Stadtentwicklung:Alles steht auf Grün

Mit einer gelungenen Präsentation lassen sich auch die letzten Zweifler im Bezirksausschuss Sendling-Westpark davon überzeugen, dass die Hochpromenade entlang der Garmischer Straße eine gute Lösung ist

Von Berthold Neff, Sendling/Westpark

Die Erwartungen waren und sind hoch: Wenn erst einmal die Autos durch den Tunnel rollen würden, könnten die Menschen oben an der Garmischer Straße aufatmen. Der Mittlere Ring würde das Viertel nicht länger durch eine lärmende und stinkende Blechlawine durchschneiden, sondern einer Promenade mit blühenden Kirschbäumen weichen. Der erste Eindruck von der Hochpromenade entlang der Garmischer Straße trieb dann allerdings die Grünen im Bezirksausschuss Sendling-Westpark auf die Barrikaden. Als etwa die Hälfte der insgesamt 269 Stützwände bereits verankert waren, geißelte sie Hans Dusolt (Grüne) als "massive Betonbarriere". Johann Wittmann aus dem Baureferat, der diesen Tunnel als Projektleiter fristgerecht und im Kostenrahmen übergeben hat, versprach angesichts des allgemeinen Unmuts, dass der Architekt selbst dem Stadtteil-Gremium in der nächsten Sitzung Rede und Antwort stehen würde.

Stadtentwicklung: Schöne Aussichten: Die von Bäumen gesäumte Mittelpromenade in der Garmischer Straße wird zehn Meter breit und 850 Meter lang. Visualisierung: Latz und Partner

Schöne Aussichten: Die von Bäumen gesäumte Mittelpromenade in der Garmischer Straße wird zehn Meter breit und 850 Meter lang. Visualisierung: Latz und Partner

Am Dienstagabend war es soweit - und Architekt Tilman Latz gelang es, alle davon zu überzeugen, dass die Hochpromenade trotz oder gerade wegen des Betons "ein voller Erfolg sein wird". Warum viel dafür spricht, dass dies der Fall sein wird, erläuterte er durch einen mit vielen Simulationen und Stadtansichten gespickte Power-Point-Präsentation. Der Berliner Boulevard Unter den Linden war zu sehen, Las Ramblas in Barcelona und die historische Hauptstraße von Dresden - ebenfalls als Mittelpromenade ausgebildet.

Stadtentwicklung: Es geht voran: Erste Spuren der Promenade gibt es bereits.

Es geht voran: Erste Spuren der Promenade gibt es bereits.

(Foto: Robert Haas)

Tilman Latz, der das von seinen Eltern gegründete Büro in Kranzberg im Landkreis Freising seit 2011 leitet, hat mit seinem Team den gesamten Grünzug geplant, der sich über dem Tunnel hinzieht. Angefangen vom neuen, etwa 27 500 Quadratmeter großen Heckenstallerpark über den Luise-Kiesselbach-Platz bis hin zur Garmischer Straße. Die Mittelpromenade dort ist etwa zehn Meter breit und hat eine Gesamtlänge von etwa 850 Metern. Der an der Oberfläche verbliebene Verkehr wird auf je einer Fahrbahn an ihr entlanggeleitet, was zwangsläufig zur Folge hat, dass die Promenade nicht nur durch ein einfaches Geländer Richtung Autos abgetrennt wird. "Sie brauchen da einen starken Schutz", sagte der Architekt, dessen Büro derzeit nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Israel, Russland und China Projekte vorantreibt. Es gelte zum Einen, die Fußgänger auf der erhöhten Promenade vor den Autos zu schützen und sicherzustellen, "dass der Verkehr diesen Raum nicht dominiert". Lediglich an den Kreuzungen, auf denen andere Straßen die Garmischer Straße queren, ist das massive Beton-Geländer so ausgebildet, dass es gute Sicht ermöglicht: den Autofahrern auf die Fußgänger und diesen wiederum auf den Verkehr. Die Hochpromenade senkt sich an diesen Übergängen durch eine flache Rampe behindertengerecht ab. Der Fußgweg auf der Promenade wird drei Meter breit sein, der Rasenstreifen rechts und links des Weges wird durch Sitzbänke aufgelockert.

Etwa 170 Kirsch- und Zierapfelbäume werden die Promenade säumen und während der Blüte einen starken rosafarbenen Akzent setzen. Da die Tunneldecke ziemlich weit nach oben reicht, wäre es ohne die massive Stützmauer gar nicht möglich gewesen, genug Erde draufzupacken, um den Bäumen sicheren Halt zu geben. Die hohe Tunneldecke bewirkt aber auch, dass die Fußgänger auf der Promenade von einer deutlich erhöhten Position aus auf den Verkehr herabblicken werden. Sie werden also über den Autos gehen und stehen.

Tilman Latz räumte ein, dass der Beton in den ersten Simulationen deutlich heller dargestellt worden sei, versichert aber, dass der dunklere Ton stimmig sei. Der Beton werde dadurch dem Naturstein ähnlich, er altere gut und schön, schlucke den Schmutz und kontrastiere gut mit dem Grün der Bäume und des Rasens. Latz sagte, er sei sich sicher, dass die Promenade zu einem "Identität stiftenden Faktor" für das gesamte Viertel werden kann. Er sei zuversichtlich, dass die Bürger dieses neue Element schnell und gerne in Besitz nehmen werden.

Die Grünen zeigten sich nach der Präsentation und der Erläuterung erleichtert. Ihr Fraktionssprecher Uwe Kramm gab zu, sie seien anfangs "von der Massivität überrascht" gewesen. Nun aber, da gut erläutert worden sei, warum eine solche Gestaltung notwendig ist, sehe man das Projekt mit anderen Augen.

Wie gut das Projekt gelingt, wird schon bald gut sichtbar werden. Die Stützmauern aus Beton sollen bis Ende Mai gesetzt sein, die Bäume sollen möglichst noch im Herbst gepflanzt werden. Bis sie sich zu einer wahren Allee entlang der Garmischer Straße fügen, werden sie aber wohl noch etliche Jahre brauchen.

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