Stadt scheitert mit Verbot:Rechte Töne am Spielfeldrand

Stadt scheitert mit Verbot: Rund 100 Menschen protestierten gegen die Veranstaltung der "Jungen Alternative" mit Björn Höcke.

Rund 100 Menschen protestierten gegen die Veranstaltung der "Jungen Alternative" mit Björn Höcke.

(Foto: Martin Bernstein)

Gericht erlaubt Veranstaltung der AfD in Sportgaststätte

Von Martin Bernstein

Irgendwann konnten die 50 Polizeibeamten nicht mehr verhindern, dass zusammenkam, was nicht hätte zusammenkommen sollen: Da gerieten ein AfD-Anhänger und der Vater eines Fußball spielenden Buben aneinander, und Vertreter der Stadt mussten dazwischen gehen. Der Mann soll das dunkelhäutige Kind rassistisch beleidigt haben. Auch der Trainer einer Jugendmannschaft empörte sich über die aus seiner Sicht ungebetenen Gäste. Außerdem nahm die Polizei eine Anzeige wegen Volksverhetzung auf.

Es waren solche Szenen, die Oberbürgermeister Dieter Reiter und Bildungs- und Sportreferentin Beatrix Zurek befürchtet hatten. Am Freitag hatten sie deshalb noch versucht, die Veranstaltung der "Jungen Alternative" (JA) mit Björn Höcke in der Sportgaststätte "Antica Tropea" an der Lerchenauer Straße zu stoppen. Sowohl die JA als auch Höckes "Flügel" innerhalb der AfD stehen laut Verfassungsschutz unter Extremismusverdacht. Für Reiter stand deshalb am Freitag fest: "Veranstaltungen, die Rassismus und Antisemitismus schüren, die Grundwerte unserer Verfassung angreifen oder den Nationalsozialismus relativieren wollen, haben in städtischen Räumen keinen Platz." Diese Ansicht bekräftigte Reiter auch am Samstagabend, nachdem das Münchner Verwaltungsgericht das zuvor gegen Höcke und drei weitere AfD-Redner verhängte Hausverbot aufgehoben hatte. Reiter sagte, man werde für die Zukunft "die städtischen Regelungen dahingehend überarbeiten, dass auf städtischen Sportanlagen solche Veranstaltungen nicht mehr zugelassen sind". Gerade Sportanlagen stünden für "die Vielfalt unserer Stadtgesellschaft sowie für die Werte der Toleranz und des Fairplay".

Wie sehr sie das tun, sollte sich am Sonntag zeigen. Kleine Nachwuchskicker unterschiedlichster Herkunft, zum Teil allein, zum Teil in Begleitung ihrer Eltern, kamen zum Fußballspielen - und mussten auf ihrem Weg vorbei an Polizeiabsperrungen, AfD-Ordnern und am islamfeindlichen Aktivisten Michael Stürzenberger, der mit einem Kameramann über das Gelände zog. Auf der anderen Straßenseite standen etwa 100 Demonstranten des Bündnisses "München ist bunt", die gegen die Veranstaltung protestierten. In einem Raum der Sportgaststätte war bereits eingedeckt für eine Kommunionfeier. Zwischen all diesen Gruppen und Interessen standen die Vertreterinnen der Stadt, unter ihnen Beatrix Zurek. "Sehr schnell", sagte sie, müsse man eine Neuregelung treffen für die städtischen Sportanlagen. Dort müssten der Sport und das Miteinander im Vordergrund stehen. Da hatte sie wohl auch im Kopf, dass dieselbe Sportgaststätte vor eineinhalb Jahren schon einmal im Mittelpunkt einer Polizeiaktion stand. Damals kontrollierten 50 Beamte Teilnehmer eines "Informationsabends", die im Verdacht standen, der Reichsbürgerszene anzugehören. Björn Höcke kam gegen 11.30 Uhr durch einen Nebeneingang und verschwand im Saal. Die Presse, das hatte schon am Morgen ein Vertreter der Partei erklärt, werde nicht hineingelassen.

In Aying ist es die AfD selbst, die nach Protesten nicht hineingelassen wird. In der Brauereigaststätte wollte sie sich mit Vertretern rechter Parteien aus Italien, Österreich, Ungarn und den Niederlanden treffen. Die Wirtefamilie Inselkammer hob am Samstag den Mietvertrag auf. Die AfD warf ihren Gegnern "Nazi-Boykottmethoden" vor.

Martin Bernstein

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