard Frühauf. 600 Ausbildungsplätze sind heuer noch unbesetzt, ohne Vertrag sind gerade einmal 44 Schulabgänger. Frühauf rechnet damit, dass bis Juli nahezu alle einen Betrieb oder eine Firma gefunden haben. Denn Lehrlinge sind Mangelware und heiß begehrt. "Die Firmen suchen händeringend und nehmen Schulabgänger bis hinunter zu den Förderschulen." Eine völlig neue Situation. Zumal die angebotenen Ausbildungsplätze nicht die üblichen Berufe mit schlechtem Image oder ungewöhnlichen Arbeitszeiten wie Metzger und Bäcker sind. "Da geht es um Ausbildungsmöglichkeiten im Einzelhandel, im zahnmedizinischen Bereich oder als Rechtsanwaltsgehilfe, weiß Frühauf zu berichten.

Dass Betriebe nun auch Schulabgänger mit schwächeren Noten nehmen und sich sogar den Abbrechern widmen, ist dem immer spürbarer werdenden Fachkräftemangel geschuldet. Vizelandrat Albert Luppart, der auch Geschäftsführer der Peter-Maffay-Stiftung ist, freute sich am Montag in der Sitzung des Kreisjugendhilfeausschusses: "Schlechte Noten sind bei Bewerbungen kein Ausschlusskriterium mehr." Das hat auch damit zu tun, dass selbst kleine Firma Trainingsprogramme vorhalten, damit die Lehrlinge den späteren beruflichen Anforderungen genügen. Eickelschulte weiß von vielen Initiativen, bei denen sich Mentoren und sogenannte Paten um die Auszubildenden zwei Jahre lang kümmern, damit diese zu einem erfolgreichen beruflichen Abschluss kommen.

Der Starnberger IHK-Chef will diese Einzel-Initiativen enger verzahnen und koordinieren, damit noch mehr davon profitieren. "Der Mangel an Fachkräften wird in den nächsten Jahren unser großes Problem sein. Das müssen wir in den Griff bekommen."

© SZ vom 06.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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