Süddeutsche Zeitung

Städtischer Reinigungsdienst:Die Reinigungskräfte der Stadt putzen besonders gründlich

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Von Dominik Hutter

Putzen ist nicht gleich Putzen. Rücken die städtischen Reinigungstrupps aus, so hat es das Kommunalreferat beobachtet, erledigen sie ihre Arbeit besonders gründlich und hingebungsvoll. Die historischen, teils empfindlichen Böden des Neuen Rathauses wie auch dessen Einrichtungsgegenstände werden sorgsam gepflegt. Kleinteilige Handarbeit garantiert die Sauberkeit des verspielten Zierrats in dem neugotischen Palast, schnörkeliger Gitter zum Beispiel.

"Rathaus putzen ist besseres Putzen", soll eine mit dieser Tätigkeit betraute Angestellte gesagt haben, was besonderes Engagement verrät. Kommunalreferent Axel Markwardt hat eine Vermutung, warum die kommunalen Raumpfleger so gründlich sind: Viele waren einst im städtischen Klinikum beschäftigt. Und Krankenhäuser haben natürlich einen besonders hohen Hygienebedarf.

Die städtischen Angestellten dürften sich über ein solches Lob sehr freuen. Denn sie wurden vor einigen Jahren per Rotstift aus den Personallisten des klammen Stadtklinikums gestrichen. Ihre Arbeit dort erledigen nun preisgünstigere Fremdanbieter. Damit niemand auf der Straße steht, hat die Stadt die Leute übernommen und den neuen Reinigungstrupp mit den schul- und rathausputzenden Kollegen fusioniert. Verträge mit Fremdfirmen wurden gekündigt, die Stadt schrubbt seitdem verstärkt mit eigenen Angestellten - und zwar fünf Prozent aller städtischen Büro- und Schulböden.

Billig ist das nicht gerade: Die kommunalen Saubermänner, deren Durchschnittsalter bei 58 Jahren liegt, verdienen mit einem Tariflohn von 15 Euro je Stunde 50 Prozent mehr Geld als ihre Kollegen bei Privatfirmen. Und weil viele älter oder behindert sind, fallen weitere Leistungen und viele Krankentage an. Noch ungünstiger wird der Vergleich mit den Fremdfirmen, wenn man die Kosten pro gereinigtem Quadratmeter betrachtet: 10 Cent sind es bei den Privaten, die Eigenreinigung kostet viereinhalbmal so viel.

Allerdings sind die Privaten bevorzugt auf weiten Flächen und daher oft mit zeitsparenden Maschinen im Einsatz, während sich die kommunalen Putzkräfte mit historisch verwinkelten Gemäuern wie Altem und Neuem Rathaus, Villa Stuck, Monacensia oder Palais Lerchenfeld (mit der zentralen Friedhofsverwaltung) abplagen müssen. "In der Pflege solcher Objekte liegt die ausgeprägte Stärke des städtischen Reinigungsdienstes", resümiert das Kommunalreferat. Dazu kommt noch das Thema Sicherheit. Im Rathaus etwa empfiehlt die Polizei den Einsatz eigener Leute. Die kennt man, sie sind diskret, und erfahrungsgemäß wechseln sie nicht so oft den Arbeitsplatz wie die Mitarbeiter privater Firmen.

Markwardt will die "Kommunalen" deshalb auch in Zukunft weiter wienern lassen, trotz der hohen Kosten. Allerdings nicht in der Größenordnung wie bisher. Wegen des vergleichsweise hohen Alters ist die Belegschaft ohnehin schon von ursprünglich 180 auf 135 geschrumpft - durch die sogenannte natürliche Fluktuation. Das wird auch in den kommenden Jahren so weitergehen. Nachbesetzen will Markwardt erst dann, wenn die Zielmarke von 79 unterschritten wird. Diese Personalstärke hält er dauerhaft für sinnvoll, um die heikleren Gebäude weiterhin eigenen Leuten anvertrauen zu können.

Die Schulen hingegen und anschließend auch die profaneren Verwaltungsbauten wie Umwelt- oder Kommunalreferat sollen in den kommenden Jahren an Privatfirmen vergeben werden. Falls der Stadtrat an diesem Dienstag Markwardts Plänen zustimmt. Die Grünen haben bereits Änderungsbedarf angemeldet, sie wollen eine Sollstärke von 135 aufrechterhalten. Markwardt verweist allerdings auf das Einsparpotenzial. Vom Jahr 2026 an, wenn voraussichtlich nur noch 79 Festangestellte putzen, soll der städtische Haushalt um jährlich etwa 3,2 Millionen Euro entlastet werden.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2018
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