Stadt am Rand:Aus den Tropen nach Lübeck

Werkschau widmet sich Julia Mann und ihren Schriftstellersöhnen

Dass die Mutter Thomas und Heinrich Manns Brasilianerin war und 1851 mitten im Urwald bei Rio de Janeiro geboren wurde, wissen selbst manche Germanisten nicht. Ihr Weg führte vom "Glück in den Tropen" in das - für Thomas Mann - "mittelalterliche Lübeck" und in die Ehe mit dem Finanzsenator Mann und endete nach dem frühen Tod des Senators 1891 mit ihrem Umzug in die Bohèmestadt München. Ein Leben zwischen den Kulturen, das für das spätere Exil und Weltbürgertum ihrer Schriftstellersöhne Heinrich und Thomas sowie für dessen Künstlerkinder prägend war.

In der Galerie im Schlosspavillon, Ismaning, widmet sich von diesem Wochenende an eine Dokumentation den drei Lebensetappen Julia Manns in Brasilien, Lübeck und München und ihren Einfluss auf das literarische Werk ihrer Söhne. Kuratoren des dokumentarischen Teils der Ausstellung über Julia Mann sind Dieter Strauss, ehemaliger Leiter der Goethe-Institute Sao Paulo, Santiago de Chile, Paris und Rabat/Casablanca, und die Brasilianerin Maria A. Senne. Ein besonderer Reiz liegt darin, dass der Münchener Maler und "Spurensucher" Joachim Jung diese Ausstellung mit seiner Porträtserie zu der Familie Thomas Manns bereichert. Als forschender Spurensucher hat Jung zahlreiche sehr unterschiedliche Bildserien zu Künstlern, Philosophen, Wissenschaftlern und Autoren geschaffen: so etwa zu Paul Klee und Van Gogh, oder über den Philosophen Henry David Thoreau und nicht zuletzt zu Schriftstellen wie Hermann Lenz, Jean Paul und eben auch Thomas Mann.

Die Dokumentation zu Julia Mann begleitet der Katalog "Julia Mann - Lebensstationen der Mutter von Heinrich und Thomas Mann" Die Vernissage ist am Sonntag, 5. November, sie beginnt um 16 Uhr. Den Einführungsvortrag hält Dieter Strauss. Er spricht über Julias Einfluss auf das literarische Werk ihrer Söhne Thomas und Heinrich sowie ihres Urenkels Frido. Zudem gibt es ein Gespräch zur Porträtserie zwischen Jung und Galerieleiterin Gisela Hesse. Die Ausstellung dauert bis zum 17. Dezember. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis sonntags von 14.30 bis 17 Uhr.

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