Stadt am Rand:Neuer Verkehr, neue Straße

Stadt am Rand: SZ-Karte; Quelle: Regierung von Oberbayern

SZ-Karte; Quelle: Regierung von Oberbayern

Angesichts der Pläne für ein Keferloher Gewerbegebiet bringt Haar die alte Idee einer Autobahnparallele wieder ins Spiel

Von Bernhard Lohr, Haar/Grasbrunn

Grasbrunn plant, in Keferloh ein Gewerbegebiet mit 4,8 Hektar Größe auszuweisen, an der ohnehin stark befahrenen B 471, die Haarer Wohngebiet durchschneidet. Putzbrunn hat ähnliche Pläne und Haar will die Finckwiese für attraktive Firmen freihalten. Auch diese beiden Projekte liegen an der B 471. Wenn alles so kommt, wie es sich abzeichnet, werden sich in einigen Jahren dort Gewerbegebiete wie an einer Perlenschnur aneinanderreihen. Und die Lastwagen stehen hintereinander im Stau.

Dies vor Augen bringt Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller immer wieder die fast schon vergessenen Pläne zur Sprache, die Entlastung schaffen könnten. Der Wunsch nach einer Entlastungsstraße geistert seit Jahren durch die Köpfe der Kommunalpolitiker. Man plante sogar schon und war recht weit gekommen mit der "B 471 neu" oder "Autobahnparallele", wie das Projekt lange genannt wurde, das vor allem der frühere Bürgermeister Helmut Dworzak aus Haar propagierte. Am Ende fanden aber die Gemeinden Aschheim, Kirchheim, Haar, Feldkirchen, Grasbrunn und Putzbrunn, die das gemeinsam stemmen wollten, nicht zusammen. Doch jetzt, angesichts der Entwicklung in Keferloh, sagt Müller: "Grasbrunn muss sich schon mal überlegen, ob es auf seinem Standpunkt bleibt, eine Verlegung der B 471 würde sie nichts angehen."

Großes Interesse, diese Ideen wieder aufzugreifen, besteht anders als in Haar auf Grasbrunner Seite tatsächlich nicht. Die neue Straße läge weitgehend auf Grasbrunner Flur. Diese über Grasbrunner Flur zu planende Straße würde allenfalls in Neukeferloh und Grasbrunn gewisse Entlastung bringen, sagt Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). "Die Autobahnparallele hat für Haar noch mal andere Bedeutung als für Grasbrunn." Dennoch zeigt er sich gesprächsbereit. Großer Schaden wäre für Grasbrunn eben auch nicht zu erwarten. So lange auf die Gemeinde keine Kosten zukämen. Für Korneder ist ein entscheidender Punkt in der Debatte, dass die Autobahnparallele als übergeordnetes Straßenprojekt angegangen wird. Ob als Kreisstraße, als Staats- oder Bundesstraße, das sei am Ende egal, sagt Korneder.

Es müsste also der Landkreis, der Freistaat Bayern oder der Bund als Baulastträger einspringen, um die Straße zu bauen. Doch derzeit gibt es wenig Anzeichen, dass in dieser Richtung etwas passiert. Mitte vergangenen Jahres saßen die betroffenen Bürgermeister mit Landrat Christoph Göbel (CSU) zusammen, um darüber zu reden, wie eine solche Autobahnparallele oder "B 471 neu" geschultert werden könnte. Doch seit den Gesprächen im Sommer 2015 war von dem Thema nichts mehr zu hören. Auch Korneder sagt, es gebe nichts "Greifbares".

Und so ist weiter offen, ob die Umfahrung von Aschheim, die als Bruchstück der ehemaligen Planungen für eine Autobahnparallele alleine umgesetzt wurde, eine Fortsetzung in Richtung Süden finden wird. Bis dato gilt das interkommunale Großprojekt als gescheitert und wegen mittlerweile schlechterer Zuschuss-Aussichten von staatlicher Seite für die Gemeinden alleine als nicht finanzierbar.

Dabei sind es gerade die angespannten Finanzen, die die Gemeinden dazu treiben, immer weiter Gewerbeflächen auszuweisen. Doch Grasbrunn steht zumindest für Putzbrunn und Haar exemplarisch auch für den Umstand, dass kaum freie Flächen zur Verfügung stehen. Das Gewerbeprojekt in Keferloh sei eine Möglichkeit, dem Abhilfe zu schaffen und "die Gemeindefinanzen in Ordnung zu halten", sagt Bürgermeister Korneder.

An solchen Wünschen fehlt es auch in Haar nicht. Die Folgen einer solchen Politik für den Verkehr sind aus Bürgermeisterin Müllers Sicht nicht mehr auszublenden. Sie sieht Probleme und Interessenskonflikte, aber sie sucht nicht die Konfrontation. Im Gegenteil: "Ich denke", sagt sie, "wir müssen uns nochmal an einen Tisch setzen."

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