Lindauer Autobahn:Warum sich die Zahl der Tunnelsperrungen auf der A96 halbiert hat

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Für Tobias Ehrmann (links) und Reinhold Ebenhöch von der Autobahndirektion sind die mobilen Höhenkontrollen an der A 96 ein Erfolgsmodell. (Foto: Nila Thiel)

Eine mobile Höhenkontrolle warnt Lkw-Fahrer schon vor der Auffahrt. Müssen die Tunnels Eching und Etterschlag dennoch dichtgemacht werden, löst eine weitere Neuerung den Stau auf.

Von Christine Setzwein, Inning

Bis zu zwölf Mal im Monat stand der Verkehr vor den Autobahntunnels Etterschlag und Eching still, weil Lastwagenfahrer die Höhenkontrolle ausgelöst hatten. Bis vor einem Jahr. Seitdem hat sich die Zahl halbiert. Grund ist das Pilotprojekt "Mobile Vorhöhenkontrolle und Pkw-Freigabe", das seit Juni 2019 läuft. "Ein Provisorium, das auf fünf Jahre angelegt ist", erläuterte Johann Schmid, Leitender Baudirektor bei der Autobahndirektion Südbayern, bei der Zwischenbilanz in der Autobahnmeisterei Inning. Wenn es sich weiter bewährt, sollen aus den mobilen Kontrollen auf der A 96 an den Anschlussstellen Wörthsee, Inning und Greifenberg stationäre Einrichtungen werden.

Die Höhe eines Kraftfahrzeugs darf einschließlich Ladung vier Meter nicht überschreiten. So schreibt es die Straßenverkehrsordnung vor. Aber es gibt Spielraum. Die Sensoren der Höhenkontrolle vor den Autobahntunnels schlagen erst bei 4,40 Metern an. Aber auch das reicht manchen Spediteuren nicht. Sie lassen sogar das Führerhaus ihrer Schwertransporter beladen, etwa mit Containern oder Kleinwagen, wie Johann Dietrich von der Dienststelle Kempten der Autobahndirektion Südbayern anhand von Fotos belegte. Wer die Höhenkontrolle und die rote Ampel bewusst auslöst und so einen Stau vor dem Tunnel verursacht, zahlt ein Bußgeld von 240 Euro. Wenn die Sensoren nur wegen wehender Abdeckplanen blinden Alarm schlagen, kostet es 160 Euro.

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Das mag für Spediteure nicht viel Geld sein, für Pendler, Autobahndirektion und Polizei sind gesperrte Tunnel ein großes Ärgernis. Laut ADAC musste die Verkehrsredaktion 2018 mehr als 400 Mal melden: "Tunnel gesperrt, Höhenkontrolle wurde ausgelöst". Spitzenreiter waren die Tunnel Allach und Aubing auf der A 99 (149 Mal), der Elbtunnel auf der A 7 (98 Mal) sowie die Tunnel Eching und Etterschlag auf der A 96 (66 Mal). Zu dem Verdruss über die Warterei im Stau kommt noch etwas: Die lichte Höhe in den Tunneln Etterschlag und Eching beträgt nur 4,50 Meter. Direkt unter der Decke hängen Lautsprecher, Kameras und Beleuchtung. Fahren Lkw ein, die zu hoch beladen sind, verursachen sie Schäden. Herabfliegende Teile können Unfälle auslösen, und für die Reparatur muss immer mindestens eine Fahrbahn gesperrt werden. Die Folge: wieder Stau.

Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, wurden zwischen Wörthsee und Greifenberg sechs mobile Vorhöhenkontrollen errichtet. Sie weisen den Fahrer bereits vor der Einfahrt in die Autobahn darauf hin, dass sein Lkw zu hoch ist. Dann kann er auf einer Standspur seine Abdeckung festzurren oder Luft aus den Reifen lassen. Fährt er trotzdem auf die Autobahn, weisen ihn digitale Warntafeln erneut auf die Überhöhe hin und empfehlen ihm die nächste Ausfahrt und eine Umfahrung der beiden Tunnel. "Das ist unser Angebot", sagt Schmid. Bis dahin kostet die Ordnungswidrigkeit nichts. Erst wenn die stationäre Höhenkontrolle direkt vor dem Tunneleingang ausgelöst wird, ist das Bußgeld fällig.

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Für die Autobahndirektion ist das Pilotprojekt ein Erfolgsmodell. Dazu gehört auch die "Pkw-Freigabe". Sie ist möglich, wenn der Auslöser der Höhenkontrolle stehen bleibt und andere Lkw nicht ausscheren. Dann dürfen Pkw an den rechts wartenden Lkw vorsichtig auf der linken Spur vorbeifahren. Auch das wird digital angezeigt. "Immerhin zwei Drittel der Verkehrsteilnehmer haben den Hinweis verstanden", meint Dietrich.

Etwa zwei Millionen Euro habe die Autobahndirektion Südbayern, die für 14 Tunnel verantwortlich ist, in das Pilotprojekt investiert, dazu kämen monatlich "mehrere 10 000 Euro an laufenden Kosten", sagt Baudirektor Johann Schmid. Der Allacher Tunnel soll nach seiner Sanierung entsprechend ausgerüstet werden.

Die Galerien an der A 96 bei Germering und Gilching, die demnächst in Betrieb gehen, sind übrigens 20 Zentimeter höher gebaut.

© SZ vom 30.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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