Stadion-Affäre:Wildmoser junior beharrt auf seiner Unschuld

Der Ex-Stadionchef behauptet, Bayern und Sechziger hätten von seinen Treffen mit Alpine gewusst. Bei dem anstehenden Prozess drohen Karl-Heinz Wildmoser junior vier bis fünf Jahre Haft.

Von Klaus Ott

In Münchner Justizkreisen wird vor dem spektakulärsten Prozess des Jahres fleißig spekuliert. Karl-Heinz Wildmoser junior müsse mit vier bis fünf Jahren Haft rechnen, schätzen Kenner des Verfahrens.

Voraussichtlich von November an sitzt der Ex-Geschäftsführer des neuen Fußballstadions und des TSV 1860 auf der Anklagebank, weil er bei der Vergabe des Bauauftrags für die teure Arena knapp 2,6 Millionen Euro Schmiergeld vom österreichischen Konzern Alpine kassiert haben soll.

Den Gesamtschaden zu Lasten der Bauherren, des FC Bayern und der Sechziger, beziffert die Staatsanwaltschaft auf mindestens 2,8 Millionen Euro.

Der junge Wildmoser, er wird von der Kanzlei Bub und Gauweiler vertreten, will allerdings seine Unschuld beweisen. Kurz bevor die Staatsanwaltschaft Anklage erhob, stritt der Hauptakteur der vermeintlichen Stadionaffäre in einer umfangreichen Vernehmung alle Vorwürfe ab.

Insbesondere habe er sich, bevor Alpine im Februar 2002 für 286 Millionen Euro den Zuschlag erhielt, weder heimlich mit der Konzernspitze getroffen noch Interna aus dem Vergabeverfahren verraten.

Vielmehr sei es ihm darum gegangen, für die Stadion GmbH des FC Bayern und des TSV 1860 einen möglichst niedrigen Preis herauszuholen. Alpine sei zu teuer gewesen.

Wildmoser junior beharrt auf seiner Unschuld

Der damalige Stadionchef wäre demnach kein Schuft, sondern ein erfolgreicher Unterhändler gewesen, was die Staatsanwaltschaft aber nicht glauben mag.

Die Ermittler hatten Wildmoser junior erstmals vor einem halben Jahr vernommen, als er verhaftet worden war. Da gab der Beschuldigte zu, er habe sich im Januar 2002 mit dem Konzernchef von Alpine, einem weiteren Alpine-Manager und einem Mittelsmann mehrmals am Münchner Flughafen getroffen.

Andere Version

sionVon diesen Gesprächen habe sonst niemand gewusst. Bei seiner zweiten Aussage präsentierte er dann eine andere Version, die sich ebenso wie der Inhalt der ersten Vernehmung in Justizkreisen schnell herumsprach.

Der Lenkungsausschuss der Stadiongesellschaft habe ihn gebeten, nach einem misslungenen Auftritt von Alpine am 8. Januar 2002 Druck auf den Konzern auszuüben, berichtete Wildmoser junior (dem Ausschuss hatte auch sein Vater, der seinerzeitige Löwen-Präsident Karl-Heinz Wildmoser senior angehört).

Über die anschließenden Termine mit Alpine seien die Bayern-Funktionäre Fritz Scherer und Bernd Rauch sowie ein Vertreter der Sechziger im Bilde gewesen. Nur den Ort der Zusammenkünfte hätten sie nicht gekannt.

Scherer war damals ebenfalls Stadion-Geschäftsführer, Rauch Sonderbevollmächtigter beider Vereine für die Arena. Nach der Verhaftung von Wildmoser junior rückte Rauch auf den Chefposten der Stadion GmbH und schilderte den Ermittlern das Vergabeverfahren für den Bauauftrag: Um keinen Fehler zu begehen, seien inoffizielle Gespräche gar nicht erlaubt gewesen. Das habe jeder gewusst.

Hätte ein Konkurrent die Entscheidung erfolgreich anfechten können, dann wäre das Vorhaben gescheitert, bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 eine neue Arena zu bauen.

Die Staatsanwaltschaft hält Wildmoser junior durch Rauch und weitere Belastungszeugen für überführt, während der Beschuldigte auf seiner Darstellung beharrt und auch das Millionen-Honorar rechtfertigt.

Das stamme aus einer früheren Provisions-Vereinbarung mit einem Geschäftsfreund, der beim Stadionprojekt den Kontakt zu Alpine vermittelt habe.

Diese Vereinbarung sei in Ordnung gewesen, sagte Wildmoser junior. Er habe nur den Fehler gemacht, sie später bei seiner Berufung zum Stadionchef nicht mitzuteilen, weil alles so schnell gegangen sei.

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