Stadtentwicklung in London:Denkanstöße von der Themse

Planer und Stadtentwickler haben sich in London umgeschaut - und vielleicht die eine oder andere Idee für die Zukunft Münchens entdeckt.

Von Alfred Dürr

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Olympia

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Quelle: SZ

Früher dominierten hier Abfall und Schrott. Das Areal war eine Industriebrache mit verfallenen Fabrikgebäuden aus der Zeit der industriellen Revolution. Der Stadtteil Stratfort im Osten Londons war eine verrufene Gegend. Dann kam die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 und die Sommer-Paralympics. Das Gelände wurde grün, es entstanden die Sportstätten.

Der Olympiapark in München war eines der Vorbilder für die Gestaltung. Doch als die Stadträte am vergangenen Samstagvormittag über die Wege zum Stadion und zur Schwimmhalle spazierten, war schnell klar, dass man sich eigentlich mehr erwartet hätte. Es ist wenig los, rings herum entstehen neue Wohnhochhäuser. Das Olympische Dorf entwickelt keinen eigenen Charakter. Die Vernetzung in die Wohnquartiere fehlt. Die Sportstätten wirken weitaus weniger spektakulär als im Münchner Olympiapark. Der sei eben ein besonderes Juwel, lautete die allgemeine Erkenntnis.

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Radfahren

A man rides his bike past a view of the Elephant Park building development in Elephant and Castle south London, Britain

Quelle: REUTERS

Immer mehr Stau, trotz der City-Maut, immer stärkere Luftverschmutzung durch Autoabgase - ist Radfahren da nicht ein Ausweg? Londons Bürgermeister Boris Johnson lässt sich gern mit Helm und Fahrrad ablichten, er propagiert diese Art des Weiterkommens in der Stadt. Doch sehr viele Radler sieht man nicht auf den Straßen. Die blau abmarkierten Wege am Straßenrand sind extrem schmal. Dafür sollen nun die breiteren Superhighways kommen und auch einzelne Viertel nach dem Motto Little Holland verkehrsberuhigt werden.

Das aber führt zu massiven Protest von Anwohnern, die keine Umwege mit dem Auto in Kauf nehmen wollen. München hat es besser, hieß es auf der Tour. Sollte auf dem Gelände des Hirmer-Parkhauses ein Neubau entstehen, dann würde es dort wohl keine öffentlichen Parkflächen mehr geben. Dafür wünscht sich die Stadtbaurätin eine ganze Etage, auf der man Fahrräder abstellen kann.

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Siemens

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Quelle: SZ

Für den früheren Siemens-Chef Peter Löscher waren der Bereich Infrastruktur und Städte sowie nachhaltige Stadtentwicklung ein ganz besonders wichtiger Unternehmenszweig. Auf seine Initiative geht der futuristisch wirkende Bau The Crystal in den Londoner Docklands zurück. In dem Gebäude befinde sich ein Konferenzzentrum und eine interaktive Ausstellung über die Zukunft der Städte. Hier können sich Kommunalpolitiker, Architekten und Stadtplaner aus der ganzen Welt über die Möglichkeiten der Technik informieren.

Die Steuerung von Strom und Energie in Gebäuden spielt eine Rolle, auch Leitsysteme auf den Straßen oder die Kontrolle des Verkehrs über Straßenlaternen. In einigen westlichen Stadtteilen Münchens werden solche Themen im Rahmen des Projekts Smart City getestet. Die neue Siemens-Zentrale am Wittelsbacherplatz soll ein Vorbild für nachhaltiges Bauen in der Stadt werden.

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Tate

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Quelle: Herzog & de Meuron

Wer als Besucher nach London kommt, der muss die Tate Modern, das weltweit größte Museum für moderne Kunst, gesehen haben. Der Eintritt ist frei. Es gibt Bestrebungen das abzuschaffen. Ein Blick aus dem obersten Stockwerk auf die Silhouette der Stadt - ein Mischmasch verschiedenster Architekturstile und Bauepochen - und ein Gang über die Millennium Bridge gehören dazu.

Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Kraftwerk. Der Umbau ist ein Meisterwerk des Architektenbüros Herzog & de Meuron aus Basel. Auch der Anbau, der im kommenden Jahr fertig werden soll, stammt von ihnen. Ein Industriekoloss mit neuer Nutzung? Da waren die Münchner Stadträte interessiert. Es sorgte für Diskussionen, ob nicht der Umbau der spektakulären Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke in einen Konzertsaal tolle Effekte für die Stadt hätte. Aber der Freistaat muss entscheiden.

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Kunstareal

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Quelle: Stephan Rumpf

Der Belgier Chris Dercon war von 2003 bis 2011 erfolgreicher Direktor des Hauses der Kunst in München. Er kennt sich in vielen Bereichen der Kunst, auch der Architektur, aus. Die Stadtentwicklung in London betrachtet er engagiert und sehr kritisch. Chef der Tate Modern wird er noch bis 2017 sein, dann geht er als Intendant an die Volksbühne nach Berlin. Während Dercons Zeit in London ist die Zahl der Besucher deutlich gestiegen. Denn Dercon verfolgt auch ein spezielles Museumskonzept, das weit über die Auswahl von Ausstellungen und die Betrachtung von Kunstwerken hinausgeht.

Museen sind für ihn nämlich auch Orte der Kommunikation und der Begegnung, also öffentliche Räume in einem ganz besonderen Sinn. Alle sollen sich hier treffen, die Museen und das Umfeld nutzen. Vielleicht ein interessanter Fingerzeig nach München, wo man schon seit einiger Zeit versucht, dem Kunstareal in der Maxvorstadt eine neue Bedeutung zu geben.

© SZ vom 02.11.2015/vewo
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