Zeitgenössischer Tanz:Anlauf genommen und abgebremst

Zeitgenössischer Tanz: Ein künftiger Präsentationsort für den zeitgenössischen Tanz: die Tonnenhalle im Kreativquartier.

Ein künftiger Präsentationsort für den zeitgenössischen Tanz: die Tonnenhalle im Kreativquartier.

(Foto: Visualisierung Bez + Kock Architekten)

Warum Münchens Freie Szene enttäuscht reagiert auf den Stadtratsbeschluss zum Tanzhaus und sich einmal mehr marginalisiert fühlt.

Von Jutta Czeguhn

"Dreimal Anlauf genommen, kein Mal gesprungen" - so kommentiert die Tanztendenz München die Entscheidung der Stadt gegen ein zentrales Tanzhaus. Jahrzehntelang gefordert und diskutiert, war das Thema in der Stadtratssitzung am Mittwochvormittag quasi eine Angelegenheit von Sekunden: OB Dieter Reiter ruft den Tagesordnungspunkt 15 auf, "München Stadt des Tanzes". Kein Redebedarf, das war's. Das Vollgremium nickt einstimmig einen Beschluss des Kulturausschusses vom 30. März ab, der im Wesentlichen auf Folgendes hinausläuft: Es wird keinen zentralen Ort für den zeitgenössischen Tanz in München geben, sehr wohl aber diverse neue Räume in zentraler Lage, die es künftig professionell zu vernetzen gilt.

Das Kulturreferat hat nun den Auftrag, geeignete Flächen ausfindig zu machen, im Kreativquartier und seinem Umgriff an der Dachauer Straße. Im Idealfall in der Nähe zur denkmalgeschützten Tonnenhalle, die zusammen mit der Jutierhalle zum großen Produktions- und Präsentations-Zentrum der freien Szene ausgebaut werden soll. Aber auch stadtweit soll das Referat nach Tanzstätten fahnden, auf dem Viehhof-Areal und an anderen Orten stadtweit.

Die Tanztendenz als Verein für Choreografinnen und Choreografen, der seit den Achtzigerjahren besteht, drückt nun etwas von der Enttäuschung aus, die es in Teilen der freien Tanzszene über diesen Beschluss gibt. Man erlebe die Diskussionen um ein Tanzhaus in München nun zum bereits dritten Mal. "Und leider riskiert auch dieser dritte Anlauf, trotz breiter Initiative und bundesweiter Aufmerksamkeit, konsequenzlos zu zerrinnen."

Es fehle in der Stadt wohl ein wirklich politischer Wille, in diesem Bereich aktiv zu werden. Man sehe die "marginalisierte Position von Tanz im Gefüge der Kulturpolitik", die in krassem Gegensatz zu Erfolg, Zuspruch und Lebendigkeit der zeitgenössischen Tanzszene international und in München stehe, schreibt der Vorstand und erinnert an die Machbarkeitsstudie für ein Tanzhaus in München, die dem Beschluss vorausging. Diese habe immerhin Bedarfe aufgezeigt und festgehalten. "Es bleibt allerdings abzuwarten, was von der versprochenen ,Geste für den Tanz' nun übrig bleibt und auch, ob es irgendeine Form einer ernsthaften Perspektivierung gibt, die sich als trittfest erweist."

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