Stadtrat am Zug:Schlechter Zeitpunkt

Kulturausschuss entscheidet über Bibliothek in der Unteren Au

Von Patrik Stäbler, Au

17 Jahre nach ihrer Schließung werden die Rufe nach einer Wiedereröffnung der Stadtteilbibliothek in der Unteren Au immer lauter. Nachdem ein dahingehender Antrag bei der Bürgerversammlung für Au-Haidhausen mehrheitlich angenommen wurde, schloss sich nun auch der Bezirksausschuss (BA) dieser Forderung an. Gleichzeitig räumte das Gremium in seinem Beschluss ein, "dass die Wiedereinrichtung der Bibliothek finanziell nur schwierig zu realisieren sein wird". An diesem Donnerstag wird sich der Kulturausschuss des Stadtrats mit dem Bürgerantrag beschäftigen. In der Sitzungsvorlage empfiehlt das städtische Kulturreferat eine Ablehnung.

Bis 2004 gab es in der Au eine Stadtteilbibliothek an der Ohlmüllerstraße, die dann aber - ebenso wie die Einrichtung in Solln - geschlossen wurde, laut dem Kulturreferat "im Rahmen der damaligen Haushaltskonsolidierung". Ein Bürgerbegehren gegen die Schließung blieb seinerzeit erfolglos. Seither fehle in der Unteren Au ein kultureller Treff- und Mittelpunkt, heißt es in dem Bürgerantrag. Dabei sei dieser dringend notwendig, gerade angesichts des Zuzugs vieler junger Familien. "Wir brauchen eine feste Einrichtung, wo unsere Kinder behütet und betreut werden, wo die jungen Mütter sich austauschen können, wo einsame Senioren Zeitung lesen können."

Ähnlich argumentierte Hans-Peter Meyer (SPD) in der BA-Sitzung. Ihm zufolge wäre ein solcher Treffpunkt gerade für die Kinder der Grundschule am Mariahilfplatz wichtig. Für sie und viele andere sei der Weg in die Bibliotheken nach Giesing und im Gasteig zu weit. Auch ein Bücherbus helfe wenig, so Meyer. Dagegen verwies Barbara Schaumberger (CSU) auf die gute Anbindung der Unteren Au nach Giesing und zum Rosenheimer Platz. Zudem sehe sie die Schwierigkeit, "dass wir keinen Platz für eine Stadtteilbibliothek haben". Schaumberger plädierte daher für eine Ablehnung des Antrags, den eine deutliche Mehrheit des Bezirksausschusses aber befürwortete.

Allein die Erfolgsaussichten dürften gering sein. Zwar würden Stadtteilbibliotheken durchaus "als kulturelle Zentren der Quartiere" fungieren, heißt es von Seiten des Kulturreferats. Jedoch müsse die Stadt Prioritäten setzen, auch wegen der "nie dagewesenen Herausforderungen", etwa durch die Gasteig-Sanierung und die Eröffnung von Stadtteilbibliotheken in Riem, Neuaubing und Bogenhausen. Aufgrund ihrer zentralen Lage und der guten öffentlichen Anbindung habe die Au "gewichtige Vorteile im Vergleich zu anderen Stadtvierteln", so das Kulturreferat. "Dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Au angesichts der aktuellen Bibliotheksbauprojekte, aber auch aufgrund der sich zuspitzenden Finanzkrise der Landeshauptstadt München auf eine eigene Stadtteilbibliothek verzichten müssen, erscheint im Sinne der gesamten Stadtgesellschaft gerechtfertigt."

Auch erinnere man sich durchaus noch gut an die Schließung der Büchereien in der Au und Solln: In der Folge entstand allerdings etwas Gutes, nämlich der Förderverein "Bücher & mehr", der seither überaus engagiert die Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Münchner Stadtbibliothek vertrete und damit deren Arbeit unterstütze.

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