Stadtrat:Nur Hohn und Spott für die Vision eines luftigen Kulturstegs

Münchner Kulturzentrum Gasteig wird 25

Sollen die Passanten per "Bunjeejumping" hinabkommen, fragt der SPD-Fraktionschef.

(Foto: dpa)
  • Die gewünschten Brücke sollte vom Kulturzentrum über die breite Straße am Gasteig hinab zum Parkplatz des Muffatwerks führen.
  • Am Ende blieben die drei Grünen in der Abstimmung als einzige Befürworter des Kulturstegs übrig.

Von Heiner Effern

Der Kultursteg vom Gasteig bis hinunter zum Muffatwerk wird eine Vision der Grünen bleiben. Und dazu noch eine, für die sie massive Prügel im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft des Stadtrats einstecken mussten. Der kühne Schwung der gewünschten Brücke sollte vom Kulturzentrum über die breite Straße am Gasteig hinab zum Parkplatz des Muffatwerks führen. Einen "Blödsinn" nannte SPD-Fraktionschef Alexander Reissl diese Idee.

Die Grünen hätten sich offensichtlich keine Gedanken gemacht, wie und wo ihr Steg enden solle. Wenn man den Bogen vom Gasteig in den etwa nötigen sechs Metern Höhe über der Straße Richtung Muffatwerk schlage und die etwa 12 Meter Hangkante bis zum Parkplatz dazurechne, befänden sich Spaziergänger und Radfahrer am Ende in luftiger Höhe. Sollen die Passanten also per "Bungeejumping" hinabkommen, fragte Reissl in der Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft.

Die Grünen keilten zurück, allerdings fehlten in der Sachfrage die Argumente. Die SPD habe "ein Problem mit Stegen", sagte Stadträtin Lydia Dietrich. Da könnte ja "ein Radfahrer drüberfahren", fügte der frühere Bürgermeister Hep Monatzeder hinzu. Im Übrigen sei es Sache der Verwaltung, hieß es bei den Grünen, solche Ideen in umsetzungsfähige Pläne umzuwandeln. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft habe sich doch ebenso positiv geäußert wie CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl.

In der Sitzung zogen es der zuständige Referent und Bürgermeister Josef Schmid (CSU) und seine Fraktion allerdings vor, dazu keine Stellung zu nehmen. Sie sagten während der gesamten Debatte kein einzig offizielles Wort. Sie stimmten nur einhellig gegen die Vorlage aus Schmids Haus und Pretzls Meinung. Dieser hatte allerdings schon die "charmante Idee" unter den Vorbehalt gestellt, dass Planung und Finanzierung noch abzuwarten seien.

Also blieben die drei Grünen in der Abstimmung als einzige Befürworter des Kulturstegs übrig, auch weil ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff nochmals nachgelegt hatte. Politische Vorschläge auf diesem Niveau dürften der Verwaltung gar nicht präsentiert werden, sagte er. "Null Ahnung" hätten die Grünen bewiesen. Ihm hätten ein paar Minuten am Rechner gezeigt, dass das Ende der Brücke widersinnig hoch über dem Parkplatz stünde.

Sollte man tatsächlich eine Rampe hinab bauen, die auch für Rollstuhlfahrer tauglich ist, müsse die sogar deutlich länger als 200 Meter sein. "Und unten ist der Parkplatz, ein dunkles Loch. In so ein dunkles Loch kann man schon Wege bauen, oder einen Aufzug, der hinabführt. Aber da sollte man schon vorher den Bedarf abfragen." Welche Konzertbesucher würden abends zum Muffat-Biergarten hinabgehen?

Grünen-Fraktionschef Florian Roth, der die Idee für diese Verbindung hatte, aber selbst nicht im Ausschuss sitzt, ärgerte sich aus der Ferne über die "mangelnde Fantasie" und Bereitschaft, kreativ eine Lösung zu suchen. Doch der grüne Ärger wird verpuffen, das war schon in der Stadtratssitzung zu sehen. "Der Referent wird es ertragen", sagte am Ende Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu seinem Stellvertreter Schmid. Eine launige Spitze, doch Schmid grinste nur. Kein Grund für Ärger.

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