Starnberg:Tödliche Schüsse im Polizeirevier

Schüsse im Polizeirevier Starnberg

Hinter dieser Holztür fielen Schüsse im Polizeirevier Starnberg

(Foto: dpa)

Er bedrohte die Beamten mit einem Messer: Die Polizei hat in der Inspektion Starnberg einen 73-jährigen Mann erschossen. Drei Beamte gaben mehrere Schüsse ab, auch der Dienststellenleiter soll beteiligt gewesen sein. Nun ermittelt das Landeskriminalamt, ob der Schusswaffengebrauch rechtmäßig war.

Von Michael Berzl, Starnberg

Polizeibeamte haben in der Inspektion Starnberg einen bewaffneten Mann erschossen. Zu dem Vorfall kam es am Freitagnachmittag, als der 73-Jährige die Polizisten mit einem Messer bedrohte. Die Identität des Getöteten konnte erst am Abend geklärt werden. Wie die Staatsanwaltschaft am Landgericht München II mitteilte, handelt es sich um einen Starnberger, der wegen paranoider Schizophrenie unter Betreuung stand.

Gegen 14 Uhr war der Mann auf der Wache erschienen. Die Wachstube ist vom Eingangsbereich durch eine verschlossene Türe und eine Panzerglasscheibe abgetrennt. Durch diese sahen die diensthabenden Polizisten bereits, dass der Mann ein Messer mitgebracht hatte. Nach einem kurzen Gespräch entschlossen sich die Beamten, den Unbekannten in einen Gang neben dem Vorraum zu lassen.

"Der Mann kam der wiederholten polizeilichen Aufforderung, das Messer niederzulegen, nicht nach und stürmte unter Vorhalt des Messers unvermittelt auf den Polizeibeamten zu", erklärte die Staatsanwaltschaft. Drei Beamte hätten mehrere Schüsse abgegeben und den Angreifer mehrfach getroffen. Das Opfer sei dabei tödlich verletzt worden. Unter den Beamten, die geschossen haben, soll nach SZ-Informationen auch der Dienststellenleiter gewesen sein. Er dürfe dazu keine Aussagen machen, sagte Starnbergs Polizeichef am Abend auf Anfrage.

Die Beamten seien erfahren gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich. Die Leiche des Mannes werde jetzt in der Münchner Rechtsmedizin obduziert. Der genaue Ablauf müsse noch geklärt werden - zum Beispiel, ob eine Notwehrsituation bestanden habe. Die Spurensicherung sichtete bis zum Abend am Tatort Beweismittel, auch die beteiligten Polizisten wurden befragt. Sie hatten offenbar zuerst auch Pfefferspray eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft beauftragte vorerst die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck mit den Ermittlungen.

"Da wird untersucht, ob der Schusswaffengebrauch rechtmäßig war", erklärte ein Polizeisprecher. Sollte sich dabei herausstellen, dass dies nicht der Fall gewesen sei, "könnte es zu einem Verfahren wegen fahrlässiger Tötung kommen." Der Leitende Oberstaatsanwalt Eduard Mayer kam selbst mit zwei Staatsanwälten zum Tatort, ebenfalls der Polizeivizepräsident Günther Gietl. Die weiteren Ermittlungen übernimmt nun das Landeskriminalamt (LKA).

Unklar war bis Redaktionsschluss, aus welchem Grund der 73-Jährige zu der Polizeiinspektion in der Starnberger Rheinlandstraße gekommen war. Niemand auf der Wache habe ihn gekannt, hieß es bei der Polizei. Über den genauen Inhalt des Wortwechsels zwischen dem Mann und den Beamten schwiegen sich Vertreter von Staatsanwaltschaft und Polizei aus. In den Wachraum habe man den Mann nicht lassen können, da sich dort bereits andere Zivilpersonen aufgehalten hätten. Auf die Straße zurückschicken hätten ihn die Beamten mit seinem Messer aber andererseits auch nicht können.

Bei der Waffe handelte es sich um ein 26 Zentimeter langes Küchenmesser mit einem Plastikgriff.

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