Süddeutsche Zeitung

Stadtleben:Frühlingsgefühle

Viele Münchner genießen das warme Wochenende im Freien

Der Frühling und München - das war an diesem Wochenende anfangs noch eine schüchterne Liaison. Da musste man sich erst einmal langsam vortasten. Zwar waren die ersten Sonnenstrahlen am Samstagmorgen schon recht glückverheißend, wer sich dann aber - Stichwort: Liebe! - als Erstes in den städtischen Rosengarten bewegte, musste doch feststellen, dass hier keineswegs schon die Knospen explodierten, sondern dass alles schon noch recht herbstlich wirkte und manche der für Besucher bereitgestellten Stühle noch in Wasserpfützen standen.

Das sollte sich bald ändern, im Laufe des Tages. Wer am frühen Nachmittag zum Viktualienmarkt schlenderte, mochte sich dort an manchen Stellen an weniger schöne Szenen aus dem vergangenen Sommer erinnern. Wenn man bedenkt, dass die Zeit der Großfamilie eigentlich schon ziemlich lange vorbei ist, dann ist man heute doch wieder überrascht, wie groß zwei Hausstände, die sich treffen, zusammen eigentlich sein können. Vielleicht hätte man die gesamte Altstadt mitsamt den Isarauen zur Frühlingsdemo erklären sollen, denn am penibelsten wurden die Abstandsregeln dann doch im abgeschirmten Bereich für den Protest gegen die Sicherheitskonferenz am Marienplatz eingehalten.

So ist das eben im Frühling, wenn man sich näherkommen will und es nicht darf. Vielleicht ist Sport halt doch am gesündesten (wenn man nicht gerade Fußball beim FC Bayern spielt). Am Sonntagmorgen etwa trafen sich zwei Herren mittleren Alters in voller Eishockey-Montur auf der Theresienwiese und schossen in großem Abstand auf Inline-Skates mit großen Schlägern einen winzigen Ball auf winzige Tore, zum Soundtrack der Neunzigerjahre-Punkband Green Day. Sah putzig aus. Und hygienisch einwandfrei.

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Quelle:
SZ vom 22.02.2021 / fjk
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