Stadtimker in Laim:Herr über 30 Völker

Bis zu 1,5 Millionen Tiere leben bei ihm: Mitten in Laim züchtet Andreas Pixis bereits in dritter Generation Bienen - ohne künstliche Eingriffe. Aber auch im Garten des Stadtimkers lauern für die Tiere lebensbedrohliche Gefahren.

Thomas Moßburger

Bienenvölker sind wie die Schüler in einer Schulklasse, sagt Andreas Pixis. Jedes habe einen eigenen Charakter. Es gebe sanftmütige Völker, Völker mit großem Sammeleifer und auch solche mit einer klaren "Tendenz zur Vermehrung". Damit meint er die Aufteilung eines Volkes in zwei Bienenschwärme. "Schwarmlustig" heißt das im Imker-Jargon.

Stadtimker in Laim: Imker Andreas Pixis mit einer Bienenwabe im Garten seines Elternhauses in München-Laim.

Imker Andreas Pixis mit einer Bienenwabe im Garten seines Elternhauses in München-Laim.

(Foto: Thomas Moßburger)

Wenn man vor Pixis Wohnhaus an der Agnes-Bernauer-Straße in München-Laim steht, während Autos und Tram-Bahnen an einem vorbeirauschen, würde man nicht vermuten, dass sich nur wenige Meter weiter - hinter dem Haus - eine weitläufige, grüne Oase befindet. Hier hält der Imker zwischen Bäumen, Sträuchern und rosafarbenen Blüten seine Bienen.

Schon in den 1920er Jahren flogen die Tiere im Garten herum und sammelten Honig, den seine Großmutter für Familie und Freunde erntete. Pixis Vater führte die Bienenzucht fort, dann folgten einige bienenfreie Jahre. Vor gut zehn Jahren begann er selbst den Garten wieder mit Bienen zu bevölkern. "Zu einem so großen Garten gehören einfach Bienen", sagt er. Pixis verbindet schöne Kindheitserinnerungen mit den Tieren. Gut erinnern kann er sich, wie der Vater im Garten mit einer Honigschleuder, einem trommelförmigen Imkergerät zur Honiggewinnung, hantierte.

Insgesamt wacht Pixis über 30 Bienenvölker, die in der Spitze jeweils bis zu 50.000 Tiere zählen. Über die Jahre hinweg hat der 55-Jährige eine enge Verbindung zu seinen Bienen entwickelt. Das merkt man, wenn er im Garten seine Bienenkästen kontrolliert und sich über das rege Treiben der Tiere und ihre Fortschritte beim Wabenbau freut. Einen speziellen Anzug oder eine Schutz-Maske trägt er dabei nicht. Dies sei nur nötig, wenn er bemerke, dass die Tiere unruhig oder aggressiv seien, sagt er. Das komme jedoch nur selten vor.

Tatsächlich machen die Bienen, die zwischen ihrem Kasten und den blühenden Pflanzen umherfliegen - genau wie ihr Besitzer - einen ziemlich ausgeglichenen Eindruck. Als Pixis eine selbst herangezogene Bienenkönigin entdeckt, die sich sich mit hunderten anderer Tieren auf einer Wabe tummelt, zeigt er stolz mit dem Finger auf sie. Die Königin ist deutlich größer und in ihren Farben dunkler als ihre "Untertanen". Pixis schwärmt: "So ein schönes Tier - und das völlig ohne künstliche Eingriffe."

Pixis hat sich bewusst für einen ökologischen Weg der Imkerei nach den Maßgaben von Demeter entschieden. Ohne künstliches Eingreifen in die Natur der Tiere. So wird zum Beispiel die Verwendung natürlicher Waben und naturgemäße Vermehrung verlangt. Pixis ist das wichtig. "Die intensive Bindung an die Natur und ihren Jahreslauf", antwortet der Familienvater auf die Frage, was seine Begeisterung für die Bienenzucht ausmacht. Sein Alltag als Imker sei vom Verlauf des Bienenjahres, das in etwa von Februar bis Oktober dauert, abhängig. Es gibt immer wieder arbeitsreiche Perioden wie die Honigernte in den Sommermonaten, aber auch Zeiten, in denen er nur nach dem Rechten sehen muss.

Wichtige Nutztiere

Pixis kennt aber auch die lebensbedrohlichen Gefahren, denen sich Bienen, die als eines der wichtigsten Nutztiere überhaupt gelten, mittlerweile fast überall auf der Welt ausgesetzt sind. Immer wieder hat er es mit dem Bienensterben zu tun, das von der für Bienen gefährlichen Varroamilbe befördert wird. Andreas Pixis setzt aber auch bei der Bekämpfung solcher Schädlinge auf natürliche Verfahren.

Seine naturbewussten Arbeitsweisen gibt er gerne weiter. Er empfängt in seinem Garten Kindergarten-Gruppen oder hält Vorträge bei Imkerversammlungen. Pixis findet es wichtig, die Gesellschaft über Phänomene wie das Bienensterben und seine Folgen zu informieren. Ihn freut es, dass sich, in den vergangenen Jahren im Bewusstsein der Menschen einiges getan habe.

Wenn er nicht gerade mit der Imkerkei beschäftigt ist, hilft der gelernte Schreiner in der kleinen Buchbinderei seiner Ehefrau. Ob eines seiner drei Kinder später einmal in seine Fußstapfen treten wird, kann Pixis nur schwer abschätzen. Er hofft, dass es vielleicht wie beim ihm selbst läuft - und nach einer kleinen Pause von der Imkerei auch bei einem seiner Kinder wieder die Begeisterung für die surrenden Kreaturen im Garten der Familie Pixis siegt.

Weitere Informationen zu Andreas Pixis' Imkerei finden Sie hier

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