Stadtrat:Münchens schwarze Riesen

Wie stark ein CSU-Fraktionschef ist, hängt von vielen Dingen ab. Das zeigt ein Blick in die Geschichte

Von Frank Müller

Wie stark ein CSU-Fraktionschef ist, das hängt natürlich von der jeweiligen Person ab. Aber nicht nur. Denn entweder ist er erster Mann seines Lagers - wenn die Partei insgesamt in der Opposition ist und keinen Bürgermeister stellt. So war es für den scheidenden Chef Hans Podiuk, als er während der rot-grünen Koalition unter den SPD-Oberbürgermeistern Georg Kronawitter und Christian Ude der Chef der Rathaus-CSU war. Die zweite Variante erlebte Podiuk in der Schlussphase: Fraktionschef sein, aber mit CSU-Bürgermeister Josef Schmid noch einen über sich haben. Das begrenzt die Macht.

Das Gegenmodell dazu präsentierte die CSU in den Zeiten vor Rot-Grün. Damals gelang es ihrem Anführer Walter Zöller, durch allerlei Strippenzieherei eine CSU-geführte Mehrheit gegen den gewählten SPD-OB Kronawitter zu schmieden. Er war damit mehr als ein Oppositionsführer, "heimlicher Oberbürgermeister" wurde Zöller in den Zeitungen genannt, oder, noch plakativer: "Schwarzer Riese". Den Begriff erfand die Abendzeitung in der Achtzigerjahren, als sie selbst noch ein roter Riese in der Stadt war.

An Charakterköpfen war jedenfalls kein Mangel an der Spitze der Rathaus-CSU. Es gab den schöngeistigen Winfried Zehetmeier, den konsensorientierten Franz Josef Delonge, den unglücklichen Erich Kiesl, der nach einer verlorenen OB-Wahl unbedingt wenigstens Fraktionschef bleiben wollte. Oder den umtriebigen Gerhard Bletschacher, der mit Unterstützung des damaligen Münchner CSU-Chefs Peter Gauweiler Zöller aus dem Amt kegelte - und dann wegen eines Spendenskandals ins Gefängnis kam.

Auch Josef Schmid war mal Fraktionschef. Jetzt ist er Bürgermeister, die wahre Nummer eins. Vor dem neuen Fraktionschef Manuel Pretzl.

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