Nach den Erfolgen bei der Bundestagswahl im vergangenen Februar und angesichts steigender Mitgliederzahlen rechnet die AfD bei der bevorstehenden Kommunalwahl im März 2026 auch mit Mandaten auf kommunaler Ebene. Die Partei werde versuchen, in der Stadt Starnberg sowie in den vier Gemeinden Tutzing, Gauting, Gilching und Herrsching mit eigenen Listen anzutreten, sagte Alexander Neumeyer vom Kreisvorstand der SZ. Der neu gewählte Bundestagsabgeordnete Ingo Hahn aus Stockdorf hatte bereits nach seiner Wiederwahl als Kreisvorsitzender im vergangenen August erklärt, die AfD wolle „für möglichst viele Gemeinderäte antreten“ und auch einen eigenen Landratskandidaten aufstellen.
Bisher ist Hahn als Kreisrat der einzige Kommunalpolitiker der AfD im Landkreis Starnberg. Bis Ende März saß er außerdem im Bayerischen Landtag; dort war er zuletzt stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Dieses Mandat hat er jedoch aufgegeben. Seine Nachfolgerin im Maximilianeum ist die 37-jährige Landwirtin Christin Gmelch aus Königsmoos (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen). Ob der 54-jährige Hahn sein Kreistagsmandat behält, ist bisher nicht bekannt – zulässig wäre es, teilt das Landratsamt mit. Da der Stockdorfer als Einzelkämpfer in keinem Ausschuss sitzt und so nur eine Handvoll Plenumssitzungen im Terminkalender hat, hält sich der Arbeitsaufwand für ihn in Grenzen. Mit Blick auf die bevorstehende Kommunalwahl am 8. März 2026 hatte er schon frühzeitig erklärt, die AfD werde „in Fraktionsstärke in den Kreistag einziehen“.
Personalien sind bisher allerdings nicht bekannt. Auf die Frage, wer als Landratskandidat infrage kommt, wollte Kreis-Schriftführer Neumeyer aus Seeshaupt zum jetzigen Zeitpunkt keine Namen nennen. Die Listen für Stadt- und Gemeinderäte sollen sich bei Versammlungen nach den Sommerferien formieren. Mit Formalien wie Wahlrecht oder Geschäftsordnungen auf Gemeindeebene beschäftigten sich die Parteimitglieder bereits in parteiinternen Schulungen, erzählte Neumeyer. Er selbst hat schon in Seeshaupt als Gemeinderat, später auch für Land- und Bundestag kandidiert – allerdings jeweils erfolglos.
Der AfD-Kreisvorstand rechnet damit, dass Listenplätze jeweils dreifach mit einem Kandidaten belegt werden müssen, weil sonst nicht alle Plätze vergeben werden könnten. Bei Kommunalwahlen ist das möglich. So würden etwa in der Gemeinde Gauting oder der Stadt Starnberg mit je 30 Sitzen bereits zehn Bewerber genügen, um eine Liste zu füllen. Außerdem könnten sich auch Parteifreie für eine Kandidatur finden oder Mitglieder der Partei „Die Basis“, die aus der Querdenker-Szene entstanden ist und der AfD nahestehe.


Schon am 24. Mai steht die Gründung eines weiteren AfD-Ortsverbands in Starnberg bevor; diesem sollen auch die Gemeinden Tutzing, Feldafing, Pöcking und Berg angehören. Zwei Ortsverbände gibt es bereits: Herrsching-Ammersee (mit Andechs) sowie Würmtal mit den Gemeinden Gauting, Gilching und Krailling. Mit der Neugründung in der Kreisstadt wäre der Landkreis Starnberg organisatorisch größtenteils abgedeckt. Nach Neumeyers Angaben wächst die Mitgliederzahl stetig: „Wir peilen 100 an“, sagte er. Derzeit seien es im Landkreis 86 Personen, vier weitere würden gerade aufgenommen.
Zugleich beginnen die inhaltlichen Vorbereitungen. Dafür ist nach den Worten Neumeyers eine 15-köpfige Kreiswahlkommission zuständig, die bis Oktober Ziele festlegen soll. In welche Richtung das gehen könnte, hat der AfD-Kreisvorsitzende Hahn in einer Stellungnahme bereits skizziert: gegen weitere Containeranlagen für Geflüchtete und für einen Zuweisungsstopp. Kommunalpolitiker sollten seiner Ansicht nach die „Migrationsflut in ihre Gemeinden“ stoppen und neuen Unterkünften für Asylbewerber das Einvernehmen verweigern, wenn nicht eine andere dafür geschlossen wird.
Laut einem Gerichtsurteil vom Juli vergangenen Jahres darf der bayerische Verfassungsschutz die AfD im Freistaat als Gesamtpartei beobachten, da es Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen innerhalb der Partei gebe.