Abschied:Schlussakkord in Sankt Maria

Starnberg scheidender Organist Bernard Texier

Bernard Texier an seiner Computer-Heimorgel: Konzerte will er weiter geben, im Ruhestand kann er sich sogar mehr Zeit zur Vorbereitung nehmen.

(Foto: Nila Thiel)

Organist Bernard Texier geht nach 31 Jahren in Ruhestand. Mit seiner Musik wollte er Menschen in die Kirche holen, die sonst vielleicht fernbleiben. Mit den Pfarrern war es ein Auf und Ab.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Die Regale im Arbeitszimmer von Bernard Texier sind voll von Notenblättern und sauber beschrifteten Ordnern, wie "besondere Gottesdienste" oder "Klavier und Orgel". Doch der ganze Stolz des Kirchenmusikers der Starnberger Stadtpfarrei Sankt Maria ist die Orgel, die er sich vor ein paar Jahren gekauft hat. Sie ist computergesteuert. Er müsse keine Register mehr ziehen, erklärt er, das werde per Touchscreen gesteuert. "Als Organist muss man mit der Technik gehen", sagt Texier und gibt den Befehl "Kathedralorgel" ein. Dann spielt er mit leichter Hand ein paar Töne und der volle Klang, der durch das Haus schallt, ist übermächtig. "Ist das nicht sagenhaft?", freut er sich und fügt mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: "Das ist auf jeden Fall besser, als in der kalten Kirche zu üben."

Orgelkonzerte hat der Franzose, der in Paris geboren ist, schon während seines Studiums gegeben. Auf die Gottesdienste jedoch bereitet er sich ebenso intensiv vor; denn die Qualität müsse genauso hoch sein, ist Texier ist überzeugt. In den 31 Jahren, in denen er in Starnberg tätig ist, hat er immer wieder die Erfahrung gemacht, dass man mit Musik auch Menschen in die Kirche holen kann, die sonst vielleicht wegbleiben. Jetzt geht Bernard Texier in den Ruhestand. Der 65-Jährige wird am Sonntag, 20. Januar, um 10.15 Uhr, zum letzten Mal den Gottesdienst in der Stadtkirche Sankt Maria auf der Orgel begleiten.

Als der damalige Stadtpfarrer Konrad Schreiegg einen Kirchenmusiker gesucht hat, wurde Texier unter vielen Bewerbern ausgewählt. Schreiegg und er, das habe von Anfang an gepasst, sagt er. Texier hat sich immer nach dem Motto von Johann Sebastian Bach "Allein zur Ehre Gottes" gerichtet. Er habe sich stets weiterentwickeln, nie auf einer Stelle stehen bleiben wollen, betont der Musiker. Dafür müsse man sich gut vorbereiten, sehr viel Zeit investieren, Zeit, die die Leute nicht sehen. Als Organist liegt es an ihm selbst, ein hohes Niveau zu erreichen. Doch auch mit Amateuren, die im Chor singen, bekomme man eine perfekte Leistung hin, ist er überzeugt. "Ein Chor ist immer so gut, wie das Ohr des Chorleiters." Vor allem die Kinder seien unvoreingenommen.

Seinen hohen Anspruch an Qualität hat Texier bis heute nicht verloren. Auch wenn er dafür unter Schreieggs Nachfolger Werner Haas einen langen Atem gebraucht habe; denn dieser habe die Musik nicht so geschätzt, erklärt der Kirchenmusiker. Etwa die Hälfte der Chormitglieder seien in dieser Zeit abgewandert. "Doch ich habe immer versucht, mir den Spaß an der Musik nicht kaputt machen zu lassen", erinnert sich Texier. Seit Pfarrer Andreas Jall in Sankt Maria tätig ist, geht es laut Texier wieder bergauf.

Allerdings sei es heutzutage schwierig Sänger zu gewinnen. Es liegt seiner Meinung nach daran, dass die Aufführungen immer an Feiertagen sind, da wollten die Leute lieber ihre Freizeit genießen. Zudem wechselt das Programm häufig. Ob Ostern, Pfingsten, Weihnachten oder Patrozinium - der Chor müsse stets etwas Neues einstudieren. Obwohl Texier den größten Teil seines Berufslebens in Starnberg verbracht hat, geht er ohne Wehmut. Er habe jetzt endlich genug Zeit für die Konzertvorbereitung, sagt er. Ostern spielt er in der Provence, im Juli in Montpellier. Dazwischen reist er, kocht für Freunde, arbeitet im Garten und fängt vielleicht wieder an, Möbel zu schreinern. "Ich habe keine Angst, dass ich mich langweilen werde", sagt Texier mit seinem charmanten französischen Akzent, den er auch nach 40 Jahren in Deutschland nicht verloren hat.

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