Süddeutsche Zeitung

Leukämie:Astrid G. sucht einen Stammzellenspender

Die 42-Jährige ist an Leukämie erkrankt. Die Suche nach einem Spender ist schwierig, weil sie deutsch-nigerianischer Abstammung ist. Eine Typisierungsaktion soll ihr nun das Leben retten.

Von Sabine Buchwald

Die ersten Symptome waren Müdigkeit und Gliederschmerzen. Astrid G. ging zum Arzt in der Annahme, dass ihr Sommer mit einer Grippe endet. Das Ergebnis der Untersuchung aber war ein Schock. Seitdem ist das Leben der 42-Jährigen und ihrer Familie nicht mehr so, wie es war. Sie erfuhr, dass sie an akuter myeloischer Leukämie, einer aggressiven Form der Blutkrankheit, erkrankt ist.

Astrid G., die ihren vollen Namen zum Schutz ihrer beiden Söhne nicht veröffentlichen möchte, hat etliche Chemotherapien hinter sich. Um zu überleben, braucht sie aber einen Stammzellenspender. Irgendwo auf der Welt sollte es jemanden geben, der ihr sogenannter genetischer Zwilling ist. Ihn oder sie zu finden, gestaltet sich in ihrem Fall besonders schwierig, weil sie deutsch-nigerianischer Abstammung ist. Ein Spender sollte möglichst eine ähnliche ethnische Herkunft haben wie sie.

Etwa 11 000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an Leukämie, fünf Prozent davon sind Kinder. Die Ursachen für die Krankheit, umgangssprachlich Blutkrebs genannt, sind weitgehend unbekannt. Genetische Faktoren oder auch radioaktive Strahlenbelastung können eine Rolle spielen. Auf der Suche nach einem geeigneten Knochenmarkspender werden in der Regel zuerst Verwandte getestet. Astrid G. hat eine Schwester, doch deren Gewebemerkmale passen nicht. Die Buben der Erkrankten kommen ebenfalls nicht in Frage, weil sie zu jung sind. Spender sollten gesunde Erwachsene im Alter zwischen 17 und 55 Jahren sein.

Astrid G. und ihr Mann Florian haben einen großen Freundes- und Familienkreis, in dem sie viel Unterstützung finden. Es ist wohl auch die Geschichte der beiden, die ihre Bekannten aktiv werden lässt. Florian G. sitzt seit einem Verkehrsunfall mit seiner Vespa vor fünf Jahren querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Der Rechtsanwalt kann seine Arme nur noch eingeschränkt bewegen. Seine Frau hat im Alter von vier Jahren ihren Vater verloren, der in Nigeria als Chirurg arbeitete. Nach dessen Tod ist die Familie nach Franken gezogen. Astrid G.'s Mutter lebt ebenfalls nicht mehr. Auch sie wäre trotz ihres Alters vielleicht eine Spenderin gewesen. Nun sucht die Familie verzweifelt eine fremde Person, die helfen kann.

Für diesen Samstag hat Julia Simbruner, die Schwester von Florian G., mit Freunden in Zusammenarbeit mit der DKMS (Deutsche Knochenmarksspenderdatei) eine Typisierungsaktion in Schwabing organisiert. Zu der sind grundsätzlich alle spendenbereiten Personen eingeladen, sie müssen nicht zwingend deutsch-nigerianischer Abstammung oder gar vom Stamm der Igbo sein, wie Astrid G's Vater. Denn prinzipiell wird bei solchen Aktionen für alle Leukämie-Patienten gesucht. Das sei auch im Sinne von Astrid G., sagt Miriam Hernandez Blazquez von der DKMS, der weltweit größten Spenderdatei, die den Fall betreut. Täglich wird sie um Daten von etwa 3000 Personen erweitert.

Bei der Typisierung wird mit einem Stäbchen eine Speichelprobe aus dem Mund entnommen. Es gibt zwei Arten zu spenden: über das Blut oder eine Knochenmarkpunktion. Frühestens in zwei Wochen kommt das Ergebnis. Die Chance, jemals spenden zu können, liegt bei etwa einem Prozent.

Typisierungsaktion für Astrid, Samstag, 18. Mai, 9 bis 14 Uhr, Pro Health Club, Wilhelm-Wagenfeld-Straße 6, 80807 München; www.help-astrid.com

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Quelle:
SZ vom 18.05.2019/baso
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