Süddeutsche Zeitung

Stadt gegen Veranstalter:Streit um den Kulturstrand, nächstes Kapitel

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Von Thomas Anlauf

Nun soll es in diesem Sommer doch noch einen Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen geben. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) verkündete am Montag das neuerliche Ergebnis des Auswahlverfahrens, das vom Verwaltungsgericht München vor genau vier Wochen als fehlerhaft verworfen worden war. Nach einer "kompletten Neuprüfung der Konzepte von Urban League und der Urbanauten" erhält die Urban League GmbH von Großgastronomie-Betreiber Dierk Beyer und Kulturveranstalterin Zehra Spindler auch diesmal den Zuschlag für eine dreimonatige Strandveranstaltung in der Grünanlage auf der Praterinsel.

"Die ursprüngliche Auswahlentscheidung des KVR hat sich im Ergebnis klar bestätigt", teilte die Behörde mit. "Die Urban League setzte sich erneut mit deutlichem Punkteabstand gegenüber den Urbanauten durch." Die Urbanauten hatten die erste Entscheidung des KVR angezweifelt, da es ihrer Meinung nach bei den Entscheidungskriterien und im Verfahren selbst Unstimmigkeiten gegeben hatte.

Das Verwaltungsgericht bestätigte den Antrag der Urbanauten in Teilen und untersagte am 31. Mai der Stadt, der Urban League die Genehmigung für die Veranstaltungsreihe zu erteilen. In der Begründung hieß es, dass "die Bewertung nicht schlüssig und nachvollziehbar" sei. Insbesondere bei den Kriterien "Zuverlässigkeit und Bewährtheit des Bewerbers" sowie "Akzeptanz bei Anwohnern im Stadtviertel" sah das Gericht eine Verzerrung des Bewertungsergebnisses. Auch bei der Punktevergabe seien Unstimmigkeiten festgestellt worden.

Das KVR hatte daraufhin nicht nur die zwei vom Gericht kritisierten Punkte, sondern alle sieben Bewertungskriterien komplett überprüft und neu bewertet. Dazu wurden nach Behördenangaben zu den bereits vorliegenden noch zusätzliche Stellungnahmen verschiedener Fachstellen wie des Kulturreferats, des Baureferats, sämtlicher Bezirksinspektionen, der Bezirksausschüsse sowie des Polizeipräsidiums eingeholt. "Ich hoffe, dass die Entscheidung des Kreisverwaltungsreferats nunmehr von allen Bewerbern akzeptiert wird", sagte der scheidende Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. "Die Münchnerinnen und Münchner sollen möglichst bald 'ihren' Kulturstrand genießen können."

Doch die Münchner werden sich wohl noch weiter gedulden müssen. Am Montagnachmittag beantragten die Urbanauten erneut "umgehend Akteneinsicht hinsichtlich der heutigen Entscheidung des KVRs in Sachen Kulturstrand 2016". Sie wollen dann, vor dem Hintergrund der Entscheidung des Verwaltungsgerichts München, "Verfahren, Umsetzung und Ergebnis inhaltlich und rechtlich sowie die Einlegung etwaiger Rechtsmittel nach Akteneinsicht prüfen", teilte Benjamin David, Vorsitzender der Urbanauten, mit.

Was die Urban League mit dem Kulturstrand vorhat

Zehra Spindler hingegen ist sich ziemlich sicher, dass das Ergebnis des Auswahlverfahrens nun "hieb- und stichfest" ist und fühlt sich in ihrer erfolgreichen Bewerbung um den Strand bestätigt: "Ich bin froh, dass die Entscheidung noch einmal klarer getroffen wurde als beim ersten Mal", sagt die Sprecherin von Urban League. Sollte die Überprüfung durch Anwälte der Urbanauten diesmal ohne Klagen durchgehen, wäre es das erste Mal nach mehr als einem Jahrzehnt, dass nicht die Urbanauten den Kulturstrand veranstalten.

Die Urban League hatte sich bereits im vergangenen Jahr schon einmal beworben. In diesem Jahr gab es gleich vier Bewerber um die dreimonatige Veranstaltungsreihe. Sie soll nun möglichst bald starten und wird dann wohl bis in den Oktober stattfinden. Die Urban League plant unter anderem eine offene Bühne für Nachwuchskünstler, Podiumsdiskussionen und Auftritte von bayerischen Kapellen und DJs. Wie auch bisher soll tonnenweise Sand rund um den Strand aufgeschüttet, dazu Liegestühle aufgestellt werden. Geplant sind unter anderem auch ein Kinderprogramm, eine Bar und auch einen Infopavillon.

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SZ vom 28.06.2016
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