In seiner Wahlheimat Pöcking war Otto von Habsburg, ältester Sohn des letzten österreichischen Kaisers, seit den fünfziger Jahren tief verwurzelt. Der Ehrenbürger der Gemeinde starb in der Nacht zum Montag im Alter von 98 Jahren. Habsburg trat stets sehr bescheiden auf. So bescheiden, dass ihm Pöckinger Kinder zu seinem 95. Geburtstag einen Winterschal schenkten, damit er nicht immer mit dem selben Schal herumlaufen müsse.
Otto von Habsburg hatte tiefen Respekt vor den Menschen und erwartete nie eine Sonderbehandlung, beispielsweise wenn er in Pöcking einkaufen ging. Jeden Sonntag war der tiefgläubige Habsburg in der Messe und saß mit den Pöckingern in einer Reihe. Noch bis Anfang 2010 kannte er keinen Ruhestand, sein Terminkalender war voll und er reiste viel. "Vorwärts schauen und nicht jammernd nach rückwärts blicken, Sprachen lernen, denn sie sind ein Kapital fürs Leben, und der Glaube an Gott, dann wird man weiterkommen. Das ist unsere Kultur und unsere Kraft", sagte er einmal.
Der Politikwissenschaftler und Publizist sprach sieben Sprachen, hatte vier Pässe und verfasste 37 Bücher. Er schaute sich gerne James Bond-Filme an. Nach dem Tod seiner Frau, Erzherzogin Regina von Habsburg, im Februar 2010 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Von einem Sturz in der "Kaiservilla" im vergangenen Jahr hatte er sich nie mehr ganz erholt.
Landrat Karl Roth, der von Habsburg handsignierte Bücher besitzt, sprach von einem "hochgeschätzten Landkreisbürger". Der Pöckinger Bürgermeister Rainer Schnitzler meinte: "Er hat 57 Jahre hier gelebt und wir sind sehr stolz darauf." Habsburg wird vom heutigen Dienstag, 12 Uhr, an in St. Ulrich in Pöcking aufgebahrt. Am Samstag, 9. Juli, ist ein Requiem in der Kirche St. Pius geplant, eine Woche später soll Habsburg in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt werden. sbh