Unterföhring:Stadtwerke planen neues Gaskraftwerk statt Kohleblock

Heizkraftwerk München Nord in Unterföhring, 2017

Das Kraftwerk Nord der Stadtwerke München in Unterföhring.

(Foto: Florian Peljak)
  • Die Stadtwerke haben offiziell die Baugenehmigung für ein neues Gaskraftwerk in Unterföhring beantragt.
  • Die neue Gas- und Dampfturbinenanlage, mit der sowohl Strom als auch Wärme erzeugt werden soll, könnte den Kohleblock ersetzen, der nach einem Bürgerentscheid bis Ende 2022 abgeschaltet werden muss.
  • Grünen-Stadträtin Sabine Krieger, die auch Mitglied des Stadtwerke-Aufsichtsrats ist, hält die Gasanlage in Unterföhring inzwischen für die wahrscheinlichste Variante.

Von Dominik Hutter

Der Bau eines neuen Gaskraftwerks auf dem Stadtwerke-Gelände in Unterföhring wird immer wahrscheinlicher. Das städtische Energie-Unternehmen hat offiziell die Genehmigung einer solchen Anlage beantragt - der Rat der Gemeinde Unterföhring soll am kommenden Donnerstag darüber entscheiden. Die neue Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD), mit der sowohl Strom als auch Wärme erzeugt werden können, könnte den Kohleblock ersetzen, der nach den Vorgaben eines Bürgerentscheids bis Ende 2022 abgeschaltet werden muss.

Mit dem neuen Kraftwerk könnte vermutlich das größte Hindernis bei der Stilllegung des Kohleblocks umschifft werden: das von vielen erwartete Veto der Bundesnetzagentur, die für die Versorgungssicherheit verantwortlich ist und den Bürgerentscheid problemlos aushebeln kann. Da die großen Stromautobahnen für den Transport umweltfreundlicher Energie nach Süddeutschland noch nicht verfügbar sind, könnte die Behörde erst einmal untersagen, den Kohleblock abzuschalten.

Steht als Ersatz eine gasbetriebene Anlage mit vergleichbarer Leistung zur Verfügung, sieht die Situation anders aus. Eine GuD-Anlage ist deutlich umweltfreundlicher als der Kohleblock, gilt aber auch als weniger wirtschaftlich. Von Nachteil ist zudem, dass sich die Stadtwerke für 30 bis 40 Jahre erneut ein fossil betriebenes Kraftwerk ans Bein binden. Eigentlich sollte der Kohleblock zwischen 2027 und 2029 ersatzlos abgeschaltet werden. Bis dahin hofften die Stadtwerke, ausreichend Wärme durch Geothermie erzeugen zu können. Der Strom hätte über die dann wohl fertiggestellten Trassen aus dem Norden angeliefert werden können. Der Bürgerentscheid vom Herbst 2017 aber hat diese Pläne über den Haufen geworfen.

Aber selbst wenn der Unterföhringer Gemeinderat zustimmt: Die abschließende Entscheidung ist damit noch nicht gefallen. Der Münchner Stadtrat soll im ersten Quartal mit den Plänen für die GuD-Anlage befasst werden. Theoretisch ist auch noch die bei vielen Münchnern ungeliebte Alternative im Rennen: der Bau kleiner dezentraler Heizwerke in den Stadtvierteln, elf Standorte sind im Gespräch. Diese Anlagen könnten für eine Übergangszeit Engpässe bei der Fernwärme vermeiden. Die dritte Variante wäre der erzwungene Weiterbetrieb des mit Steinkohle betriebenen Heizkraftwerks in Unterföhring, das über eine effiziente Kraft-Wärme-Kopplung verfügt.

Die letzte Entscheidung liegt bei der Bundesnetzagentur

Grünen-Stadträtin Sabine Krieger, die auch Mitglied des Stadtwerke-Aufsichtsrats ist, hält die Gasanlage in Unterföhring aber inzwischen für die wahrscheinlichste Variante. Sie sei mit einer elektrischen Leistung von knapp 300 Megawatt fast so stark wie der Kohleblock, könne aber flexibler genutzt werden, da sie schneller hoch- und wieder runtergefahren werden kann. Die Grünen plädieren seit Langem für den Bau einer großen GuD-Anlage. Die letzte Entscheidung liegt bei der Bundesnetzagentur, die sich wohl erst 2021 äußern wird.

Die Stadtwerke wollen sich aber für alle Möglichkeiten wappnen. Denn falls die Bundesnetzagentur erst sehr spät entscheidet, bleibt keine Zeit mehr für Planung, Genehmigung und Bau von Ersatzanlagen. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl geht davon aus, dass der Stadtrat sich aus Zeitgründen über kurz oder lang auf eine Variante festlegen muss - welche, ist aus seiner Sicht offen. Reissl hält die Zielrichtung der Bürgerabstimmung für eine Fehlentscheidung, da die Stilllegung des Kohleblocks bis 2029 ohnehin beschlossene Sache war und nun ein Versorgungsengpass beseitigt werden muss, den es eigentlich nicht gegeben hätte.

Ob die Gemeinde Unterföhring, die die Planungshoheit auf ihrem Gebiet hat, bei den Plänen mitspielt, ist offen. Im Münchner Rathaus herrscht aber nach diversen Signalen Zuversicht, dass die Unterföhringer sich für das kleinere Übel entscheiden. Nach dem Motto: Gas ist immer noch besser als Kohle. Laut Unterföhrings Bauamtsleiter Lothar Kapfenberger geht es bei der Entscheidung am Donnerstag um den Antrag aus München, einen Bebauungsplan für die Neuerrichtung einer GuD-Anlage als Ersatz für den Kohleblock zu erstellen. Der geplante Standort liegt innerhalb des heutigen Kraftwerksgeländes, aber außerhalb des bestehenden Bebauungsplans für den Kohle- und die beiden Müllblöcke - damit die Anlage auch während der Bauzeit weiterlaufen kann.

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