Seit dem Inthronisationsball sind Selina I. und Maximilian II. das offizielle Prinzenpaar der Starnberger Perchalla. Die Starnbergerin Selina I., die im richtigen Leben Selina Looß heißt, ist 22 Jahre alt und schon lange ein Faschingsprofi. Sie ist seit 2009 Mitglied der Perchalla und tanzte schon in der Mini- und Jugendgarde mit. Seit drei Jahren ist sie darüber hinaus Trainerin der Prinzengarde. Wenn sie nicht gerade im Faschingseinsatz ist, arbeitet sie als Kauffrau in der Unternehmenskommunikation der Starnberger Kliniken. In ihrer Freizeit macht sie viel Sport und trifft sich mit ihren Freunden. Der gebürtige Landsberger Maximilian Helmut Huber (Maximilian II.) ist Bautechniker bei einer Projektbau-Firma. Der 39-Jährige kam 2016 zur Perchalla. Damals wurde neben Motorradfahren das Tanzen zu seinem Hobby. Da „Huawa“, wie er von seinen Freunden genannt wird, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Melanie Riedl ist im Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und tanzt auch in der Prinzengarde mit. Wie sich die drei auf den mit 108 Tagen heuer sehr langen Fasching vorbereitet haben, erzählen sie im Interview.
SZ: Wie wird man Faschingsprinz oder -prinzessin?
Melanie Riedl: Jeder kann sich bei uns melden, der Vorstand entscheidet dann. Es gibt aber kein Casting. Wichtig ist nur, dass man über 18 Jahre alt ist und Lust am Fasching hat. Ansonsten sollte man fit sein. Größe oder Aussehen sind nicht so entscheidend. Allerdings muss man wissen, dass Training und Auftritte sehr zeitintensiv sind und man sich eventuell Urlaub nehmen muss. Am liebsten ist uns, wenn sich Pärchen melden, dann muss man nicht lange nach einem Partner suchen. Von Vorteil ist auch, wenn sich Interne von der Perchalla melden. Manchmal bekommen wir schon zum Faschingsende Anmeldungen für die nächste Saison. Selina und Maximilian haben sich im Frühjahr gemeldet.
Selina Looß: Ich bin nicht mit dem Wunsch aufgewacht, Prinzessin zu werden, obwohl ich schon seit meiner Kindheit dabei bin. Maximilian kam auf mich zu und ich habe zwei Tage lang überlegt.
Maximilian Helmut Huber: Ich habe sozusagen um ihre Hand angehalten.
Selina Looß: Da dachte ich: „Warum eigentlich nicht?“ Ich kenne ihn seit drei Jahren. Und als Prinz macht er wirklich einen guten Job. Es waren witzige Trainingstage.
Maximilian Helmut Huber: Andere haben mich gefragt und ich dachte ebenfalls: „Warum eigentlich nicht?“ Wichtig war auch ein toleranter Arbeitgeber. Als Bauleiter kann ich im Winter eher frei machen und Urlaub nehmen.
Gab es schon Bewerbungen von gleichgeschlechtlichen Paaren?
Melanie Riedl: Nein, bisher nicht. Das hat sich bis jetzt nicht ergeben.
Wie wichtig sind Talent und Vorkenntnisse?
Melanie Riedl: Vorkenntnisse müssen die Kandidaten nicht haben. Wir haben noch jeden zum Tanzen gebracht.
Selina Looß: Jeder darf eigene Wünsche und Vorstellungen einbringen. Wir wünschen uns bestimmte Figuren. Die Trainer setzen das um und passen die Choreografie entsprechend an. Das Prinzenpaartraining ist einfacher, weil es ja nur zwei Leute sind.
Maximilian Helmut Huber: Das Training beginnt immer fünf Wochen nach Aschermittwoch. Dann trainieren wir ein Mal pro Woche. Zum ersten Training haben wir eine eigene Musikauswahl mitgebracht.
Dürfen sie auch bei der Auswahl der Kostüme mitreden?
Selina Looß: Ja, man muss die Kostüme schließlich selbst bezahlen.
Maximilian Helmut Huber: Die Kosten liegen im drei- bis vierstelligen Bereich, je nachdem, ob man ein Kostüm von der Stange verschönert oder ob es komplett maßgeschneidert ist. Die Farbe Blau war schon vorgegeben, wir haben uns für Grau als zweite Farbe entschieden.
Selina Looß: Ich wollte kein Riesenkleid, sondern eher ein schlichtes. Ich möchte keine Barbie sein. Wir gingen mit unseren Vorstellungen zur Schneiderin – und die machte dann Vorschläge.
Wie viele Auftritte stehen schon fest? Gibt es einen Terminplan?
Melanie Riedl: Es sind bereits 35 bis 40 Auftritte geplant. Hinzu kommen noch Präsenztermine, etwa im Bayerischen Landtag, bei Prinzenpaartreffen, in Krankenhäusern oder Seniorenheimen. Die machen wir gerne, auch ehrenamtlich. Für private Auftritte werden wir ebenfalls gebucht, beispielsweise zu runden Geburtstagen. Insgesamt stehen etwa 60 Termine fest.
Was ist das Schönste am Prinzenpaar sein, die Bewunderung oder der Applaus?
Selina Looß: Das Schönste für mich ist der Zusammenhalt untereinander. Wir sind ein unsagbar gutes Team.
Und was sind die schwierigsten Herausforderungen?
Maximilian Helmut Huber: (lacht) Die Schritte richtig zu setzen, damit ich meiner Prinzessin nicht auf die Füße trete.
Selina Looß: Das Schwierigste ist, dass ich die Geduld nicht verliere, denn ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich selbst. Ich hasse auch Kälte. Da wird es anstrengend, wenn man in den hohen Schuhen lange draußen herumstehen muss.
Wie halten sie sich fit, um die lange Saison gesund zu überstehen?
Selina Looß: Ich nehme schon jetzt Zink ein, esse gesund. Von meiner Vorgängerin habe ich einen Beutel mit Vitamintabletten bekommen. Bei Auftritten stellt der Verein immer Obst und Gemüse zur Verfügung.
Maximilian Helmut Huber: Man muss sich zusammenreißen, muss immer im Hinterkopf haben, dass man noch einen Auftritt hat und fit sein muss. Erst danach kann gefeiert werden.
Glauben Sie, dass sich die Anstrengungen am Ende rentieren?
Maximilian Helmut Huber: Als ich 2016 zur Perchalla stieß – in einem Alter, in dem die meisten bereits aufhören – hätte ich nie gedacht, dass ich einmal Prinz werden würde. Ich wollte eigentlich nur ein Jahr mitmachen. Aber der Zusammenhalt der Gruppe ist so stark, dass ich bisher nicht gehen konnte.
Selina Looß: Es wird zwar anstrengend, aber das Schönste ist, die 108 Tage im Fasching zu genießen. Man bekommt viele neue Kontakte, beispielsweise zu anderen Prinzenpaaren. Da entstehen Freundschaften. Auch der Verein ist viel mehr als das. Er ist wie eine Familie, man kommt nicht mehr davon los.