Städtisches Klinikum:Auf dem Weg der Besserung

Städtisches Klinikum: Das Klinikum baut und saniert, in Schwabing etwa soll bis 2020 diese neue Kinderklinik entstehen.

Das Klinikum baut und saniert, in Schwabing etwa soll bis 2020 diese neue Kinderklinik entstehen.

(Foto: Simulation: Ludes Generalplaner GmbH)

Erstmals seit seiner Gründung wird das städtische Klinikum in diesem Jahr operativ ein Plus erwirtschaften. Trotzdem muss weiter gespart werden. Bei den Überlegungen dazu wird vielleicht ein alter Plan hervorgeholt

Von Dominik Hutter

Beim städtischen Klinikum kehrt möglicherweise ein alter Plan auf die Tagesordnung zurück: die Ausgliederung von Unternehmensteilen in eine Tochtergesellschaft. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gibt es konkrete Überlegungen, durch die Gründung einer GmbH mit neuer Tarifstruktur Einsparungen zu erzielen und damit auszugleichen, dass der laufende Sanierungsprozess an einer entscheidenden Stelle nicht vorankommt, und zwar beim Abschluss eines Sanierungstarifvertrags. Der hätte Lohneinbußen für alle Mitarbeiter in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und an der Thalkirchner Straße bedeutet. Die erhofften Einsparungen von sechs Millionen Euro pro Jahr wird es aller Voraussicht nach nicht geben, die Verhandlungen gelten nach übereinstimmender Einschätzung aller Beteiligten als gescheitert. Diese Summe fehlt nun in der Kalkulation und soll möglichst an anderer Stelle wieder hereingeholt werden.

Die Klinik-Geschäftsführung wollte die Pläne am Donnerstag nicht bestätigen. Allerdings gebe es "keine Denkverbote", erklärte Sprecher Raphael Diecke. Es sei klar, dass die ursprünglich geplanten Einsparungen durch Maßnahmen an anderer Stelle kompensiert werden müssen. Die Gründung einer Service-Tochter war bereits vor Jahren diskutiert worden, wurde dann aber aus politischen Gründen verworfen. Eine Ausgliederung hätte aus der Perspektive der Geschäftsführung den Vorteil, neue Tarifverträge aushandeln zu können - möglicherweise mit Bestandsschutz für vorhandene Mitarbeiter, so dass nur bei Neueinstellungen gespart wird.

Der Sanierungstarifvertrag war von Anfang an umstritten. Die Gewerkschaften Verdi und Marburger Bund hatten sich vehement dagegen gesperrt, dass nun auch die Mitarbeiter die Zeche für die jahrelang höchst problematische Unternehmenspolitik zahlen sollten. Zudem müssen schon heute in diversen Abteilungen immer wieder Betten unbesetzt bleiben, weil es an Pflegekräften mangelt. Eine Absenkung der Löhne, das ist durchaus auch Klinik-Chef Axel Fischer klar, macht die Besetzung vakanter Stellen nicht eben leichter. Schon 2016 musste unerwartet viel Geld für Leiharbeiter ausgegeben werden, die die Lücken im festen Mitarbeiterstamm füllten.

Das Klinikum wird dennoch in diesem Jahr zum ersten Mal seit der GmbH-Gründung 2005 schwarze Zahlen schreiben, das Plus beträgt etwa zehn Millionen Euro. Zwar beschreibt dieser Wert lediglich den rein operativen Bereich - bei Berücksichtigung auch der Investitionen und anderer Belastungen kommt man auf ein Minus von rund neun Millionen Euro. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist dies aber ein sehr gutes Ergebnis. Bei den jahrelang am Abgrund taumelnden Krankenhäusern ist klar eine Tendenz aufwärts erkennbar. Fischer sieht die Zahl als Folge der bereits erfolgten Sanierungsschritte: Einige Abteilungen sind bereits zusammengelegt und damit effektiver gemacht worden, der defizitäre Blutspendedienst wurde verkauft. Dazu kommen niedrigere Kosten beim Einkauf und die Umstellung der teuren Küchen auf eine Art Aufwärmbetrieb für von außen gelieferte Fertigspeisen (Cook and Chill). Ursprünglich sollte die Essensversorgung komplett einem Caterer übertragen werden. Von diesem Modell ist die Klinik jedoch wieder abgerückt.

Zu der guten Bilanz für 2016 haben allerdings auch Einmaleffekte beigetragen: die Rückgabe von Gebäuden und Grundstücken an die Stadt etwa - anschließend kann das Klinikum Rückstellungen auflösen. Solche Effekte sind beim Klinikum allerdings fast jedes Jahr zu erwarten, in die eine wie in die andere Richtung.

Gravierend dürften sich die Probleme bei den Neubauten auswirken. Damit die Kosten für neue Klinikgebäude nicht aus dem Ruder laufen, könnte der Stadtrat noch im Dezember einen Deckel beschließen: Bogenhausen soll maximal 395 Millionen Euro kosten, Harlaching 255 Millionen. Die aktuellen Pläne für die Neu- und Erweiterungsbauten sind für den Geschmack der Klinik-Chefs etwas zu großzügig ausgefallen.

Nicht mehr aufholen lassen sich die Verzögerungen, die vor allem durch Planänderungen entstanden sind: Harlaching wird jetzt in zwei Bauabschnitten errichtet, geplant war eigentlich nur einer. Und die Erweiterung in Bogenhausen erfolgt doch an der Ostseite des bestehenden Komplexes. Die neuen Räume an der Englschalkinger Straße werden nun drei Jahre später fertig als vorgesehen, 2022 statt 2019. Die Folge ist eine Art Sanierungsstau: Nun können diverse Abteilungen aus Schwabing erst später nach Bogenhausen umziehen, die wirtschaftlich wichtige Neuorganisation des Klinikums verzögert sich.

An den anderen Klinik-Standorten verzögern sich die Arbeiten nur um wenige Monate. Bereits gebaut wird in Schwabing, wo bis 2020 eine neue Kinderklinik entsteht. 2017 beginnen auch in Bogenhausen erste Vorarbeiten, die Energiezentrale und der Hubschrauberlandeplatz müssen verlegt werden. Zudem startet der Bau des Zentrallabors in Neuperlach.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: