Städtische Krankenhäuser:Erneut werfen zwei Klinik-Chefs hin

Freddy Bergmann

Freddy Bergmann ist kaufmännischer Geschäftsführer am Städtischen Klinikum. Zum Ende des Jahres geht er.

(Foto: Städtisches Klinikum München)

Kurz und schmerzlos soll es ablaufen: Zum Ende des Jahres verlassen zwei Geschäftsführer die städtischen Krankenhäuser. Die Aufhebungsverträge sind schon unterschrieben. Doch die Abschiede in der Chefetage kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Von Dominik Hutter

Die beiden Herren verstehen sich prächtig, manchmal gehen sie nach getaner Arbeit noch zusammen auf ein Bier in ein nahes Lokal. Nun hören Freddy Bergmann und Hans-Jürgen Hennes auch gemeinsam auf beim Städtischen Klinikum. Die Aufhebungsverträge sind bereits unterschrieben, am 31. Dezember ist Schluss. Das Ganze soll kurz und schmerzlos ablaufen - beide Verträge hätten ohnehin verlängert werden müssen, Abfindungen werden deshalb nicht fällig.

Der Aufsichtsrat muss noch zustimmen, was allerdings als Formsache gilt. Danach beginnt die Suche nach qualifizierten Klinik-Geschäftsführern, wieder einmal: Erst im Dezember 2013 hatte Vorstandschefin Elizabeth Harrison hingeworfen, die Zahl der in den vergangenen Jahren zurückgetretenen oder geschassten Geschäftsführer ist beachtlich. Bergmann und Hennes sind seit 2012 im Amt.

Freddy Bergmann

Freddy Bergmann ist kaufmännischer Geschäftsführer am Städtischen Klinikum. Zum Ende des Jahres geht er.

(Foto: Städtisches Klinikum München)

Die Trennung erfolge in gegenseitigem Einvernehmen, versicherte Bergmann am Mittwoch. Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass es an der Klinikspitze seit Langem erhebliche Querelen gibt - erst mit Harrison, dann mit ihrem Nachfolger Axel Fischer, der für die anstehende Sanierung verantwortlich und längst die klare Nummer eins im Unternehmen ist. Anders als Harrison verfügt Fischer über ein doppeltes Stimmrecht im Vorstand und damit über mehr Macht, was allerdings nach SZ-Informationen bislang noch keine Rolle gespielt hat.

Über die Nachfolge der beiden berät der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 24. Oktober. Bergmann ist kaufmännischer, Hennes medizinischer Geschäftsführer - ob beide Posten neu besetzt werden, ist offen. Denkbar ist auch, Kompetenzen umzuverteilen und dabei den Vorstand zu verkleinern. Theoretisch wäre Oberchef Fischer für beide Aufgaben geeignet: Er hat bei der Unternehmensberatung Boston Consulting gearbeitet und ist obendrein Arzt. Dass beide Positionen nicht mehr nachbesetzt werden, gilt allerdings wegen der Aufgabenfülle als unwahrscheinlich. Lydia Dietrich, die für die Grünen im Aufsichtsrat sitzt, plädiert für eine Nachbesetzung beider Stellen. Es sei sinnvoll, während des heiklen Sanierungsprozesses die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen.

Hans-Jürgen Hennes

Hans-Jürgen Hennes ist medizinischer Geschäftsführer - auch er hört zum Ende des Jahres auf.

(Foto: Städtisches Klinikum München)

Die Abschiede in der Chefetage fallen in eine schwierige Phase: Denn in den kommenden Monaten müssen die Details der anstehenden Neustrukturierung und Verkleinerung des Klinikums geklärt werden. Das bislang vorliegende Papier von Boston Consulting ist eher ein Gerüst, dort werden die Grundlinien beschrieben. Nun geht es - wieder mit Unterstützung dieser Firma - darum, ein sogenanntes Sanierungsumsetzungskonzept zu erarbeiten. Es beinhaltet unter anderem einen genauen Zeitplan, die komplette Personalplanung sowie den künftigen Zuschnitt der Stationen. Der Stadtrat will darüber voraussichtlich Ende Juli 2015 entscheiden.

Oberbürgermeister Dieter Reiter bedauerte die Entscheidung der beiden Klinik-Chefs. Beide wollten sich neuen Aufgaben widmen. Aus Sicht von FDP-Stadtrat Michael Mattar ist das sich immer weiter drehende Personalkarussell jedoch "das Ergebnis einer völlig desolaten rot-grünen Personalpolitik". Es zeige sich, dass es im früheren Rathausbündnis ausschließlich personelle Fehlentscheidungen gegeben habe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: