Süddeutsche Zeitung

Prozess um Dreifachmord:Entspannt mit dem Maschinengewehr in der Hand

Ein 22-jähriger Bekannter belastet die Angeklagten im Prozess um den Starnberger Dreifachmord schwer. Die Verdächtigen sollen nach der Tat keinerlei menschliche Regung gezeigt haben.

Von Christian Deussing

Die beiden 21 und 20 Jahre alten Angeklagten im Starnberger Dreifachmordprozess, Maximilian B. und sein mutmaßlicher Komplize Samuel V., schweigen bisher. Doch nun hat ein 22-jähriger Bekannter vor der 1. Jugendkammer des Landgerichts München II in einer Vernehmung die beiden jungen Männer schwer belastet. Samuel V. habe ihm etwa eine Woche nach dem Gewaltverbrechen anvertraut, dass Maximilian B. das Haus in Starnberg am 10. Januar 2020 betreten habe, "um Menschen umzubringen". B. soll abgewartet haben, bis sein Freund und dessen Eltern geschlafen hätten, dann habe er sie mit einer Schalldämpfer-Pistole erschossen.

Die Tat habe nach einem Suizid aussehen sollen. Von einem solchen war die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck zunächst tatsächlich ausgegangen, nachdem drei Leichen mit Schusswunden in dem Anwesen gefunden worden waren: ein Ehepaar und sein 21-jähriger Sohn, ein Büchsenmacherlehrling.

Zur Wende in dem Fall kam es, als die beiden Angeklagten am 23. Januar 2020 in Olching verhaftet wurden, wo die Fahnder in der Wohnung von B. ein verbotenes Waffenarsenal entdeckten. Laut Anklage habe Samuel V. als Mitwisser seinen Freund B. zum Tatort gefahren, dort abgeholt und Waffen des erschossenen Lehrlings mit aus dem Haus gestohlen.

Der Zeuge aus Starnberg berichtete jetzt im Prozess, dass er Maximilian B. auf Samuel V.s schockierende Nachricht angesprochen habe. Wie der Olchinger darauf reagiert hat, will die Vorsitzende Richterin Regina Holstein wissen: "Er hat es bestätigt und war wie ein Mensch ohne Seele, ohne Emotion." Der Zeuge erzählte zudem von einem Streit zwischen Maximilian B. und dem 21-jährigen Opfer wenige Wochen vor dem Verbrechen. Allerdings habe er den Grund dafür nicht gekannt.

"Es waren beste Freunde, aber nicht mehr"

Der 22-Jährige sagte weiter aus, dass ihn der Mitangeklagte Samuel V. am Abend der Tatnacht besucht habe, dabei sehr nervös gewesen sei und stark gezittert habe. Zudem sei er später von ihm gefragt worden, wie man am besten einen hohen Geldbetrag anlegen sollte.

Vernommen wurde im Prozess auch ein 20-jähriger Freund von B. Der Gautinger hatte den Hauptangeklagten sechs Tage nach der Tat in der Olchinger Wohnung besucht, in der sich auch Samuel V. mit seiner Freundin aufgehalten haben soll. Maximilian B. habe Samuel V. als seinen "Fluchtfahrer" vorgestellt. Es hätten Waffen auf dem Boden gelegen, eine Pistole habe sich auf dem Tisch befunden, erzählt der Jura-Student. Es sollten Waffen verkauft werden. B. habe ihm ein US-Maschinengewehr in die Hand gedrückt und entspannt gewirkt, berichtet der Zeuge.

Er gibt an, dass der Olchinger vom toten Freund in Starnberg erzählt und behauptet habe, dass der wohl unter starken Drogen seine Eltern und sich selbst erschossen habe. Auf Nachfrage des Gerichts, ob es eine sexuelle Beziehung zwischen dem 21-jährigen Lehrling und dem Hauptangeklagten gegeben habe, sagt der Student: "Es waren beste Freunde, aber nicht mehr." Von einer Beziehungstat aber gehen die Verteidiger von V. aus, was ihren Mandanten entlasten könnte.

Der Prozess dauert an. Den Angeklagten werden auch Raubüberfälle auf Supermärkte in Olching und Emmering vorgeworfen. Dabei soll B. maskiert und mit einer Pistole bewaffnet einige Tausend Euro erbeutet haben.

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SZ vom 30.10.2021/lfr
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