Der Gaspreis wird für Kunden der Stadtwerke München (SWM) von 1. Oktober an fast um die Hälfte sinken. Bereits im Mai hatte der städtische Energieversorger diesen Schritt angekündigt, nun wird er definitiv vollzogen. Um etwa 40 Prozent würden sich die Kosten fürs Gas zu Beginn der Heizsaison verringern, bestätigte ein SWM-Sprecher. Das gelte für alle privaten und gewerblichen Abnehmer, die keinen Vertrag mit einem Festpreis abgeschlossen haben. Einen Monat später wird dann auch der Strom billiger: Der Preis werde zum 1. November um 20 Prozent reduziert, heißt es von den Stadtwerken.
Spürbar wird das für Kunden vor allem dann, wenn Ende des Jahres wie angekündigt die staatlichen Preisbremsen für Strom und Gas auslaufen. Nach dem Beschluss der Stadtwerke, die Preise zu senken, können diese von sofort an die neuen Preise auch bei der Berechnung von Abschlagszahlungen berücksichtigen. Bei Kunden, die in den vergangenen Wochen oder Monaten bereits ihre Jahresrechnung erhalten haben, sind die neuen Preise noch nicht eingeflossen, sie könnten selbst online die Höhe des Abschlags reduzieren oder sich beim Kundenservice melden, um die künftige Zahlung zu besprechen, heißt es von den Stadtwerken.
Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden pro Jahr im Grundtarif haben die SWM den Unterschied beispielhaft berechnet. Ohne staatliche Preisbremse, die Ende 2023 auslaufen soll, wäre ein Abschlag von 362,10 Euro fällig. Nun werden es 199,10 Euro sein. Die Differenz von 163 Euro lässt sich allerdings laut Stadtwerken nicht pauschal für alle Abnehmer umrechnen, weil es sich nur um einen Richtwert handelt.
Der Arbeitspreis fürs Gas reduziert sich im Grundtarif von 21,09 Cent auf 11,31 Cent pro Kilowattstunde und liegt damit unter dem staatlichen Preisdeckel von zwölf Cent. Die Reduzierung beträgt damit 44,6 Prozent. Ein Blick in Vergleichsportale für Gasanbieter zeigt, dass die Stadtwerke damit nach einer Hochpreisphase wieder Anschluss an die Konkurrenz finden, aber noch immer im hinteren Feld der Versorger liegen. Die günstigsten Anbieter verkaufen Gas ab etwa 8,5 Cent, dazu variieren die Grundkosten.
Strom- und Gaspreisberechnung:Jeder vierte Stadtwerke-Kunde wartet weiter auf Abschlagszahlungen
Die Stadtwerke München kämpfen noch immer mit der Umsetzung der Energiepreisbremse. Wer wohl noch länger kein Informationsschreiben bekommt und warum die künftigen Abschlagszahlungen bei vielen harmloser ausfallen könnten als befürchtet.
Lange Zeit galten die SWM als verlässlicher Anbieter zu einem sehr vernünftigen Preis. Bis zum 1. Januar 2022 kostete die Kilowattstunde im Grundtarif 5,6 Cent. Zum Jahreswechsel 2022 stieg dieser Preis auf 7,18 Cent. In der Folge explodierten die Gaskosten für die Kundinnen und Kunden aufgrund des Kriegs in der Ukraine in weiteren Schritten bis auf den jetzigen Höchststand von 21,09 Cent. Plötzlich gehörten die Stadtwerke zu den teuersten Versorgern in Deutschland - und räumten Fehler ein. Die SWM kauften im Vergleich zu anderen großen Anbietern kurzfristig ein, erklärte Geschäftsführer Florian Bieberbach Anfang des Jahres in einem SZ-Interview. Das habe 15 Jahre lang zu relativ günstigen Preisen geführt. "Im vergangenen Jahr hat die Strategie aber nicht funktioniert. Wir waren gezwungen, im vergangenen Sommer große Mengen zu Höchstpreisen zu kaufen."
Der Vergleichshaushalt mit 20 000 Kilowattstunden Verbrauch hätte bei den jetzigen Gaspreisen pro Jahr 4345,22 Euro bezahlen müssen. Nach der Absenkung im Oktober reduziert sich diese Summe auf 2389,22 Euro. Doch auch beim Gas greift rückwirkend seit 1. Januar 2023 die staatliche Energiepreisbremse. Für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs gilt eine Obergrenze von 12 Cent. Damit gehören die Kunden der Stadtwerke zu den größten Profiteuren dieser Hilfe von Seiten der Bundesregierung.
Allerdings schaffen es die Versorger, also auch die Stadtwerke München, nur sehr schwer, die Auswirkungen der Energiepreisbremse zu berechnen und die Kunden auf dem neuesten Stand zu halten. Das liegt zum einen an immer neuen Nachbesserungen des Gesetzes in Berlin, zum anderen an der enorm aufwändigen Umsetzung. Deshalb empfehlen die Stadtwerke, bei Unklarheiten von sich aus aktiv zu werden und sich an die Beratungsstellen zu wenden. Auch wer Probleme habe, die durch das lange Ausbleiben von Abschlagsabbuchungen oder Jahresrechnungen aufgelaufenen Rückstände zu bezahlen, solle die Berater kontaktieren. Man werde eine Lösung finden, versprechen die Stadtwerke.