Stadtrat:Der Ärger beginnt heuer schon vor dem Derblecken am Nockherberg

Starkbierprobe auf dem Nockherberg

Die Schauspielerin Luise Kinseher als Bavaria bei der Fastenpredigt auf dem Münchner Nockherberg

(Foto: dpa)

Im Münchner Rathaus herrscht derzeit helle Aufregung, denn Paulaner spart mit Einladungen zum Starkbieranstich. Manch andere dürften kommen, wollen aber nicht.

Kolumne von Franz Kotteder

Viele hatten sich ja schon gefreut nach dem Starkbieranstich auf dem Nockherberg im vergangenen Jahr. Hatten doch Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Sozialministerin Emilia Müller (beide CSU) nach dem Derblecken angekündigt, nach der angeblich "frauenfeindlichen Rede" von Mama Bavaria alias Luise Kinseher diesen Termin künftig aus ihrem Kalender zu streichen. Macht nichts, sagten sich Aspiranten auf die heiß begehrten Plätze, dann gehen halt wir hin.

Doch wer glaubte, der Rückzug der zwei eingeschnappten CSU-Größen führe zur Entlastung an der Platzfront, sieht sich bitter enttäuscht. Denn bei Paulaner scheint man sich zu denken: Wenn schon Präsidentinnen und Ministerinnen nicht mehr kommen, dann dünnen wir mal richtig aus, zum Beispiel beim Münchner Stadtrat.

Die Einladungen zum diesjährigen Nockherberg-Spektakel am 8. März sind bereits verschickt, die Fraktionsvorsitzenden im Rathaus haben sie erhalten. Nicht aber pauschal die Mitglieder des Wirtschafts- und Planungsausschusses, die traditionsgemäß ebenfalls eingeladen werden, und das ist immerhin mit 40 Mitgliedern exakt die Hälfte des Stadtrats. Da spart man schon Plätze, schließlich gibt es nur 560 davon.

Nun herrscht im Rathaus helle Aufregung, weil es dort halt nur eine Handvoll Fraktionsvorsitzende geben kann. Werden jetzt also zu den bundesweit 2,8 Millionen noch weitere 40 Zuschauer Kinseher und das Singspiel vor dem Fernseher verfolgen? Paulaner sagt, man überarbeite die Einladungsliste jedes Jahr, diesmal habe man Stadtspitze und Fraktionsvorsitzende sowie Planungssprecher eingeladen und darüber hinaus den Fraktionen jeweils eine bestimmte Anzahl zur freien Verfügung überlassen.

Brauerei-Chef Andreas Steinfatt musste sich trotzdem in den letzten Tagen - nicht ganz im Ernst - öfter mal belehren lassen, dass der Stadtrat Ende Mai wieder darüber zu entscheiden hat, wer auf der Wiesn mitspielen darf. Und es wäre ja schon eine rechte Gaudi, wenn zum Beispiel das Paulaner-Festzelt oder eines von Hacker-Pschorr, das ebenfalls zur Schörghuber-Brauholding gehört, nicht mehr auf der Wiesn vertreten wäre, nicht wahr? Soweit werden die Stadträte nicht gehen, man macht ja ungern auf beleidigte Leberwurst. Aber zeigen, dass man auch wer ist, das will man schon.

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