Theater:Ort des Experiments

Ausgerechnet in fürs Theater schwierigen Zeiten eröffnet das Staatstheater Augsburg eine neue Spielstätte.

Von Egbert Tholl, Augsburg

Man könne ja nicht, so André Bücker, Intendant des Staatstheaters Augsburg, dessen Vertrag gerade um sieben Jahre verlängert wurde, darauf warten, dass alles wieder normal sei. Es wisse ja keiner, wann das sei. Und natürlich sei es derzeit extrem mühsam, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Das heißt aber nicht, dass dieser still steht, überhaupt nicht. Und da das Staatstheater Augsburg seit Schließung des zu renovierenden Stammhauses auf der Suche nach geeigneten Spielstätten ist, neben der Interimsbühne im Martinipark und der neuen Brechtbühne, ging halt auch diese Suche weiter. Jüngstes Ergebnis: das alte Rock Café im Stadtteil Kriegshaber.

Das ist nun nicht unbedingt die zauberhafteste aller möglichen Gegenden, aber vom Bahnhof Augsburg-Oberhausen mit der Tram sehr gut zu erreichen. Steigt man aus, wendet sich der Blick zu einem etwas düsteren Haus mit großem Giebel, "Rock Café" steht noch dran, und kaum hat man es betreten, kann man sich sehr gut vorstellen, wie hier dereinst, als es noch eine Musikbühne war, langhaarige Menschen elektrische Instrumente bedienten. Es gibt eine Bar, im Eck eine Bühne, man nimmt an Wirtshaustischen Platz, zwanzig Zuschauer dürfen rein, knapp halb so viele Techniker sind mit diversen Gerätschaften beschäftigt. Auf das Engagement seiner Technikcrew ist Bücker besonders stolz.

Der Eröffnungsabend heißt "Wer zuletzt lacht, lacht zuletzt", Nicola Bremer hat ihn erfunden, und man kann sagen, wenn das "Rock Café" eine Spielstätte fürs Experimentelle werden soll, gibt es da noch einen gewissen Spielraum, Potenzial hat der coole Ort allemal. Nun hat man erst einmal den Eindruck, Bremer habe in letzter Zeit viel Netflix geschaut und dimme nun den Zynismus der Serie "Squid Game" auf Theaterverhältnisse herunter. Tödliches Spiel, Apokalypse, Isolation, darin drei ambitionierte Darstellende, die auch sängerisch einiges zu bieten haben. Ein Anfang.

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