Standortfrage geklärt:Der Konzertsaal soll an die Isar

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Ein jahrelanger Streit ist zu Ende - der Ort für einen neuen Konzertsaal in München scheint gefunden zu sein: Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch will die neue Philharmonie dort errichten, wo bisher der Kongresssaal des Deutschen Museums steht.

Peter Fahrenholz

Nach jahrelangem Streit soll München einen neuen Konzertsaal und möglicherweise zugleich ein neues architektonisches Wahrzeichen erhalten. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) legte der Arbeitsgruppe, die die Standorte für einen neuen Konzertsaal untersucht, die ehemalige Kongresshalle des Deutschen Museums als offiziellen Vorschlag zur Prüfung vor.

Das größte Technikmuseum der Welt wurde jahrzehntelang vernachlässigt. (Foto: Robert Haas)

Nach SZ-Informationen präferiert auch die Arbeitsgruppe den Standort auf der Museumsinsel. Parallel dazu soll nur noch der Finanzgarten in der Ludwigstraße als Alternative geprüft werden. Pläne für eine Fläche gegenüber dem Circus Krone sollen offenbar ad acta gelegt werden. Wenn es nach Heubisch geht, soll die neue Philharmonie nicht in das Gebäude der einstigen Kongresshalle hineingebaut werden, die unter Denkmalschutz steht.

"Es hat keinen Sinn, da wieder eine kleinbürgerliche Münchner Lösung hineinzupfriemeln", sagte Heubisch. Er plädiert für ein "überragendes Gesamtkonzept" - und dafür, den Bereich der ehemaligen Kongresshalle abzureißen und einen mutigen Neubau zu errichten. "Ich habe keine Lust, an diesem Platz dieses olle Ding stehen zu lassen", so der Minister.

Er wolle alles unternehmen, um die Denkmalschützer davon zu überzeugen, dass der aus den dreißiger Jahren stammende Bau keine dauerhafte Schutzwürdigkeit besitzt - was allerdings nicht einfach werden dürfte. Ob es zu dieser großen Lösung kommt, ist längst noch nicht klar. Es gibt auch bereits sehr konkrete Überlegungen, die denkmalgeschützte Halle komplett zu entkernen und dort einen Konzertsaal hineinzubauen, der allen modernen akustischen Anforderungen genügt. "Es ist nicht so, dass wir ein Votum gefällt haben", sagt Heubisch.

Dennoch ist davon auszugehen, dass der Standort am Deutschen Museum alle anderen Vorschläge ausstechen wird; in der langen Debatte über den Konzertsaal waren bis zu 15 Grundstücke im Gespräch. Denn offenbar ist es Heubisch gelungen, nicht nur Ministerpräsident Horst Seehofer und den neuen Finanzminister Markus Söder (beide CSU) mit ins Boot zu holen, sondern auch alle Entscheidungsträger, die beim Deutschen Museum mitzureden haben.

Prominent besetzte Runde

Am gestrigen Dienstag traf sich jedenfalls eine prominent besetzte Runde, um über den Vorschlag zu reden. An ihr nahmen neben Seehofer, Söder und Heubisch auch der Chef des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl, BR-Intendant Ulrich Wilhelm, der Verleger Hubert Burda und TU-Präsident Wolfgang Herrmann teil. Burda gehört zum Kuratorium des Deutschen Museums, Herrmann ist Vorsitzender des einflussreichen Verwaltungsrates des Museums.

Nach SZ-Informationen haben auch Seehofer, Söder, Wilhelm und Herrmann Zustimmung für das Projektsignalisiert. Wichtig sei, dass der Raum "die bestmögliche Akustik" biete, so Heubisch. Dann könne man darüber nachdenken, wie der Saal darüber hinaus genutzt werden könne. Auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ist in die Pläne eingeweiht. Ude lehnt den Bau eines neuen Konzertsaals bislang ab und favorisiert eine Sanierung des Gasteigs. Der OB hat jedoch zugesagt, dass die Stadt auch einen Neubau nicht blockieren werde.

Falls die Arbeitsgruppe zustimmt, will Heubisch so schnell wie möglich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben und dabei auch an renommierte internationale Architekten herantreten. Zu den möglichen Kosten wollte er sich nicht äußern. Das Deutsche Museum soll für 400 Millionen Euro generalsaniert werden. Es sei klar, dass ein neuer Konzertsaal da nicht einfach obendrauf gerechnet werden könne, es werde angesichts der Sanierung aber "Synergieeffekte" geben, sagte Heubisch.

© SZ vom 30.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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