Standl am Viktualienmarkt:Umbau auf die sanfte Art

Doch kein Komplett-Abriss? Im kommenden Jahr sollen zwar kleinere Mängel in Sachen Brandschutz behoben werden, das TÜV-Gutachten verpflichtet die Stadt aber nicht, die Marktstände alle abzureißen.

Dominik Hutter

Bei der geplanten Sanierung des Viktualienmarkts will das Kommunalreferat offenbar vorsichtiger vorgehen als in einer Studie des TÜV Rheinland empfohlen. "Das Gutachten verpflichtet uns zu gar nichts", betont Stadtdirektor Axel Markwardt, der die Behörde seit dem Weggang von Gabriele Friderich kommissarisch leitet. Zwar will Markwardt nicht ausschließen, dass Stände wegen baulicher Mängel abgerissen werden. Eine rechtliche Verpflichtung dafür, etwa aus Gründen des Brandschutzes, vermag die Behörde aber aus heutiger Sicht nicht zu erkennen. Wie intensiv die Schönheitskur des Marktes ausfällt, sollen deshalb erst weitergehende Planungen in den nächsten Monaten ergeben.

Standl am Viktualienmarkt: Ein Klassiker, der gepflegt sein will. Ein größerer Umbau des Viktualienmarkts steht 2014 oder 2015 an.

Ein Klassiker, der gepflegt sein will. Ein größerer Umbau des Viktualienmarkts steht 2014 oder 2015 an.

(Foto: Robert Haas)

Markwardt bestätigt damit die Einschätzung der Münchner Berufsfeuerwehr, die einen Abbruch der Standl aus Brandschutzgründen nicht für notwendig hält. Der TÜV war bei seiner Untersuchung zu einem anderen Urteil gekommen: Demnach erforderten "die Anforderungen bezüglich Brandschutz, Arbeitsschutz, Hygiene etc. einen Abbruch bestehender Gebäude mit Ersatz in geänderter baulicher Struktur". Das Papier bildete die Grundlage für die offizielle Bekanntgabe der Sanierungspläne im Münchner Stadtrat. Damals war von akutem Handlungsbedarf die Rede gewesen.

Dass aktuell einiges im Argen liegt beim Brandschutz, räumt Markwardt durchaus ein. Diese Mängel sollen allerdings in den kommenden Monaten durch kleinere Umbauten und Nachrüstungen in den bestehenden Häuschen behoben werden - die Abrissbagger müssen deshalb nicht anrollen. Rund 2,5 Millionen Euro sind eingeplant, um von April nächsten Jahres an die Keller unterhalb der Metzgerzeile sowie der Imbissbuden nahe der Heiliggeistkirche feuerwehrgerecht aufzumotzen. Die Bauarbeiten, die bei laufendem Marktbetrieb stattfinden, sollen nach Auskunft des zuständigen Planers Christian Schilling etwa ein Dreivierteljahr dauern.

Der große Umbau des Viktualienmarktes wird nach Auskunft Markwardts erst 2014, vielleicht sogar erst 2015 beginnen. "Das muss erst noch im Detail geplant werden", berichtet der Stadtdirektor. Die Vorgaben des Gutachtens werde man nicht eins zu eins umsetzen, der Planungsprozess sei längst nicht abgeschlossen. Am 15. September sollen die Marktkaufleute, die der Sanierung skeptisch bis ängstlich gegenüberstehen, über den aktuellen Stand der Dinge informiert werden. Markwardt hat sich bei einem Rundgang am vergangenen Freitag selbst ein Bild vom Zustand der Nachkriegsbuden gemacht. Sein Eindruck: Auf den ersten Blick sieht alles super aus, wie ein Postkartenmotiv. Nur wenn man in die Keller hinabsteigt, bekomme das schöne Bild ein paar tiefe Kratzer.

Bei der großen Sanierungsaktion, das macht Markwardt deutlich, soll die Zukunftsfähigkeit des Markts im Vordergrund stehen - die Stadt will investieren, um den Touristenmagneten in Marienplatz-Nähe attraktiv zu halten. Dabei müsse der typische Charakter der Budenstadt unbedingt erhalten bleiben. Schilling führt als Beispiele für eine gelungene Verschönerung das Café Nymphenburg und den Sankt-Michaelshof-Stand an. Beide präsentierten sich in bestem Zustand - das eine sei aber ein Altbau nach umfassender Sanierung, das andere ein Neubau. Ändern soll sich nach dem Willen Markwardts jedoch das Erscheinungsbild, wenn die Läden geschlossen sind. "Das sollte man nicht aus dem Auge verlieren" - schließlich seien auch samstagnachmittags oder sonntags Spaziergänger unterwegs. "Unser Ziel lautet aber: Erhalten, was zu erhalten ist", versichert Markwardt. Die Sanierung werde nicht in einem Aufwasch, sondern peu à peu ablaufen, so dass der Markt nie komplett geschlossen werden muss. Den Händlern soll nach Möglichkeit während der Arbeiten am eigenen Standl ein Ausweichquartier angeboten werden.

Parallel zu den Planungen am Viktualienmarkt wird im Kommunalreferat auch über die Zukunft der drei anderen städtischen Märkte nachgedacht: des Pasinger Viktualienmarkts sowie der Märkte am Wiener und am Elisabethplatz. Priorität hat aber, das steht außer Frage, der "Klassiker" im Zentrum der Stadt.

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