Gastronomie in München:Ausschreibung für Stadtcafé angekündigt

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Zieht ins Stadtcafé bald ein neuer Gastronom ein? (Foto: Florian Peljak)

Im Oktober 2024 ging die Münchner Institution insolvent – doch seitdem ist wenig passiert. Kritiker beklagen den Leerstand. Nun reagiert das Kommunalreferat.

Von Thomas Becker

Natürlich gibt es derzeit Ecken in der Stadt, in denen es wesentlich schlimmer aussieht als am Sankt-Jakobs-Platz, man denke nur an die absurden Benko-Brachen zwischen Stachus und Hauptbahnhof. Aber ein wenig trostlos wirkt die Fassade gegenüber des Jüdischen Zentrums in letzter Zeit schon. Jahrzehntelang war hier das Stadtcafé zu Hause, saßen sowohl Einheimische, Zugereiste als auch Touristen bei Weißbier- oder -wein beisammen, genossen das Leben und erfreuten sich am gepflegten kulturellen Austausch.

Bis, ja, bis das dann vorbei war, einfach so, nach 35 Jahren. Ende Oktober vergangenen Jahres meldete der Betreiber Gerhard Knoller Insolvenz an – wahrlich kein Einzelfall in diesen für die Gastronomie offenbar so herausfordernden Zeiten. Wegen der jahrelangen Sanierungsarbeiten am Stadtmuseum konnte der so lauschig wie angenehm schattige Innenhof nicht genutzt werden, und auch Corona samt Nachwirkungen war wohl nicht ganz unbeteiligt am Aus des allseits beliebten Cafés.

Was seitdem geschah? Auf den ersten Blick: nichts. Wer durch die bodentiefen Fenster ins Innere des Stadtcafés schaut, dem bietet sich derselbe Anblick wie vor drei Monaten: aufgestuhlte Sitzgelegenheiten, aber kein Mensch, kein Cappuccino, keine Käseplatte, nirgends. Will das denn kein Gastronom übernehmen? Müsste das nicht funktionieren, in dieser exponierten Lage? Zudem mit den Kinogängern aus dem Souterrain, die das gerade im Filmmuseum Gesehene gerne noch mal bei einem Tempranillo nachbesprechen wollen.

All das fragte sich auch die ÖDP-Fraktion und forderte unlängst in einem Antrag, dass die Stadt den Leerstand so schnell wie möglich beenden möge, „indem die Ausschreibung nicht weiter verzögert“ wird, wie es in einem Schreiben heißt. Die Forderung der ÖDP: Während der laufenden Sanierungsarbeiten des Stadtmuseums soll das Café kurzfristig für kulturelle oder gastronomische Zwischennutzungen geöffnet werden. Mit der Schließung des Stadtmuseums und dem Ende des Café-Betriebs sei „ein wichtiger kultureller und sozialer Ort im Herzen der Stadt verloren gegangen“, heißt es.

Finden sich mutige Gastronomen für das Stadtcafé?

Tobias Ruff, der Fraktionsvorsitzende, sagt: „Das Stadtcafé am Sankt-Jakobs-Platz war über Jahrzehnte für viele ein absoluter Lieblingsplatz in München. Entsprechend enttäuscht waren viele, als das Café im Herbst dicht gemacht hat.“ Es könne nicht sein, dass die Stadt sich selbst schade, indem sie sowohl auf die Einnahmen verzichte, „als auch die Attraktivität für mögliche Betreiber:innen verringert. Wir brauchen in der Innenstadt nicht noch mehr ‚tote‘ Orte und unansehnliche Baustellen“.

Was sagt das Kommunalreferat zum Vorwurf der Verzögerungstaktik? Pressesprecherin Maren Kowitz: „Als der Betreiber das Vertragsverhältnis auf eigenen Wunsch beendet hat, wurde von Seite der Landeshauptstadt zunächst geprüft, ob die für 2027 geplanten Sanierungsarbeiten eventuell vorgezogen werden könnten. Da sich dies als nicht umsetzbar erwies, plant das Kommunalreferat im Februar eine Ausschreibung des Stadtcafés für den Zeitraum April 2025 bis Mitte 2027.“

Nur zwei Jahre, aber immerhin. Bleibt zu hoffen, dass sich mutige Gastronomen finden, gegen die Leere am Sankt-Jakobs-Platz. Einer, der selbst jahrelang im Stadtcafé gearbeitet hat, hat wohl schon mehrfach bei der Stadt nachgefragt. Ist die Ausschreibung erst mal raus, wird er wohl Gesellschaft bekommen.

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