Stadtplanung:Wo in München noch Platz für Industrie und Handel ist

Stadtplanung: So könnte sich die Stadt in de kommenden Jahren verändern. (SZ-Grafik; Quelle: Stadt München)

So könnte sich die Stadt in de kommenden Jahren verändern. (SZ-Grafik; Quelle: Stadt München)

  • Die Fläche im Stadtgebiet München wird immer knapper.
  • Für den dringend notwendigen Wohnungsbau wird viel Platz benötigt, ebenso für Schulen und Erholungsflächen.
  • Doch auch Unternehmen brauchen Raum, um sich weiterhin in der Stadt niederlassen zu können.

Von Alfred Dürr

Bis zum Jahr 2030 sollen an verschiedenen Stellen innerhalb der Stadt neue Gewerbegebiete mit einer Gesamtfläche von rund 35 Hektar entstehen; außerdem will man vorhandene Areale weiterentwickeln. Der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU), in Personalunion auch Leiter des Wirtschaftsreferates, reagiert mit dem vorgestellten Gewerbekonzept auf das Problem zunehmender Flächenknappheit im Stadtgebiet München.

Denn geht es um Neubau, konkurrieren Betriebe mit Wohnungen, Schulen oder Erholungsflächen. Die Unternehmen dürfen aber bei der Zuteilung von Grundstücken nicht vergessen werden, fordert Schmid vor allem im Hinblick auf die Wohnungsbau-Offensive der Stadt.

Und so lassen sich die vier Schwerpunkte bei der Neuentwicklung von Gewerbeflächen definieren. Auf dem Gebiet "Im Gefilde" im Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach ist neben dem Gewerbe auch ein U-Bahnbetriebshof vorgesehen; der Standort "Mühlangerstraße" im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied, an den die neue Produktionsstätte der Paulaner-Brauerei angrenzt, soll schrittweise entwickelt werden. Dort sollen sich bevorzugt Unternehmen aus dem Logistikbereich ansiedeln. Die Stadt befürchtet nicht, dass dadurch der Verkehr in den umliegenden Wohngebieten zunimmt.

Dann die "Ludwigsfelder Straße" im Stadtbezirk Allach-Untermenzing: Dort will man bei der Planung auch eine Fläche für eine Bezirkssportanlage reservieren, die den Bürgern in Moosach und Allach-Untermenzing zugute kommen soll. Das Gewerbegebiet Lerchenstraße, es gehört zum Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl, sei heute schon durch eine gesunde Mischung an klein- und mittelständischen Unternehmen des klassischen Gewerbes geprägt.

Entwicklungspotenzial haben aber auch kleinere neue Areale, wie die "Kronstadter Straße" in Bogenhausen oder der Joseph-Dollinger-Bogen südlich des Frankfurter Rings. Dieses Gebiet ist vollständig im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienausgaben (Bima); die Bundespolizei will ihren Standort dort allerdings aufgeben.

Beim sogenannten Junkersgelände in Allach-Untermenzing ist man dagegen mit den Planungen schon weiter; im Herbst sollen die planungsrechtlichen Verfahren abgeschlossen sein. Wenn dann die neue Erschließungsstraße fertig ist, vergibt das Wirtschaftsreferat die städtischen Gewerbeflächen vor allem an Handwerksbetriebe sowie an kleine und mittelständische Unternehmen.

Städtebauliche Bedeutung der Gewerbegebiete

Neben der Schaffung von neuen Gewerbegebieten sollen aber auch bestehende Areale gestärkt werden, wie es im Zukunftskonzept heißt. Da ist zum Beispiel die Zone vom Vogelweideplatz bis zum Messegelände mit ihren sehr heterogenen Nutzungen - sie reichen von großen Logistikunternehmen über kleine Werkstätten bis zum Hochhaus des Süddeutschen Verlages. Seit dessen Ansiedlung befindet sich das Gebiet im Umbruch vom kleinteiligen, klassischen Gebiet zu einem verdichteten Bürostandort, heißt es in der Analyse des Wirtschaftsreferates. Die neue Trambahnlinie 25 könne diesen Prozess noch beschleunigen.

Das Beispiel des Gewerbegebietes "Steinhausen" im Bezirk Bogenhausen zeigt, dass es der Stadt bei der Entwicklung nicht nur um wirtschaftliche Aspekte geht, sondern dass dieser auch städtebauliche Bedeutung zukommt. Die Chance zur Verbesserung dieses "Stadteingangs" soll genutzt werden, lautet die Forderung aus dem Stadtrat. Weitere Gebiete aus der Kategorie Bestandsentwicklung sind die "Lilienthalallee" in Schwabing-Freimann und der Bereich "Rupert-Bodner-Straße" im Bezirk Aubing-Lochhausen-Langwied.

Die dritte Kategorie im Gewerbeprogramm lautet "Revitalisierung durch Umstrukturierung". Dazu gehört das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in Moosach: Das 1972 fertiggestellte Gebäude ist von überregionaler Bedeutung und wird wohl demnächst saniert, im Umfeld haben sich mittlerweile weitere Einzelhandelsbetriebe angesiedelt. Diese sollen in Zukunft im und am Einkaufszentrum gebündelt werden, heißt es im Konzept der Stadt.

Weitere Gebiete, die für eine "Revitalisierung" in Frage kommen: die "Ingolstädter Straße" im Stadtbezirk Schwabing-Freimann, das "Deckelgelände" und das Gebiet "Obersendling" im Bezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, das "Kirschgelände" im Bezirk Allach-Untermenzing, die "Neumarkter Straße" in Berg am Laim und "Perlach Süd" in Ramersdorf-Perlach.

Bei ihrer Gewerbepolitik setzt die Stadt auf das sogenannte Gewerbegebiets-Management, das bundesweit noch wenig zur Anwendung gekommen ist. Damit werden die Konzepte für die Weiterentwicklung geplant, gesteuert und auch umgesetzt. Gemeinsame Projekte, wie zum Beispiel die Verkehrsanbindung, sollen das jeweilige Gebiet stärken und mehr Zusammenhalt zwischen den Unternehmen schaffen, so die Idee. Innerhalb dieses Managementverfahrens wirken neben den jeweiligen Betrieben auch die Grundeigentümer sowie Vertreter der Stadtverwaltung oder der Stadtwerke mit.

Den Beschluss zum Gewerbeprogramm will der Stadtrat 2018 fassen. Zuvor werden sich Bezirksausschüsse, Wirtschaftskammern, Gewerkschaften und Umweltverbände mit dem für die Zukunft der Stadt wichtigen Thema beschäftigen.

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